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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wenig, wie es zwischen mir und meinem Vater aussieht.« Sie fuhr sich nervös mit dem Zeigefinger über die Lippen wie jemand, der sich nach einer Zigarette sehnt. »Wer hat den Mann getötet, der bewaffnet in Tennants Haus eingedrungen ist? Sie oder Tennant?«
    Zum ersten Mal spürte Rachel eine Emotion. »Warum interessiert es Sie? Waren Sie in ihn verliebt oder was?«
    »Wir haben hin und wieder miteinander gevögelt.«
    »Sie geben sich wirklich alle Mühe, hart zu sein.«
    Geli hob eine Augenbraue. Der Moment der Verwundbarkeit war vorbei. »Warum reden Sie mit mir, Doktor?«
    »Vermutlich versuche ich herauszufinden, wie gefährlich Sie sind.«
    »Sie meinen, ob ich hier bin, um meine Pflicht zu erfüllen oder mich an Ihnen zu rächen.«
    »Etwas in der Art.«
    Das kalte Lächeln kehrte zurück. »Vielleicht sind die beiden Dinge ein und dasselbe. Gibt es weitere Fragen?«
    »Wird Ihr Vater wirklich versuchen, uns zu evakuieren?«, fragte Rachel so leise, dass ihre Worte beinahe unhörbar waren.
    Gelis Augen funkelten. »Sie sind schlauer als ich dachte, Doktor. Ich an Ihrer Stelle würde mich jedenfalls nicht darauf verlassen.«
    Ravi Nara saß draußen vor dem Administrationshangar im Sand. Seine Muskeln waren vor Angst verkrampft, und er suchte panisch den dunklen Himmel ab. Die Anlage in White Sands besaß kein Militärgefängnis, deswegen hatte der Soldat, der ihn nach draußen gebracht hatte, ihn mit den Händen an einen Fahnenmast neben dem Eingang gebunden. Eine Neutronenbombe, hatte der General gesagt. Ravi dachte an den grausigen Tod durch Strahlungsvergiftung, als die Hangartür aufgerissen wurde, General Bauer nach draußen marschiert kam und Befehle in ein Walkie-Talkie brüllte.
    John Skow und der Stabschef des Präsidenten folgten ihm auf dem Fuß.
    Die drei Männer entfernten sich fünfzehn Meter von der Tür und blieben stehen. Sie bemerkten Ravi in der Dunkelheit nicht.
    »Ich hoffe bei Gott, dass Sie einen Plan haben, General«, sagte Ewan McCaskell. »Weil Washington es nämlich verdammt wenig hilft, wenn wir hier in White Sands evakuiert werden.«
    »Ich habe einen Plan. Aber ich glaube nicht, dass ich der Einzige bin. Skow?«
    Der NSA-Mann nickte. »Wir können Trinity erledigen.«
    »Wie das?«
    »Indem wir den Computer vom Internet isolieren. Das ist das Gleiche, als würden wir ihn eliminieren.«
    »Weiter. Machen Sie schnell.«
    »Als Godin starb, ist der Computer abgestürzt, und die russischen Raketen sind gestartet. Ursache und Wirkung, richtig?«
    General Bauer nickte.
    »Trinity muss irgendeine Art von Sicherheitssignal aussenden. Ein konstantes Signal, das gewissen anderen Computern sagt, alles ist in Ordnung. Als Godin starb, wurde dieses Signal unterbrochen, und die russischen Raketen sind gestartet. Wenn es uns gelingt, dieses ›Alles in Ordnung‹ vom Rest von Trinitys Output zu isolieren, können wir es wahrscheinlich kopieren. Dann müssen wir nichts weiter tun, als unsere eigene Version in die Datenleitungen einzuspeisen, die Trinity benutzt, und wir können die Stromversorgung unterbrechen. Trinity ist erledigt, aber die Computer, die für den Vergeltungsschlag verantwortlich sind, haben keine Ahnung, dass irgendetwas nicht stimmt.«
    »Wie lange würde es dauern, dieses Signal zu isolieren?«, fragte McCaskell.
    »Ich weiß es nicht. Trinity würde sofort bemerken, wenn wir versuchen, seinen Datenverkehr zu überwachen, also müssen wir es von außerhalb der Leitungen tun. Das verursacht eine Verzerrung. Und da das Signal von einem Computer für andere Computer generiert wird, ist es aller Wahrscheinlichkeit nach äußerstkomplex. Vielleicht erscheint es uns ohne eingehende Analyse sogar als zufällige Störung.«
    »Wie lange?«
    Der NSA-Mann zuckte die Schultern. »Zehn Minuten oder zehn Stunden, ich weiß es nicht.«
    »Wir wären tot, bevor wir es geschafft hätten. Und Washington existiert dann nicht mehr.«
    Das Schlagen von Rotorblättern hallte über den Hangar hinweg. McCaskell sah nach oben und blickte dann zu General Bauer. »Haben Sie diesen Helikopter gerufen, um uns zu evakuieren?«
    »Nein. Nur Sie.«
    Auf McCaskells Gesicht zeigte sich Verwirrung. »Warum?«
    »Unser EMP-Schlag ging schief, weil unsere Kommunikation abgehört wurde. Doch der Plan war gut.«
    »Haben Sie noch einen weiteren Bomber in der Luft?«
    »Wir brauchen keinen. Wir haben ICBMs mitten in den Kornfeldern Kanadas. Eine davon kann binnen dreihundert Sekunden in die erforderliche Höhe

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