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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Schreibtisch.« Madam Nainci wedelte in Richtung des düsteren Ecks, wo stolz die Stehlampe stand. »Er möchte dir einen Vorschlag machen.«
    »Hope.« Mr. Wealaworth zog die struppigen Augenbrauen hoch. »Ich darf doch ›Hope‹ sagen?«
    Sie nickte.
    »Hope, wie Madam Nainci freundlicherweise schon erläutert hat, bin ich Buchhalter, und es ist mir gelungen, ein paar wichtige Klienten an Land zu ziehen. Einer, ein Mr. Janek, ist von besonderer Bedeutung. Ich würde aus meinen Kunden gern Kapital schlagen, aber meine Mittel reichen nicht ganz dazu aus, mir eine Kanzlei einzurichten.« Er setzte sich auf die Kante eines Esszimmerstuhls und beugte sich, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, vor. »Sie verstehen?«
    Hope fragte sich, warum ein Mann seines Alters nicht
längst erfolgreich war. »Sie wollen wichtig sein, aber Sie haben nicht das Geld, wichtig auszusehen.«
    Er lehnte sich zurück. »Exakt! Und, wie überall sonst, ist auch in der Buchhaltung der äußere Schein alles. Also stellt mir Madam Nainci einen Platz auf dem Schaltbrett zur Verfügung - vermietet mir einen Platz, meine ich.« Er erübrigte ein Lächeln für Madam Nainci.
    »Ich richte das Abendessen«, erklärte Madam Nainci und ging in die Küche.
    »Sie sind zu gut zu einem einsamen Mann«, rief Mr. Wealaworth ihr nach und fuhr leiser, an Hope gewandt, fort: »Sie ist ganz außergewöhnlich, nicht wahr? So freundlich und großzügig. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, nachdem ich diesen großen Kunden an Land gezogen hatte, und sie sieht meine Notlage und nimmt mich unter ihre Fittiche.«
    Hope konnte sich langsam für ihn erwärmen. »So ist sie eben. Sie nimmt ständig Streuner bei sich auf.« Als ihr klar wurde, dass ihm die Beschreibung vielleicht nicht gefiel, setzte sie hastig hinzu. »Wie mich, zum Beispiel.«
    Ohne den leisesten Anflug von Verärgerung sagte er: »Oder mich. Wie gesagt, jetzt, mit einer Büroadresse und dem Platz auf dem Schaltbrett, der es klingen lässt, als hätte ich eine Sekretärin, bin ich einhundert Prozent besser dran als zuvor. Aber das, was ich wirklich gerne hätte, und was Madam Nainci schon angedeutet hat, ist jemand, den ich als Geschäftspartner angeben kann. Wenn es so aussieht, als hätte ich einen Partner, wird man denken, ich wäre groß im Geschäft, und ich könnte neue Klienten werben und weitere Buchhalter einstellen … ich denke, Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja …« Hope beäugte ihn zweifelnd. »Ich schätze, ja. Wo wollen Sie einen Geschäftspartner herbekommen?«
    »Madam Nainci hat Sie vorgeschlagen.«
    Die Idee warf Hope fast um. »Mich? Ich habe keine Ahnung von Geldanlagen.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Ich brauche jemanden, der für Postsendungen unterschreibt und ein paar Dokumente gegenzeichnet. Sie wären ein stiller Teilhaber.«
    Es schien zu gut, um wahr zu sein, was Hopes Erfahrung nach bedeutete, dass es das auch war. »Und warum nicht Madam Nainci? Sie macht ihre Buchführung selbst, und ich glaube, sie versteht etwas davon.«
    »Ich habe sie gefragt, aber sie hat Sie vorgeschlagen. Weil ich meinem stillen Teilhaber ein Gehalt bezahlen möchte.«
    »Ein Gehalt?«, fragte Hope gedehnt. »Wie viel?«
    »Fünfhundert monatlich.«
    Ein Anflug von Gier ließ Hope den Atem stocken.
    Als sie zu einer Antwort ansetzte, hob Wealaworth die Hand. »Ich weiß, es ist nicht besonders viel, aber mehr kann ich mir im Moment nicht leisten. Später kann ich es vielleicht erhöhen, aber erst muss ich andere Kunden unter Vertrag haben.«
    Fünfhundert Dollar pro Monat? Das war mehr, als sie zu hoffen gewagt hätte. Mit fünfhundert Dollar pro Monat hatte sie sich in gerade einmal vier Monaten den allerbesten Laptop zusammengespart und behielt noch genug für einen eigenen Internetanschluss übrig. Dann konnte sie jede freie Minute nach ihrer Familie suchen, statt in Bibliotheken mit antiquierter technischer Ausstattung gehen zu müssen. Ende des Jahres hatte sie vielleicht schon eins ihrer Geschwister gefunden. Oder vielleicht alle. Und dann würde sie nach sieben Jahren endlich zur Ruhe kommen. Bitter erworbenes Misstrauen ließ sie antworten: »Darüber muss ich erst einmal nachdenken.«
    »Natürlich, natürlich. Sie wollen erst Referenzen sehen.
Ich wünschte, sie würden weiter zurückreichen als nur fünf Jahre, aber ich habe meinen Abschluss erst mit vierzig Jahren gemacht. Es war hart, aber am Ende die Mühe wert.
    »Ich mache auch gerade einen Abschluss.«
    Er betrachtete

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