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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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weiter wichtig nahm. Claudia fehlte es an Hartnäckigkeit. Und das war in ihrem Beruf ein großer Nachteil. Außerdem hatte sie sich bei der Verfolgung des Wagens nicht besonders geschickt angestellt. Einmal waren sie so nahe an den Commodore herangekommen, dass Mary das rattenähnliche Gesicht des
Kerls im Rückspiegel hatte erkennen können. Ihr war nichts anderes übriggeblieben, als Claudia zu befehlen, zurückzubleiben, einen Umweg über die Seitenstraßen zu machen und sich weiter vorne in der Gilbert Street wieder an den Wagen ranzuhängen. Was ihnen nicht gelungen war. Es war also eindeutig Claudias Schuld, dass sie den Wagen verloren hatten. Die nächste Viertelstunde hatten sie damit verbracht, fieberhaft die umliegenden Straßen zu durchkämmen, immer darauf bedacht, nicht weiter aufzufallen.
    Aber jetzt waren sie ihm erneut auf den Fersen.
    Â»Was macht er bloß?«, sagte Claudia mehr zu sich selbst.
    Mary antwortete trotzdem:
    Â»Was weiß ich, verdammt noch mal! Aber wenn er uns gesehen hat, sind wir schön angeschmiert!« Kurz darauf fuhr sie fort: »Los, steigen Sie aus und gehen Sie zu dem Haus dort. Tun Sie, als ob Sie anklopfen würden, dann warten Sie kurz und wiederholen das Ganze noch mal. Dann kommen Sie zurück. Wenn wir Glück haben, hält er uns für eine Art Lieferservice oder so.«
    Â»Wenn wir Nick anrufen würden, könnte er jemanden schicken, der das andere Ende der Straße überwacht.«
    Â»Verdammt, Claudia, Sie gehen mir allmählich auf die Nerven! Los, machen Sie schon.« Endlich setzte sich Claudia in Bewegung. Wenig später war sie zurück und zwängte ihre nicht gerade zierliche Figur wieder auf den Fahrersitz.
    Â»Er hat sich nicht gerührt. Keinen Millimeter. Kann nicht sagen, ob er uns bemerkt hat. Mensch, dieser Hühnchengeruch macht mich noch krank.«
    Claudia sagte nichts, kräuselte nur die Nase. Dann sahen sie, wie ein Rabauke auf einem BMX-Rad die Straße entlanggeradelt kam. Plötzlich sprang die Tür des Commodore auf. Wie in Zeitlupe, so schien es ihnen, knallte das Rad des
Jungen dagegen, kippte langsam um, der Junge flog – seltsam steif – über die Tür, streifte mit dem Kopf die Motorhaube und schlug schließlich auf dem Asphalt auf, wo er, offenbar bewusstlos, liegen blieb.
    Claudia stieß einen erstickten Schrei aus und riss die Tür auf.
    Mary packte sie am Arm.
    Â»Nicht!«, zischte sie.
    Â»Sind Sie verrückt? Der Junge ist verletzt!«
    Â»Wir rufen einen Krankenwagen. Warten Sie eine Minute.«
    Â»Ich kann nicht«, kreischte Claudia. Mary hielt sie eisern fest, spürte jedoch, wie sie abzurutschen begann.
    Â»Bloß eine Minute. Mal sehen, was passiert. Warten Sie noch einen Moment, dann können Sie gehen. Claudia, bitte!«
    Â»Ich werde Sie melden.«
    Â»Wie Sie wollen.« Sie hatte sich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis Claudia diese Drohung aussprach. Und was geschehen musste, ehe sie es tat.
    Â»Schauen Sie. Er steigt aus.«
    Claudia blickte wieder zu dem Jungen hinüber. Zusammen beobachteten sie, wie der Mann sich bei dem Jungen hinkniete, seinen Puls fühlte und seinen Kopf nach Verletzungen abtastete. Dann blieb er in der Hocke sitzen und blickte sich verstohlen um. Mary tat es ihm nach. Worauf wartete er? Auf Zeugen? Offenbar zufrieden erhob er sich, machte die hintere Tür des Wagens auf und legte den leblosen Jungen auf den Rücksitz. Dann schlug er die Tür zu und setzte sich wieder ans Steuer.
    Â»Ich rufe jetzt Nick an«, verkündete Claudia.
    Â»Gut, aber warten Sie noch einen Moment. Wir fahren
ihm erst ein Stück nach. Vielleicht bringt er den Jungen lediglich ins Krankenhaus.«
    Â»Und vielleicht haben Sie ja Recht, und er entführt ihn!«, keuchte Claudia schockiert. »Man spielt nicht mit dem Leben eines Kindes, Mary. Das werde ich nicht zulassen.«
    Â»Ich weiß selbst, dass das kein verdammtes Spiel ist, Claudia. Wir verfolgen einen möglichen Kidnapper. Er hat einen verwundeten Jungen in seiner Gewalt, der offensichtlich in ein Krankenhaus gehört. Wir folgen ihm. Sobald sich rausstellt, dass er nicht zum nächsten Krankenhaus unterwegs ist, fangen wir ihn ab, okay? Und jetzt fahren Sie los, sonst verlieren wir ihn noch. Aber nicht zu nah rankommen!«
    Mary bemerkte, dass an Claudias Hals schon wieder die Sehnen wie Klaviersaiten hervortraten,

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