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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Rachel Weiss jeden Augenblick vor dem Eingang dieser Basis erscheinen. Sie sitzen in einem Helikopter und werden mitten in diesem Medienzirkus draußen landen.«
    Skow stieß leise Verwünschungen aus.
    »Tennant?«, fragte einer der Senatoren auf dem Bildschirm. »Ist das nicht der Irre, der den Präsidenten ermorden wollte?«
    »Er ist der Arzt, der die Trinity-Affäre öffentlich gemacht hat«, sagte Senator Jackson. »Und er ist einer meiner Wähler. Ich möchte, dass er in Ihren Einsatzraum gebracht wird.«
    »Einverstanden«, sagte McCaskell. »Dr. Tennant besitzt vielleicht wichtige Informationen für uns.«
    Skow erhob sich und wandte sich zum Schirm. »Senator, ich habe zwei Jahre lang eng mit Dr. Tennant zusammengearbeitet. Er hat ernste psychische Probleme einschließlich paranoider Halluzinationen. Wir wissen, dass er wenigstens zwei Männer getötet hat, und er hat gedroht, den Präsidenten zu ermorden.«
    »Ich habe bisher noch keinen stichhaltigen Beweis für diese Behauptung zu Gesicht bekommen«, sagte McCaskell. »Und Dr. Tennants Mail hat uns eine ganz andere Geschichte erzählt.«
    »Er ist trotzdem gefährlich!«, beharrte Skow.
    »Nicht, wenn er von einem Trupp unserer Special Forces in die Mitte genommen wird«, sagte General Bauer. »Ich werde ihm eine Eskorte entgegenschicken.«
    »Einer meiner Bundesbeamten vom Secret Service wird Ihre Leute begleiten«, sagte McCaskell. »Nur um sicherzugehen, dass er wohlbehalten und lebendig hier eintrifft.«

40
    White Sands
    I ch klammerte mich an meinen Sitz, als der Helikopter auf eine von Fahrzeugen umgebene Menschenmenge unmittelbar vor den White Sands Proving Grounds zuraste. Hinter dem Tor standen zwei Humvees mit leichten Maschinengewehren auf Lafetten, bemannt mit Schützen. Rachel deutete nach unten auf die durcheinander laufende Menge. Es handelte sich offensichtlich in der Hauptsache um Journalisten, doch es gab auch eine Gruppe von Demonstranten mit Transparenten und Plakaten und Kruzifixen. Sie erinnerten mich irgendwie an die Menschenmassen in Jerusalems Via Dolorosa.
    Ich sah durch die offene Tür des Huey nach Norden. Fünfzig Meilen weiter hatte mein Vater als junger Wissenschaftler die Detonation der ersten Atombombe miterlebt. Ironischerweise hatte man das Unternehmen »Trinity Shot« genannt. Er hatte der Detonation in einem Bunker beigewohnt, und eine Hochgeschwindigkeitskamera hatte jede Millisekunde der Geburt einer neuen Sonne festgehalten. Viele Zeugen dieses Ereignisses hatten später versucht, es zu erklären, doch niemand hatte den Augenblick so festgehalten wie Robert Oppenheimer. Ich hatte seine Worte in meinem Seminar über medizinische Ethik an die Wand geheftet:
    Als sie in der Morgendämmerung von New Mexico zündete, diese erste Atombombe, dachten wir an Alfred Nobel und seine vergebliche Hoffnung, dass die Erfindung des Dynamits allen Kriegen ein Ende setzen würde. Wir dachten an die Legende von Prometheus, an jenes tiefe Gefühl von Schuld wegen der neuenKräfte, die er den Menschen geschenkt hat, das sein Wissen um das Böse reflektiert, das er längst gekannt haben muss. Wir wussten, dass dies eine neue Welt war, doch wir wussten noch mehr, dass das Neue an sich eine alte Geschichte im Leben des Menschen ist und dass unser aller Wege darin wurzeln.
    Während der Huey sich dem Mob unter uns kreisend entgegensenkte, wurde mir bewusst, dass Oppenheimer etwas begriffen hatte, das Peter Godin abging. Godin war in den Trinity-Prototyp gegangen, um hinter sich zu lassen, was noch kein Mensch vor ihm jemals vollkommen hinter sich gelassen hatte: seine Menschlichkeit. Und genau in dieser Hinsicht war er zum Scheitern verurteilt.
    Die Menge brandete dem Helikopter entgegen, als wir auf der anderen Seite einer Reihe von Übertragungswagen landeten. Wir sprangen aus der Kanzel und rannten auf den Eingang zu, doch irgendjemand in der Menge erkannte mich und rief meinen Namen – und damit löste er eine Stampede aus. Nach wenigen Sekunden waren wir von einem Sturm aus Kameras, Scheinwerfern und Reportern umgeben. Ich blieb stehen und schwieg geduldig, bis der Lärm ringsum verebbt war.
    »Ich bin David Tennant. Ich bin der Urheber des Schreibens, das der Welt die Existenz von Trinity enthüllt hat.«
    »Was tun Sie hier?«, rief ein Reporter. »Sind das nicht die Leute hinter dem Zaun, die versucht haben, Sie umzubringen?«
    »Ich denke, diesen Punkt haben wir inzwischen hinter uns gelassen. Doch für den Fall, dass ich mich

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