Gerade noch ein Patt
lachte. »Sie werden feststellen, daß Sie mich nicht so leicht loswerden wie den Yellowjacket.«
»Furlann!«
Tom wurde herumgerissen, als Furlann sich der neuen Stimme zuwandte. Die Steyr wanderte mit, und das seelenlose schwarze Auge der Mündung starrte ihn auch weiterhin unverwandt an.
Die neue Stimme gehörte Cinqueda, der Straßensamurai. Wiederum erschien sie aus dem Nichts. Sie stand halb geduckt da, eine Hand ausgestreckt, die andere im Nacken, ein Messer mit mächtiger Klinge wurfbereit haltend. Eine gewöhnliche Person würde solch eine Waffe nicht weiter werfen können, als sie spucken konnte, aber er zweifelte nicht daran, daß die vercyberte Cinqueda die nötige Kraft dazu hatte.
»Hoi, Cinq. Wie gehen die Geschäfte?« Furlann hörte sich nicht so an, als fühlte sie sich bedroht.
»Gut, was nicht an dir liegt«, erwiderte Cinqueda. »Besteh' nicht darauf, das hier auf die harte Tour zu regeln.«
Cinquedas Messer war wurfbereit. Tom hatte gesehen, wie schnell sich die Straßensamurai bewegte, und wußte, daß Furlanns bester Beschleunigungszauber nicht an die aufgepeppten Reflexe der Samurai heranreichte. Cinqueda konnte ihren Angriff ausführen, bevor die Magierin etwas tun konnte. Aber würden die Cyberaugen der Samurai den Verzerrungszauber kompensieren können, der Markowitz einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte? Furlann schien es nicht zu glauben, weil sie Tom nicht losließ. Das Gewehr schwebte immer noch vor seinem Gesicht.
»Du würdest es nicht tun, Cinq«, sagte Furlann. »Wir haben eine zu gute Zeit zusammen erlebt. Du erinnerst dich doch noch, oder? Ich erinnere mich jedenfalls.«
Cinqueda rührte sich nicht, kein Muskel an ihr zuckte. »Ich erinnere mich, daß du schon immer auf das falsche Pferd gesetzt hast. Denk gut darüber nach, Lanny. Auf diese Entfernimg verfehle ich nie. Du hast die Wahl.«
»Es stimmt, ich habe dich noch nie verfehlen sehen, aber du hattest es auch noch nie mit meinem Verzerrer zu tun.«
»Ist er so gut wie Black Mary Thomas' Verzerrer?«
»Fast.« Furlann sagte es mit Stolz. Black Mary Thomas mußte eine höllische Magierin sein.
»Pech für dich, Lanny«, sagte Cinqueda emotionslos. »Black Marys war nicht gut genug.«
Tom spürte ein Zittern in den unsichtbaren Händen, die ihn gepackt hatten.
»Du bluffst«, sagte Furlann.
Cinquedas Miene blieb völlig reglos. »Wie ich schon sagte, du hast die Wahl.«
Das auf Tom gerichtete Gewehr blieb nicht reglos. Es bebte, als sich der Abzug langsam zurückzog. Tom verlor das Interesse an der Konfrontation zwischen der Samurai und der Magierin. Das dunkle, lidlose Auge der Waffe nahm ihn jetzt ganz in Anspruch.
Er wußte, daß er nicht schnell genug war, einer Kugel auszuweichen, aber er konnte nicht einfach still stehen bleiben. Er konnte wenigstens kämpfend sterben. Er warf sich gegen die unsichtbaren, fesselnden Hände in der klaren Erwartung, daß es das letzte war, was er in seinem Leben tat.
Metall klirrte gegen gehärtetes Plastik. Die Geräusche gingen im Husten der Steyr unter. Zornige Bienen umschwirrten ihn. Feuer verbrannte seine Schulter. Eine heiße Nadel durchbohrte sein Ohr. Irgend etwas von der Größe eines Lastwagens trat gegen seine Stirn, und ihm wurde schwarz vor Augen.. Er fiel.
Andy befürchtete schon, Furlann hätte Cinqueda in ihrer Handlungsweise beeinflußt, als er sah, daß die Straßensamurai ihr Messer nach Tom warf. Kit hatte gesagt, daß die Armee-Magierin gefährlich war.
Doch Cinqueda hatte nicht auf Tom, sondern auf das Gewehr gezielt, das ihn bedrohte. Der Wurf der Samurai war zwar gut, aber die Klinge schlug den Lauf nicht weit genug zur Seite. Als Furlann abdrückte, wurde Tom von der Kugelsalve getroffen. Er ging in einem Regen aus Blutspritzern und Plastikscherben von seinem zerschmetterten Helm zu Boden.
Cinqueda hatte Furlann bei der Kehle, bevor Tom auf dem Boden lag.
»Sie muß noch reden«, rief Markowitz.
Die Bemerkimg hätte er sich sparen können. Wenn Cinqueda die Absicht gehabt hätte, die Magierin zu töten, wäre Furlann tot gewesen, bevor Markowitz das erste Wort herausbrachte.
Tom war es, um den sie sich Sorgen machen mußten. Kit und Andy rannten los, um zu sehen, ob sie etwas für seinen Bruder tun konnten. Trotz einer Unmenge Blut in Gesicht und Haar atmete Tom noch.
»Der Helm hat ihm das Leben gerettet«, sagte Kit. »Die anderen Wunden sind oberflächlich.«
Sie durchsuchte Toms Gürteltaschen, bis sie eine
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