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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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halten nichts von seiner Idee, ein männliches und ein weibliches Neuromodell miteinander zu verschmelzen? Und das Gerät zu überreden, sich freiwillig aus dem Netz zurückzuziehen?«
    Bauer schnaubte geringschätzig. »Sie haben gehört, was Trinity gesagt hat. Ganz gleich, wer in den Computer geladen wird, er wird die Kontrolle nicht abgeben. Dieses Gerät wird niemals sein Einverständnis geben, vom Internet genommen zu werden. Und solange das der Fall ist, sind wir unter seiner Kontrolle. Es heißt jetzt oder nie, Skow.«
    Der General knöpfte seinen Kragen zu und marschierte zur Hangartür.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Skow.
    Bauer lächelte. »Zu meiner Tochter. Ein längst überfälliger Familienbesuch.«
    Administrationshangar, White Sands
    Geli stand vor dem Hangar und rauchte eine Gauloise, als ihr Vater über den schmalen Weg zwischen den Gebäuden kam und vor ihr stehen blieb. Der General sah müde aus im Licht der frühen Morgendämmerung und älter als im Licht der Neonröhren drinnen, doch seine Kraft war geblieben. Er besaß die gleichen langen Muskeln wie Geli, und sein Händedruck brachte zwanzig Jahre jüngere Männer dazu, das Gesicht zu verziehen. Seine grauen Augen richteten sich auf Geli und blieben dort, über einen drei Jahrzehnte breiten Abgrund aus Schmerz und Zorn hinweg.
    »Du musst etwas für mich tun«, sagte der General.
    »Für dich«, entgegnete sie. »Du hast vielleicht Nerven.«
    »Das ist der Grund, aus dem ich diesen Job habe.«
    Sie starrte in das gemeißelte Gesicht, das so zuversichtlich und selbstsicher wirkte. »Was soll ich machen?«
    »Nachdem die Modelle verschmolzen sind, wirst du Tennant oder Weiss eliminieren.«
    » Oder Weiss? Es spielt keine Rolle, wen von beiden?«
    »Nein. Der Tod von einem der beiden wird Trinity in eine Phase der Verwirrung stürzen. Das erlaubt es der NSA, das Datenkabel anzuzapfen, das Trinity mit dem Backbone verbindet, und ihr eigenes Signal zu überlagern. Dieses Signal wird die für die Vergeltungsschläge zuständigen Computer täuschen. Sie werden annehmen, dass alles in Ordnung ist, und keine weiteren Raketen starten. Danach können wir die Energiezufuhr für Trinity ganz abschalten, ohne uns weitere Gedanken machen zu müssen.«
    Geli schwieg.
    »Wirst du es tun?«
    »Warum sollte ich?«
    Der General lächelte spöttisch. »Hätte ich dich gebeten, die beiden nicht zu töten, hättest du sie innerhalb der nächsten fünf Minuten erledigt.«
    »Glaubst du?«
    »Ich glaube, du hasst mich so sehr, dass du das genaue Gegenteil von allem tust, worum ich dich bitte. Und das ist in Ordnung so. Hass ist eine nützliche Emotion.«
    Geli hatte diese Lektion auf die harte Tour gelernt. »Weißt du, warum ich dich hasse?«
    »Natürlich. Du gibst mir die Schuld am Selbstmord deiner Mutter.«
    Allein die Tatsache, dass er es so beiläufig sagte, als wäre es irgendeine unwichtige Geschichte, verletzte sie im tiefsten Innern.
    Er trat einen Schritt näher. »Du glaubst, meine Frauengeschichten und der Alkohol wären schuld, dass sie letztendlich diesen Schritt getan hat, nicht wahr? Aber du irrst dich. Ich habe deine Mutter geliebt. Das hast du nie verstanden.«
    »Jeder tötet das, was er liebt«, sagte Geli. »Erinnerst du dich an den Spruch: ›Ein Feigling tötet mit einem Kuss, ein tapferer Mann mit dem Schwert‹? Du bist ein Feigling, wenn es darauf ankommt.«
    Der General schüttelte den Kopf. »Ich habe dich lange Zeit beschützt. Aber nun ist es an der Zeit, dass du die Wahrheit erfährst.«
    Sie wollte ihn anschreien, dass er den Mund halten und verschwinden sollte, doch in ihrem Hals saß ein Kloß, der sie am Reden hinderte. Kein Mann war imstande, Geli Bauer körperlich zu besiegen, ohne einen großen Preis dafür zu bezahlen, doch gegen die psychische Gewalt ihres Vaters war sie wehrlos.
    »Deine Mutter hat sich das Leben genommen, weil du dich zur Army gemeldet hast. Selbst nach allem, was vorher geschehen war, hast du dich entschlossen, mir in meine Fußstapfen zu folgen. Das brach deiner Mutter das Herz. Das hat ihr den Rest gegeben.«
    Geli war schwindlig, und sie hatte das Gefühl, als würden ihre Knie nachgeben. Doch nach einem kurzen Augenblick fing sie sich wieder und hielt dem erbarmungslosen Blick ihres Vaters stand.
    »Ich hätte es dir schon früher gesagt«, fuhr der General fort, »aber … wir wissen beide, was passiert ist.«
    Gelis Hände zitterten vor Wut. Die Narbe auf ihrer Wange brannte wie Feuer, und trotzdem

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