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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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tippte
sich durch seine Playlist, doch was er auch anklickte... »Das kann nicht sein!«
Er tippte immer hektischer auf das iPod ein. Sein Gesicht war kreidebleich. »Ich
höre nichts! Rein gar nichts!«
    Clara sagte
mit rauer Stimme: »Vielleicht ist es kaputt?«
    »Das werden
wir gleich sehen!« Knut schaltete das Radio ein, wählte seine
Lieblingsmusiksender an. Doch welchen er auch anpeilte, nirgends ertönte Musik.
Sie hörten nur Stille. Und Wortsendungen.
    Knut warf
sich in seinen japanischen Sessel. »Kinder!«, er rang nach Fassung, »Nu heißt
es, klar Schiff machen in der Birne! Bloß nicht die Nerven verlieren!« Und mit
einer beschwörenden Stimme fuhr er fort: »Das kann nur eine technische Störung sein! Wird sich alles klären !«
    Sie ahnten nicht, dass
es von jetzt an auf der Welt keine Musik mehr geben würde.

Abreise
     
    »Ich habe den
Personalchef und den Direktor dringend gebeten, meine Abreise zu verschieben,
bis man weiß, was hinter diesem Geräuschsterben steckt«, sagte Claras Vater. Er
war in Katastrophenstimmung. »Ich kann euch doch jetzt nicht allein lassen!«
    Clara und
Anna halfen ihm beim Packen seiner Koffer. Anna türmte Unterhosen und
Unterhemden aufeinander und schichtete sie in einen Koffer.
    »Aber mit diesen
Leuten kannst du nicht reden!« Er ballte seine Hand zur Faust. »Es gibt auch
noch andere Mitarbeiter mit Familie, Herr Maiwald.«, äffte er den Direktor
nach. »Sie sind nicht der einzige, der verreist. Wo kämen wir da hin, wenn wir
auf jedermanns Familie Rücksicht nehmen wollten.«
    Zwischen
seinen Augenbrauen stand eine steile Falte. »Aufgeblasener Blödmann! Das
Geräuschproblem werden wir schon in den Griff kriegen, hat er gesagt, der
Klugscheißer!«
    So hatte
Clara ihren Vater noch nie fluchen hören. Sie reichte ihm seine Krawatten aus
dem Schrank, die kamen ganz oben in den Koffer. Ihr Vater stand mit hängenden
Schultern vor seinem Gepäck. »Eine Stunde noch, dann muss ich los!«
    Clara lief
in ihr Zimmer und kam mit ihrem Teddy zurück. Ein Geschenk ihres Vaters zu
ihrem achten Geburtstag. »Nimm ihn mit«, sagte sie. »Und denk immer an mich!«
    Ihr Vater
drückte sie an sich. »Ja, mein Liebes, das mach ich. Und wir werden uns jeden
Abend über Skype sehen. Und ich werde dir von diesem märchenhaften Indien
erzählen, von seinen Königspalästen, von seinen Elefanten und Tigern, das
verspreche ich dir.« Er lächelte hilflos.
    »Ich weiß,
wie traurig du bist, Papa!«, flüsterte sie, und er drückte sie fest an sich.
    Sie fuhren
schon am frühen Vormittag zum Flughafen, obwohl der Flieger erst nachmittags
ging. In diesen Tagen musste man mit endlosen Staus auf den Straßen rechnen.
Die Autos fuhren über weite Strecken im Schritttempo, und der Verkehr kam immer
wieder zum Erliegen.
    An den
Verkehrsampeln standen die Menschen dicht gedrängt. Selbst wer es eilig hatte,
wagte nicht bei Rot die Straße zu überqueren. Es war höchste Vorsicht geboten.
Die Zahl der Verkehrsunfälle war bereits sprunghaft angestiegen.
    »Es macht
mich ganz kribbelig, dass ich den Wagen nicht höre«, sagte ihr Vater. »Ich habe
überhaupt kein Gefühl für das Tempo! Es ist zum wahnsinnig werden!«
    Die Fahrt
zog sich ewig hin.
    Clara sagte:
»Erzähl was von Indien, Papa.«
    »Oh,
da gibt es so viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll!«
    Er
lächelte ihr über den Rückspiegel zu. „Denk nur, riesige Palmenwälder, wilde
Papageien, Schlangenbeschwörer und heilige Elefanten in kunterbunten Tempeln.
Meine Großeltern hatten wunderschöne Bildbände über Indien im Bücherregal
stehen, die habe ich verschlungen. Weißt du, damals habe ich Feuer gefangen für
dieses exotische Land. Da war ich so um die 12 Jahre alt.«
    Clara
runzelte die Stirn, er schwindelt mich an, dachte sie, armer Papa, er will
nicht zeigen, wie ihm wirklich zumute ist.
    Jetzt
standen sie endgültig im Stau.
    »Schrecklich,
dass es nicht mehr möglich ist Musik zu hören!«, sagte Anna und fing an mit
ihrer schönen Stimme ein Lied zu singen. Clara fiel ein, und ihr Vater pfiff
die Melodie dazu. Für ein paar Augenblicke waren sie glücklich.
    Ein Flieger
dröhnte über ihren Köpfen in Richtung Landebahn, ein anderer stieg gerade
brüllend auf. Alle paar Minuten ging das so. Sie hatten den Flughafen erreicht.
Clara schaute den Fliegern nach und hielt sich die Ohren zu.
    Ihr Vater
seufzte. »So unheimlich es ist, dass so viele Geräusche verschwinden«, sagte er
und schaute zu

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