Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
Vom Netzwerk:
wie ihr mich kennt, war ich, nicht immer!“, sagte er
einmal, als er in Erzähllaune war. „Die Schule hab ich abgebrochen, da war ich
so alt wie ihr. Bin von zu Hause abgehauen und auf einem Schiff als blinder
Passagier mitgefahren. Na und dann hab ich mich vom Küchenjungen zum Steuermann
hochgearbeitet.«
    Dabei
blitzten seine blauen Augen verwegen, und ein herrischer Zug spielte um seinen
Mund. Sein Leben lang war er zur See gefahren.
    Im
Dorf ging das Gerücht, er habe in Japan gelebt und dort die Kampfkunst der Samurais
erlernt. Das lag wohl daran, dass an der Wand neben seinem Fernseher ein
Schwert hing, eines, wie es die Samurais benutzten. Das beflügelte die Fantasie
der Dörfler.
    Doch
Knut schwieg, wenn Clara und Pedro ihn danach fragten.
    Einmal
aber,  als sie ihn mit ihrem Besuch überraschten, hatten sie heimlich durch
das Fenster beobachtet, wie er das Schwert aus der Scheide zog und
kunstfertigen Hiebe und Stiche gegen einen unsichtbaren Gegner führte.
    . Dass es in seiner
Vergangenheit ein Geheimnis gab, beflügelte ihre Fantasie. »Meerwolf« nannten
sie ihn liebevoll.
    Knut hatte
eine sonderbare Angewohnheit: Er rülpste zur Begrüßung. Das tat er immer, wenn
Clara kam, denn er wusste, dass sie darüber lachen musste. Eine lieb gewonnene Schrulle
aus der Zeit, als sie sechs Jahre alt war. Und eine Erinnerung an seine Zeit in
China, wo ein Rülpser zeigt, dass das Essen schmeckt.
    Als sie zur
Tür hereinkamen, holte er gerade eine Garnele aus dem Topf, biss ihr den
Schwanz ab und schmatzte genüsslich darauf herum.
    »Für euch
habe ich auch welche«, sagte er und schob ihnen den Topf hin.
    »Knut, die
Autos … es ist etwas Schreckliches passiert!«, rief ihm Clara zu.
    Knut
rülpste. Doch diesmal lachte Clara nicht. Auch Pedro sah ihn todernst an.
    »Na was ist
denn? Ihr macht ein Gesicht, als wäre der Klabautermann hinter euch her!« Er streichelte
Clara über das Haar. »Du bibberst ja! Was ist los mit dir?«
    »Auf der
Ringstraße … die Autos … es hat grässliche Geräusche gegeben und … dann …«
    »Dann war
es total still!«, fiel ihr Pedro ins Wort. »Und Papas Ferrari ist hin!«
    Knut sah
die beiden verständnislos an. »Was redet ihr da? Ich versteh nicht ganz … ein
Unfall?«
    Clara
schüttelte den Kopf. Pedro nickte.
    »Na was
denn nun?«, fragte Knut. So außer sich hatte er die beiden noch nie gesehen.
»Kommt, lasst uns den Verkehrsfunk hören, die wissen wahrscheinlich, was auf
der B 86 los war.«
    Er
schaltete das Radio ein und suchte den Verkehrssender. Es dauerte eine Weile,
bis er ihn gefunden hatte. Die Stimme des Sprechers klang sachlich wie immer,
vielleicht eine Spur eindringlicher als sonst:
    »Auf den
Straßen herrscht Chaos. Die Motoren haben ihr Geräusch verloren. Erste
Untersuchungen ergaben, dass sie trotzdem einwandfrei laufen. Die
Fahrtüchtigkeit der Autos ist in keiner Weise beeinträchtigt. Die Autofahrer
werden gebeten, Ruhe zu bewahren. Bitte nehmen Sie Kurs auf Ihr Fahrziel,
fahren Sie langsam und überholen Sie nicht.«
    Knut
schüttelte den Kopf und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Na so was! Das ist
nicht nur auf der B 105 passiert! Ist es das, was ihr erlebt habt? Mit euren
eigenen Augen und Ohren?«
    Clara und
Pedro berichteten atemlos.
    »So was hab
ich mein Lebtag noch nicht gehört!« Er zupfte sich am Ohrläppchen. »Aber
ehrlich gesagt«, er angelte mit dem Finger eine Garnele aus dem Topf und biss
ihr den Schwanz ab, »ich bin ganz froh, dass die Benzinesel Ruhe geben.« Und er
grinste schief.
    »Aber
Knut!«, sagte Clara. »Das Wasser macht auch keine Geräusche mehr!«
    »Ich weiß,
Kinder, ich weiß. Aber macht euch mal keine Sorgen, das kommt alles wieder in
Ordnung. Nu macht schon, nehmt euch was von den Garnelen, ihr sollt mir doch
nicht verhungern!«
    Und er biss
selbst in eine Garnele. Doch diesmal knackte die Schale nicht, und als er mit
offenem Mund vor sich hin kaute, blieb das Schmatzen aus.
    »Na so
was!« Er machte ein verdutztes Gesicht und versuchte so laut wie möglich zu
schmatzen. Aber es war nichts zu hören.
    »Was soll
das?« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass es polterte. Er rülpste –
oder er versuchte es zumindest. Nichts war zu hören. Er probierte es immer
wieder - aber es ging nicht. An einem anderen Tag hätten sich Clara und Pedro
gekringelt vor Lachen, aber jetzt schauten sie ihm entsetzt zu.
    »Sagt bloß,
das hat auch was mit dem verdammten Verschwinden der Geräusche zu tun?«,
fluchte

Weitere Kostenlose Bücher