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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Nehmen Sie die Abfahrt.«
    Sie verlangsamte auf fünfzig Meilen, dann bog sie mit kreischenden Reifen ab.
    »Vollgas!«, sagte ich.
    Sie trat das Gaspedal durch und jagte mit siebzig Meilen in der Stunde über die zweispurige Asphaltpiste. Ich nahm den Laserscanner an die Augen und suchte nach dem grünen Strahl. Wir hatten sie an der Abfahrt abgeschüttelt, doch jetzt näherte er sich wieder unserer Heckscheibe. Ich beugte mich zu Rachel.
    »Wir überqueren bald eine Brücke über den Cashie River, wo er in den Albemarle Sound mündet. Danach nehmen Sie die nächste links.«
    »Sagen Sie mir einfach, wo ich abbiegen soll.«
    Der A8 fraß die Kilometer unter sich wie ein hungriger Tiger. Wir jagten über die Hochbrücke, die sich in weitem Bogen über den Cashie spannte. Ich schob den Kopf aus dem Fenster und sah nach oben. In einer Höhe von vielleicht tausendfünfhundert Metern flog ein kleines Flugzeug über der Straße. Eine Woge der Erleichterung überkam mich. Ich hatte befürchtet, dass ein Helikopter ein Stück voraus landen und ein SWAT-Team mit Maschinenpistolen absetzen könnte. Ein normales Flugzeug konnte zwar auf einem Highway landen, jedoch nicht auf der gewundenen Straße, auf der wir bald sein würden.
    Rachel deutete auf eine Kreuzung ein Stück weit vor uns. Ich nickte. Sie verlangsamte ihre Fahrt gerade weit genug, um abbiegen zu können, dann jagten wir über eine viel schmalere Straße dahin, die auf beiden Seiten von dichten Wäldern gesäumt war.
    »Sehen Sie die Bäume?«, fragte ich und hielt mich am Armaturenbrett fest.
    Hundert Meter vor uns ragten gewaltige Eichen auf, deren Zweige über die Straße hingen und sie in einen schattigen Tunnel verwandelten. Als wir unter den Bäumen angekommen waren, ließ ich mein Fenster herunter und lehnte mich erneut nach draußen. Zuerst sah ich nichts außer Ästen. Dann erkannte ich den silbernen Rumpf des Flugzeugs, das in einer Höhe von vielleicht sechshundert Metern hinter uns der Straße folgte.
    »Schneller!«, rief ich. »Wir hängen sie ab!«
    »Ich kann nicht mehr schneller, sonst verliere ich die Kontrolle über den Wagen!«
    »Keine Bange, Sie haben das perfekt im Griff.«
    Gewöhnliche Kleinflugzeuge wurden deshalb für die Überwachung bevorzugt, weil sie wesentlich länger in der Luft bleiben konnten als Helikopter. Heute würde die NSA einen hohen Preis für diese Strategie bezahlen. Ein Flugzeug konnte nicht in einem engen Zickzackkurs fliegen, um auf einer so stark gewundenen Straße mit überhängendem Laubwerk den Kontakt halten zu können.
    Die breiten Reifen des Audi quietschten, als Rachel eineweitere enge Kurve mit mehr als siebzig Meilen durchfuhr. Ich wurde mit der rechten Schulter gegen die Beifahrertür gepresst und hatte Mühe, die Karte ruhig zu halten, während ich nach einem Fluchtweg suchte. Wenn wir die nächste kleine Landstraße nach links nahmen, würden wir erneut den Cashie River überqueren, allerdings nicht über eine Brücke. Der Cashie sah an der fraglichen Stelle kaum breiter als ein Bach aus, und ein kursiver Schriftzug besagte, dass es eine Fähre gab. Das konnte alles Mögliche bedeuten, angefangen bei einer Motorfähre bis hin zu einem Seilkahn.
    Ich nahm den Scanner hoch und suchte die vor uns liegende Straße ab. Der Laser tanzte erratisch ungefähr siebzig Meter vor dem Wagen über die Straße, wo er immer wieder von Zweigen und Blattwerk unterbrochen wurde, während der Operator oben im Flugzeug versuchte, uns erneut einzufangen.
    »Vor uns ist eine Fähre«, sagte ich. »Wenn wir es bis dahin schaffen, sind wir vielleicht imstande, unseren Verfolgern am Boden zu entwischen.«
    »In Ordnung.«
    »Irgendwo vor uns kommt eine Abzweigung nach links.«
    »Okay.«
    »Da!«
    Rachel trat auf die Bremse. Ich dachte bereits, der Wagen würde ausbrechen, doch der Allradantrieb hielt uns in der Spur, und wir schafften die Abzweigung mit Mühe und Not. Der Tunnel aus Eichenlaub wurde dichter. Die einspurige Straße ging kurze Zeit später in eine unbefestigte, abschüssige Schotterpiste über, was mir verriet, dass wir uns dem Fluss näherten.
    »Vorsichtig«, mahnte ich, besorgt wegen des Hagels aus Steinen, die gegen den Unterboden prasselten.
    Der Wagen schwankte nach rechts. Wir umrundeten die letzte Kurve und kamen hinter einem uralten grünen Chevy Nova zum Stehen, der mitten auf dem Weg parkte. Hinter dem Wagen sah ich einen dunklen, langsam fließenden Fluss, der vielleicht achtzig Meter breit war.
    »Ich

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