Geraubte Herzen
schenkte den Port ein.
»Aha. Sein Hintern dient dir als Ansporn.« Zack nahm mit einem Dankeschön den Port entgegen. »Außerdem weiß ich genau, dass du dir eh keinen Tag Ruhe gönnen würdest.«
»Training ist das Einzige, was mich am Laufen hält.« Sie hatte ein stählernes Blitzen im Blick. »Der Tag, an dem ich es ausfallen lasse, ist der Tag, an dem ich sterbe.«
»Das glaube ich dir«, sagte Zack. Wie sollte er ihr nur irgendwelche Auskünfte entlocken? Da kam ihm eine Idee. »Die Sache ist die, ich kenne da eine Frau, die ein künstliches Hüftgelenk braucht. Ich würde gern mehr darüber wissen.«
»Du kennst jemanden? Ach? Und seit wann kümmert dich so etwas?«
»Sie kann sich die Operation nicht leisten -«
»Du kennst jemanden, der sich etwas nicht leisten kann?«
Er mühte sich, geduldig zu bleiben. »Ich kenne sie eigentlich gar nicht. Ich habe nur von ihr gehört. Über meinen Auftragsdienst.«
Tante Cecily lehnte sich lächelnd in ihrem Stuhl zurück, einem von Frank Lloyd Wright entworfenen Sitzmöbel im »Mission Style«. »Ein Auftragsdienst, das passt zu dir. Aber ich begreife immer noch nicht, wie man über einen Auftragsdienst von jemandem erfährt, der sich kein künstliches Hüftgelenk leisten kann.«
»Die Dame, die meine Anrufe entgegennimmt, nimmt
auch die Anrufe der Frau entgegen, die die Hüftoperation braucht, und sie hat mir von ihr erzählt.«
Das Ganze war schon schwer genug zu begreifen, aber Tante Cecily stürzte sich natürlich genau auf die Passage, die ihm am unangenehmsten war. »Bei diesem Auftragsdienst arbeitet also eine junge Frau.«
»Ich weiß nicht, ob sie jung ist, aber eine Frau ist sie. Und sie möchte, dass ich ihr dabei helfe, ein gebrauchtes Gehgestell aufzutreiben.«
Tante Cecilys Augen, die genauso dunkel und rätselhaft waren wie seine, zogen sich zusammen. »Du willst einer Frau, die du noch nie gesehen hast, einen Gefallen tun?«
Ihre Ungläubigkeit irritierte ihn. »Ich habe nie gesagt, dass ich irgendwem einen Gefallen tun möchte. Ich habe nur gesagt, dass ich hören möchte, wie es dir mit deiner Hüfte geht, damit ich ihr über die Operation berichten kann.«
»Der jungen Frau vom Auftragsdienst oder ihrer Kundin?« Tante Cecily hatte einen hohen Argwohnsquotienten. »Beiden.«
Tante Cecily schien seiner Miene etwas Zufriedenstellendes zu entnehmen, denn sie sagte: »Ich habe mir gerade ein neues Gehgestell zugelegt. Das alte ist aber noch in gutem Zustand. Diese Hüftpatientin kann es haben. Gib mir eine Adresse, und ich lasse es hinbringen.«
Er hatte nicht eine verdammte Winzigkeit über Tante Cecilys Gesundheitszustand herausgefunden. »Madam Naincis Auftragsdienst.«
Tante Cecily fing wieder zu grinsen an. Sie war heute Abend bei weitem zu fröhlich aufgelegt. »Du hast dich also in eine Frau verliebt, die sich Madam Nainci nennt?«
Was hatte Jason noch gesagt? Du wägst deine freundlichen
Worte ab, als wären sie aus Gold, und dann geizt du noch beim Verteilen. Aber er amüsierte Tante Cecily, und das war auch gut so, denn sie gehörte zur Familie. »Ich habe mich in überhaupt niemanden verliebt«, sagte er freundlich.
»Schade! Eine Frau, die dich dazu bringt, dich für deine Mitmenschen zu interessieren, ist genau das, was ich mir für dich wünsche. Keine Robyn Bennett, die so seicht ist, dass sie im Kinderschwimmbecken ertrinkt. Du solltest mehr Wohltätigkeitsarbeit dieser Art leisten.«
Auch das hatte Zack schon zu hören bekommen. »Welcher Art?«
»Von der Art, die niemand mitbekommt und die einem, außer einem guten Gefühl, nichts einbringt.«
»Ich engagiere mich massiv für die Wohltätigkeit.«
»Auf einer opulenten Veranstaltung einen großen Scheck zu überreichen, ist keine Wohltätigkeit, sondern eine Methode, das Gewissen zu beruhigen und Steuern zu sparen. Solange du nicht hinausgehst und dir das Leben um die Nase wehen lässt, wirst du nie begreifen, was Bedürftigkeit ist.«
»Wann immer ich die Straßenseite wechsle, um einem Besoffenen auszuweichen, weht mir genug Leben um die Nase.«
»Du hörst dich an wie dein Vater. Und wie mein Vater.«
»Vater ist ein guter Mann. Großvater war …« Zack bemühte sich, sich etwas Positives über den gestrengen alten Mann einfallen zu lassen, an den er sich kaum erinnerte. »… erfolgreich.«
Tante Cecily ignorierte ihn. »Auch Alkoholiker brauchen Hilfe. Aber wenn du dafür zu zartfühlend bist, gibt es da auch noch die Klasse von Leuten, die bei Wal-Mart
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