Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
Vom Netzwerk:
anzustoßen. Durch die Erschütterung kleckerte etwas von Toms Soykaf auf Olivettis Hand. Die dunkle Flüssigkeit perlte von dem glänzenden Metall ab und lief in dünnen Rinnsälen daran herunter.
    »Entschuldigung«, sagte Tom automatisch.
    »Spielt keine Rolle, Mann«, sagte Olivetti, indem er sich setzte. »Es sei denn, sie sind dazu übergegangen, den Kaf mit Batteriesäure aufzuschütten.« Er stellte seine Tasse ab und schüttelte dann mit einem raschen Schlenker des Handgelenks die letzten Tropfen ab. »Die Sensoren schalten sich im Schadensfall ab und hinterlassen lediglich digitale Updates, informativ, aber nicht schmerzhaft. Schließlich würde ich es erfahren wollen, wenn ich eine Hand verlöre, oder?«
    Toms Ansicht nach war der vollständige Verlust einer Hand einem derart offensichtlich mechanischen Ersatzglied vorzuziehen. Was nicht imbedingt die vorherrschende Meinung in gewissen Kreisen war - Kreisen, in denen sich Olivetti offensichtlich bewegte. Es war nicht klug, wenn der Kommandant der Unterstützungsdrohnen seiner Einheit glaubte, daß man ihn für einen perversen Spinner hielt, auch wenn das stimmte. Tom war längst nicht mehr so sicher wie früher, daß Cyber-Er-satzglieder pervers waren - schließlich gab es medizinische Notwendigkeiten -, aber er fühlte sich immer noch unwohl in Gegenwart von Leuten, die sich freiwillig damit ausrüsteten. Er hatte den Verdacht, daß Olivettis Cyber-Verstärkungen nicht medizinisch notwendig waren, aber solange er es nicht mit Sicherheit wußte, wollte er den Mann auch nicht verurteilen.
    »Konnten Sie auch nicht schlafen?« fragte er, in der Hoffnung, ein angenehmeres Thema anzuschneiden.
    »Schlaf ist nur was fürs Fleisch«, sagte Olivetti, was keine Hilfe war.
    »Tja, nun, was man braucht, das braucht man eben.« Tom deutete mit dem Kopf auf den Bildschirm. »Haben Sie Interesse an einem Programmwechsel?«
    Olivetti warf einen Blick auf den Schirm, runzelte die Stirn und sah sich dann in der Messe um. Als sich seine Cyberaugen wieder auf Tom richteten, sagte der Rig-ger: »Kann nicht von allzu vielen gewählt worden sein. Was wollten Sie sehen?«
    »NewsNet.«
    »Gute Wahl.«
    Olivetti winkelte sein Handgelenk an. Ein Datenzapfen fuhr aus einem Hohlraum über den Fingerknöcheln aus. Er schob den Zapfen in das Terminal des Tisches, und das Bild änderte sich. Seine Stimme hatte den Ausschlag gegeben. Das Nachrichtenprogramm berichtete über eine Rede, die Präsident Steele vor dem Unternehmerrat für Wissenschaftsförderung gehalten hatte.
    »Steele.« Olivetti schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich. »Er hat nur Glück gehabt, daß Adams den Löffel abgegeben hat. Andernfalls würde unser verehrter Oberkommandierender nicht im Oval Office sitzen und an der großen Konzerntitte saugen. Kein denkendes Wesen hätte dem Arschloch je seine Stimme gegeben.«
    »Komisch, ich hätte Sie für einen Technokraten gehalten.«
    Die kalten Chromaugen betrachteten ihn lange, bevor Olivetti sagte: »Sie waren zu lange bei der Hokuspokus-Truppe. Ich bin seit seiner Gründung im Jahre '32 eingetragenes Mitglied des Technorepublik-Policlubs.« Olivetti tippte sich mit einem Finger gegen den Augapfel, und Metall klickte gegen Metall. »Dem Chrom gehört die Zukunft. Wer sich nicht verchromt, lebt hinterm Mond, und das ist die Wahrheit. Die Zukunft hat bereits begonnen.«
    Tom wollte auch nicht über Techno-Philosophie diskutieren. »In der letzten Meinungsumfrage, die ich gelesen habe, war Steeles Beliebtheitsgrad ziemlich hoch.«
    »Meinungsumfragen sind nicht das Papier wert, auf dem man sie druckte, wenn sie nicht auf elektronischem Weg gemacht würden. Außerdem - da Steele ein verdammter Technokrat ist, können die elektronischen Umfragen gar nicht anders, als positive Ergebnisse für ihn erbringen. Was mich betrifft, ich bin ebenso fortschrittlich wie jeder Durchschnittsbürger, aber diese Technokraten-Bande? So sicher, wie es einen Gott in der Maschine gibt, werden sie das Land tiefer in den Drek reiten, denn je. Sie waren schon 'Kraten, lange bevor sie Techno wurden, und wie alle guten 'Kraten würden sie nicht mal ihren Hintern ohne Straßenkarte und Führer finden. Drek, ohne einen Ausschuß können sie ja nicht mal die Entscheidung fällen, kacken zu gehen. Und ich bin nicht der einzige, der so denkt, das kann ich Ihnen sagen.«
    Tom brauchte es sich nicht erst von Olivetti sagen zu lassen. Auf der Akademie hatte man ihm die Ohren mit

Weitere Kostenlose Bücher