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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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vorbeigefahren.«
    »Ich hatte Sie gebeten, mich zu wecken!«
    »Sie haben so fest geschlafen, ich habe es einfach nicht über mich gebracht.«
    »Ist Ihnen irgendwas Verdächtiges aufgefallen?«
    »Vor einer halben Stunde sind wir an einem Wagen der Staatspolizei vorbeigekommen, zusammen mit ein paar Cops von Plymouth, aber sie haben uns nicht beachtet. Ich nehme an, wir sind in Sicherheit.«
    Rachel sah alles andere als fit aus. Vermutlich würde sie schlappmachen, sobald wir unser vordringliches Ziel der Flucht erreicht hatten. Mir ging es nicht anders. Meine Reaktion auf das Töten von Geli Bauers bezahltem Killer war von einer Flut verschiedener Neurochemikalien gedämpft worden, die der Körper für das Überleben entwickelt hatte. Immer wieder zuckten Bilder aus meinem letzten Traum durch mein Bewusstsein, doch die Angst versiegte nach und nach, und in ihrem Kielwasser breitete sich eine merkwürdige Erleichterung in mir aus. Nach Monaten der Unsicherheit und des Rätselns deuteten meine Träume endlich auf einen spezifischen Ort auf der Welt. Jerusalem. Vom logischen Standpunkt aus betrachtet ergab es keinen Sinn. Ich war noch nie in Israel gewesen, und ich wusste wenig über dieses Land, außer dass dort seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt tobte, über den die Abendnachrichten Tag fürTag berichteten. Doch wohin hatte meine Logik mich bisher geführt?
    »David?«, fragte Rachel. »Vielleicht können wir uns für eine Weile …«
    Ich legte ihr hastig die Hand auf den Mund. »Nicht! Entschuldigen Sie, aber ich hatte Sie bereits gewarnt!«
    Sie nickte, und ich nahm die Hand wieder weg. »Wenn die NSA so allmächtig ist, wie Sie sagen«, flüsterte sie, »was haben Sie getan, um das Videoband in Ihrer Wohnung aufzuzeichnen? Konnte man das nicht ebenfalls abhören?«
    Ich streckte die Hand nach dem Rücksitz aus und hob Fieldings Schachtel voller selbst gebastelter Spielsachen nach vorn zu mir auf den Schoß. Ich nahm einen ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter langen Metallstab hervor und zeigte ihn Rachel. »Fielding hat mir gezeigt, wo sie die Wanzen versteckt hatten. In winzigen Löchern in den Gipswänden.«
    »Was hat Fielding mit diesen Sachen gemacht?«, fragte Rachel. »Finden Sie nicht auch, dass das alles ein wenig verdächtig aussieht?«
    »Ich kann verstehen, dass man als Außenstehender diesen Eindruck gewinnt. Sie hätten Fielding kennen müssen.«
    Noch während ich dies sagte, fragte ich mich, ob ich den exzentrischen Engländer tatsächlich gekannt hatte. Ich durchwühlte seine Schachtel und suchte nach Hinweisen auf eine verborgene Agenda. Die meisten der selbst gebauten Apparate sahen wie die Projekte eines Teenagers aus, der seine Wochenenden bei RadioShack verbrachte. Eines erinnerte an den Viewmaster, mit dem ich als Kind gespielt hatte, ein Plastikgehäuse mit zwei röhrenförmigen Linsen und einem Schalter an der Seite. Ich hob die improvisierte Apparatur an die Augen, zielte auf Rachel und legte den Schalter um. Mein Sichtfeld wurde in Gelb getaucht, doch sonst geschah nichts.
    »Was ist das?«, fragte Rachel.
    »Ich weiß es nicht genau.« Ich richtete das Gerät auf die Windschutzscheibe und blickte nach vorn auf die Straße.
    Eine eisige Faust umklammerte mein Herz. Ein dünner, grüner Strahl aus kohärentem Licht – ein Laser – traf beinahe senkrecht auf die Scheibe des Audi. Ich kannte diese Strahlen aus den Physiklabors am MIT und hatte sie dort oft gesehen. Außerhalb der Labors waren sie nur in Filmen vorgekommen – in Laseroptiken von Scharfschützengewehren. Jemand zielte von oben mit einem Lasergewehr auf uns! Ich wollte Rachel eine Warnung zurufen, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Voller Panik riss ich am Lenkrad und zog zugleich die Handbremse. Der Audi geriet ins Schlingern.
    Rachel schrie auf und versuchte, den schleudernden Wagen unter Kontrolle zu behalten. Ich hob erneut den Scanner an die Augen und suchte nach dem Laser. Er war ungefähr vierzig Meter entfernt und näherte sich unserem Wagen wie die Hand Gottes. Der Audi kam mit kreischenden Reifen auf dem Seitenstreifen zum Stehen.
    »Was sollte das, verdammt?«, brüllte Rachel mich wütend an.
    Die nächste Deckung war eine Baumreihe, fünfzig Meter vom Seitenstreifen entfernt. Jemand mit einer automatischen Waffe konnte uns mühelos erledigen, bevor wir auch nur die halbe Strecke zurückgelegt hatten. Ich hielt Rachel den Laserscanner hin.
    »Jemand zielt auf uns! Gehen Sie in Deckung! Unters

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