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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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Entmenschlichend, das ist er. Was ist ein Krieg ohne das menschliche Element? Dieser Verstärkungs-Kram ist noch schlimmer. Er überträgt die Entmenschlichimg auf die persönliche Ebene. Ich kann nicht verstehen, warum er vorangetrieben wird.«
    »Präsident Steele steht dahinter.«
    »Steele, der Technokrat.« Der General schüttelte traurig den Kopf. »Er will kleinere, wirkungsvollere Einheiten und hält hochtechnisierte Einheiten mit geringer Mannschaftsstärke für die Lösung. Er vergißt wieder einmal die Leute. Typischer Technokrat. Präsident Adams mag Demokrat gewesen sein, aber er hat wenigstens begriffen, daß wir Männer und Frauen in der Armee brauchen. Gott sei Dank ist Steele bisher zu unentschlossen gewesen, um Adams' Rekrutierungspolitik rückgängig zu machen und die Mannschaftsstärke zu reduzieren. Ich nehme an, er glaubt, wenn er die Stellen erhält, läßt ihn das wie einen Menschenfreund aussehen.«
    Tom hatte gehört, daß Verringerungen der Mannschaftsstärke bevorstanden, aber jetzt, wo sich der General ohnehin schon derart ereiferte, war nicht der geeignete Zeitpunkt, das zu erwähnen. »Du hast mit der Frage, wie eine autokratische Armee in einem demokratischen Staat lebt, mehr Erfahrimg als ich. Glaubst du, die Leute würden sich bereitwilliger mit ihm abfinden, wenn Steele direkt gewählt worden wäre?«
    Präsident Steele war zu Amt und Würden gekommen, als Präsident Adams am Tag nach seiner zweiten Amtseinführung einem Schlaganfall erlegen war. Wie erwartet, hatte es Gerüchte gegeben, daß daran etwas faul gewesen sei, aber die Gerüchte hatten sich rasch zerstreut.
    Der General dachte nur kurz darüber nach. »Vielleicht, aber ich bezweifle es. Ein Technokrat ist ein Technokrat. Und er hätte auch nicht Booth zu seinem Vizepräsident ernennen sollen. Booth ist auch Technokrat, um Himmels willen. Steele hatte seine Vizepräsidentschaft einer Koalition zu verdanken. Adams wußte, was er tat, als er die Demokraten mit den Technokraten verheiratete. Man sollte meinen, Steele hätte es bemerken müssen, wo er doch eine ganze Regierungsperiode neben ihm verbracht hat. Ich hätte gedacht, Steele sei vernünftig genug, um zu erkennen, daß er diese Koalition noch braucht, aber ich nehme an, er ist mit der normalen Technokraten-Blindheit hinsichtlich der Bedürfnisse der Leute geschlagen. Das wird auch der Grund sein, warum er diese Sache mit der Kompensationsarmee vor seiner Haustür vor sich hinfaulen läßt.«
    Ihre Unterhaltung wanderte von der tätsächlichen Armee zur sogenannten Kompensationsarmee. Die zusammengewürfelte Bettlerhorde, die den Bundesdistrikt überschwemmt hatte, war keine Armeeangelegenheit und daher etwas, worüber Tom frei seine Meinung äußern konnte. Das tat er auch und sein Großvater ebenfalls. Tom stellte zu seiner Überraschung fest, daß seine eigene Haltung härter war als die des Generals, was daran lag, daß ehemalige Armeeangehörige an dem Protest beteiligt waren. Der General hegte eine gewisse Sympathie für sie, weil sie mit ihm in den Auflösungsfeldzügen, wie der General die militärischen und paramilitärischen Operationen in Verbindung mit dem Zusammenbruch der alten Vereinigten Staaten nannte, gedient hatten. Tom glaubte trotzdem nicht, daß die Beteiligung derartiger Veteranen ein Grund war, ihren zivilen Ungehorsam einfach abzutun. Das Gespräch, das nur gelegentlich in einen Streit ausartete, dauerte bis spät in die Nacht und weiter bis zum Morgen. Sie hatten sich so lange nicht mehr gesehen, daß keiner der beiden gewillt war, die Gelegenheit zu verpassen, Versäumtes nachzuholen. Tom war gerade aufgefallen, daß sie seit einiger Zeit Vogelgezwitscher hörten, als das Klingeln des Telekoms in den morgendlichen Chor einfiel.
    Der General runzelte die Stirn. »Das ist nicht das normale Klingeln unseres Anschlusses. Wer, zum Teufel, deckt um diese Uhrzeit in unsere Leitung?«
    »Niemand«, sagte Tom, indem er sich erhob, um zu antworten. »Das ist mein Kontaktsignal.«
    Tom loggte sich ein und nahm die Befehle on-line entgegen. Er las sie, als sie entschlüsselt waren, und fluchte laut. Soviel zu seinem Urlaub.
    »Was ist los?« fragte der General, indem er Tom über die Schulter sah.
    Technisch gesehen, waren Toms Befehle streng vertraulich, aber der General hatte einen Unbedenklichkeitsstatus, auf den Tom mindestens noch ein Jahrzehnt warten mußte. Er war kein Sicherheitsrisiko. Dennoch schaltete Tom den Bildschirm aus, bevor er sich

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