Geraubte Herzen
»Ich bin Blodgett. Ich habe für Hope Kaution gestellt. Als wir das Revier verlassen haben, ist ein Lieferwagen vorgefahren. Sie haben sie gepackt und in den Wagen gezerrt.«
Die Menge schnappte nach Luft.
»Ich habe die Männer erkannt, es waren King Janeks Männer.« Mr. Blodgett richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. »Leute, unsere Hope ist in großen Schwierigkeiten.«
23
Zack stand ruhig da, während um ihn herum das Chaos regierte.
»Rufen Sie die Polizei!«, sagte Dr. Curtis mit der ganzen gottgleichen Autorität einer Chirurgin.
»Ich bin zurückgelaufen und habe es sofort gemeldet«, sagte Mr. Blodgett. »King Janek lebt außerhalb der Stadtgrenze und damit außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs. Sie haben gesagt, ich solle Brookline verständigen. Aber als ich versucht habe, der dortigen Polizei den Fall zu erklären, hat man mich nur ausgelacht.«
»Die sind alle von King bestochen«, sagte Mrs. Monahan. »Das ist allgemein bekannt.«
»Das ist eine Ungeheuerlichkeit!«
»Rufen Sie das FBI!«
»Nein, den CIA!«
»Nein …!«
Zack hörte zu. Seine Hände waren ruhig, sein Herzschlag normal, sein Verstand klar, und er studierte die Sachlage kalt aus sämtlichen Blickwinkeln.
Madam Nainci sank auf die Couch, schaukelte vor und zurück und brach in Tränen aus. »Es ist alles meine Schuld! Ich habe ihr die Gelegenheit verschafft, für diesen Schurken Wealaworth zu arbeiten. Dann betrügt er diesen King Janek, obwohl alle wissen, dass er ein gefährlicher Verbrecher ist, und jetzt hat er meine Hope in seiner Gewalt.«
Sarah sank neben sie und tätschelte ihre Hand. »Es ist nicht Ihre Schuld. Hope würde nicht wollen, dass Sie das denken.«
Zack wusste, dass Hope von einem Verbrecher, der für seine Skrupellosigkeit berüchtigt war, gefangen gehalten
wurde. Aber er wusste auch, dass Panik sie nicht retten würde. Irgendwer musste die Sache in die Hand nehmen. Und zwar sofort. Mit einer Geste, die den gesamten Raum umspannte, schrie er: »Genug jetzt!«
Er bewirkte sofortiges Schweigen. Alle sahen ihn an.
»Lassen wir den jungen Mann sprechen.« Mrs. Monahan stand auf, stützte sich auf ihr Gehgestell und bewegte sich auf die Mitte des Raumes zu. Ihre breite Reisetasche stand auf beiden Seiten des Korbes heraus. »Er hat sicher einen Plan.«
Er hatte einen Plan, aber der Plan war absurd, die Art von Idee, bei der es auf gute Nerven und Glück ankam und die auch zu Verletzung oder Tod führen konnte. Ein Dutzend Augenpaare sahen ihn erwartungsvoll an. »Ich rufe den Bürgermeister von Boston an. Ich setze ein ganzes Räderwerk in Bewegung. Aber auf dem offiziellen Dienstweg dauert das Stunden, und Hope hat vielleicht keine Stunden. Ich gehe zu King Janek. Ich sage ihm, dass Hope mir gehört, und ich werde darauf bestehen, dass er sie mir übergibt.«
»Sind Sie verrückt?«, fragte Mr. Blodgett fassungslos. »Wissen Sie überhaupt, wer King Janek ist?«
»Ja.« Zack schaute ihm in die Augen. »Das weiß ich.«
Mr. Blodgett stotterte: »Dann … dann … wissen Sie auch, dass es nicht funktionieren wird.«
»Ich vermute, es wird vergebens sein, ja. Also sollte ich Mr. Janek … vielleicht drohen, ihm meinen Mob auf den Hals zu hetzen.« Zacks Blick schweifte wieder durch den Raum.
»Sie haben aber keinen Mob«, erklärte Sarah.
Madam Nainci schluchzte noch lauter.
»Ich könnte aber einen haben.«
Die Leute im Raum begannen langsam zu begreifen. Sie sahen einander an und taxierten Zack.
Er setzte leise hinzu: »Es kann für jeden, der mitmacht, gefährlich werden.«
Mrs. Monahan gackerte: »Sie haben vielleicht Nerven, Junge. Aber Sie können auf mich zählen.« Sie sah seinen überraschten Blick und lächelte kühl. »Glauben Sie mir, Sie werden mich brauchen.«
»Und mich auch«, sagte Dr. Curtis.
Mr. Shepard straffte die schmalen Schultern. »Mich auch.«
Das Schaltbrett summte. Sarah sprang auf, doch ihre Miene verfinsterte sich sogleich, und es war klar, dass es sich lediglich um einen normalen Anruf handelte.
Jemand kam die Stufen heruntergepoltert.
Gespannt starrten alle zur Tür. Die Tür ging auf, und ein einschüchternd aussehender Schwarzer betrat einen Cellokasten schleppend den Raum.
Die Menge wich japsend zurück.
Mrs. Monahan zeigte mit zittrigem Finger auf den Cellokasten. »Was ist da drin?«
Der junge Mann schien verwirrt und registrierte verblüfft die Feindseligkeit, die ihm entgegenschlug. »Ein … Cello? Was hatten Sie denn gedacht?«
Er schaute
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