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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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damit konfrontiert wird. Das hast du mir selbst beigebracht.«
    »Ich habe nicht viele Schüler im aktiven Dienst.«
    »Das ist mir auch aufgefallen.«
    Der General lehnte sich zurück und seufzte müde. »Kommt mir so vor, als würden unsere Waffengattungen mehr als nur ein wenig lahmen. Man muß gar kein altes Schlachtroß wie ich sein, um das zu erkennen. Es ist einfach alles anders geworden, seit die Luftwaffe den größten Teil ihrer strategischen Aktiva und die Marine die Marines an die Konföderierten Staaten verloren hat und praktisch auf einen Ozean und die großen Seen beschränkt ist. Unserer Waffengattung ist es besser ergangen, aber nicht gut. Wir sind schrecklich weit von der Supermacht entfernt, die wir am Ausgang des letzten Jahrhunderts waren. Könnte sein, daß sich das Land auf sich selbst zurückgezogen hat, vielleicht ein wenig zu sehr. Wir sind immer noch größer und mächtiger als England zu den Zeiten, als die Sonne über seinem Imperium nie untergegangen ist.«
    »Imperium? Von Wirtschaftsimperien abgesehen, ist diese Welt vor langer Zeit untergegangen.«
    »Es gibt genug Leute, die dir sagen würden, daß das, was geht, auch wiederkommt.«
    Unterhielt sich Tom gerade mit einem dieser Leute? Er war es nicht gewöhnt, solche Dinge von dem General zu hören.
    »Tom, du siehst mich an, als sei mir gerade ein zweiter Kopf gewachsen. Was, glaube ich, die Antwort ist, die ich hören wollte. Ich bitte um Verzeihung, falls ich dir zu nahe getreten bin, aber du bist auch früher schon in schlechte Gesellschaft geraten.«
    »Das ist längst Vergangenheit. In den Zeiten meiner halsstarrigen Jugend.«
    »Deine Halsstarrigkeit ist wohl kaum Vergangenheit. Frag nur Genifer.«
    »Das mag sein, aber was ich sonst auch sein mag, ich bin meinem Land gegenüber loyal.«
    »Ich bin froh, das zu hören, Tom. Sehr froh. Und ich bin froh, daß du nachdenkst. Das ist wichtig.« Der General hielt einen Augenblick inne, was auf einen Themawechsel hindeutete. »Du bist in General Osmolskas Kommando für Sonderressourcen. Was hältst du von der Cyberisierungs-Strategie?«
    »Wie du schon sagtest, ich bin in General Osmolskas Kommando. Wie du weißt, auf eigenen Wunsch.«
    »Also befürwortest du die ganze Sache?«
    »General Osmolska betrachtet jede Diskussion, die nicht seinen Standpunkt wiederholt, als politisch, und ich habe meine Ansicht zu politischen Aussagen bereits geäußert.« Der General hob daraufhin das Kinn, also fügte Tom rasch hinzu: »Bei allem gebührenden Respekt, Sir.«
    »Du bist nicht die Marionette des alten Russki geworden, oder?«
    »Nein. Aber ein guter Offizier verhält sich loyal gegenüber seinem Vorgesetzten.«
    »Nun, so, wie ich das sehe, warst du nicht loyal genug, um dich für das Programm Cyberverstärkte Soldaten zu melden. Ich sehe nicht einmal eine Datenbuchse.«
    »Das ist richtig. Rein äußerliche Hilfen versetzen diesen Soldaten immer noch in die Lage, seinen Job zu erledigen.« Womit Tom der Aussage, daß er Osmolskas Programm Cyberverstärkte Soldaten für einen Fehler hielt, so nah kam, wie es ihm überhaupt möglich war. Die mit der Rückkehr eines Soldaten ins Zivilleben verbundenen psychologischen Faktoren waren schon immer ein Problem gewesen. Eine physische Komponente hinzuzufügen machte es nur noch schlimmer. Das geringste Problem dabei würde die Frage sein, wie man einen Soldaten mit eingebauten Waffen entwaffnete, wenn es an der Zeit war, ihn zu entlassen.
    »In Denver hast du einen Zug mit Gefechts-Riggern geführt, nicht wahr?«
    »Offiziell waren wir eine Gefechtseinheit, aber wir wurden nur für Grenzpatrouillen und Schmuggelbekämpfung eingesetzt. Nichts, was ich Gefecht nennen würde.«
    »Und alle deine Soldaten hatten Datenbuchsen. Die Offiziere auch?«
    »Datenbuchsen sind ziemlich weit verbreitet.« Für die meisten Leute war das Einsetzen einer Datenbuchse ein so normaler Vorgang wie eine Korrektur der Sehstärke. Tom war von Offizieren anderer Einheiten oft wegen der Tatsache gehänselt worden, daß er sich nicht wie sie einstöpseln konnte.
    »Eine Datenbuchse ist der erste Fuß in der Tür«, sagte der General. »Ich weiß, ich klinge wie ein Fossil, aber ein Mann ist nun mal, was er ist. Weißt du, die Fernlenk-Revolution war bereits zu meiner Zeit im Gange und sickerte in alle Bereiche der Armee ein, die es gibt. Ich kann dir sagen, sie ist keine Antwort. Dieser ganze Rigger-Kram ist auf seine Art schlimmer als Interkontinentalraketen.

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