Geraubte Herzen
konnte.«
Mit der Widerborstigkeit, die sie auch anfangs an den
Tag gelegt hatte, sagte Meredith. »Mr. Givens, ich beherrsche meine Arbeit, aber Sie sind -«
»Unklar in meinen Anweisungen?«
»Nein.« Sie stellte sich kerzengerade hin und sagte mit kalter, klarer Stimme: »Dickköpfig, wollte ich sagen.« Sie knallte ihre flache Hand auf seinen Schreibtisch und fuhr fort: »Sie zahlen gut, aber für den Mist hier können Sie mich gar nicht gut genug bezahlen. Sie sind unverschämt, anspruchsvoll, ungeduldig, und ich vermute, dass Sie nicht einmal mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung dazu in der Lage wären, sich eine Tasse Kaffee einzugießen.«
Er zischte durch die Zähne: »Dass ich von Ihnen korrekte Arbeit erwarte, kann man nicht als Mist bezeichnen.« Dann ruinierte er den Effekt, indem er dreimal in sein Taschentuch nieste.
Meredith betrachtete ihn ohne jedes Mitgefühl. »Nur weil Sie krank sind, brauchen Sie Ihre schlechte Laune noch lange nicht an mir auszulassen.«
Oh, Mann, für eine zitternde kleine Maus legte Meredith eine beeindruckende Show hin, wenn sie die Beherrschung verlor! »Ich bin nicht schlecht gelaunt, weil ich krank bin, ich bin schlecht gelaunt, weil -« Er nieste wieder und ruinierte erneut den Effekt.
»Ich weiß, warum Sie so schlecht gelaunt sind. Mr. Urbano hat Recht. Sie sind verwöhnt. Suchen Sie sich eine andere Sekretärin, falls Sie das schaffen. Holen Sie sich irgendeine arme Schluckerin aus dem Hauptsekretariat und quälen Sie die. Ich kündige!« Den Kopf zurückwerfend stürmte sie aus dem Büro. Durch die offene Tür sah er sie ihren Mantel nehmen, den Schal umlegen und zur Handtasche greifen.
Er setzte sich wieder und stützte den schmerzenden Kopf in die Hände. Mrs. Farrell wäre nicht mit ihm zufrieden.
Er zog ein Kleenex aus der Schachtel auf seinem Schreibtisch und schnäuzte sich. Aber ehrlich, was erwartete sie, ihn mit einer solchen Idiotin alleine zu lassen? Das Gespräch mit Baxter war wirklich widerwärtig gewesen, und er konnte von seiner Sekretärin erwarten, dass sie ihm derartige Unannehmlichkeiten ersparte.
Aber jetzt - die äußere Tür seines Büros krachte so heftig ins Schloss, dass ihm die Zähne aufeinander schlugen -, jetzt hatte er überhaupt keine Sekretärin mehr. Und er brauchte seine Erkältungsmedizin und wusste nicht, wo Mrs. Farrell sie aufbewahrte. Er hasste es, krank zu sein. Er war niemals krank. Er hatte eine verfluchte Erkältung; ein Mann, den er einst einen Freund genannt hatte, hatte ihn hintergangen; und keinen kümmerte es.
Er setzte sich abrupt auf. Verdammt, Jason würde außer sich sein. Zack hatte die verfluchte Wette verloren! Es sei denn … er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch.
Er griff zum Telefon und rief die Rezeption an. »Schicken Sie mir auf der Stelle jemanden aus dem Sekretariat.« Er lauschte der Rezeptionistin und geiferte: »Natürlich spricht hier Givens, wer sonst würde dieses Telefon benutzen?« Er knallte den Hörer auf die Gabel und starrte das teuflische Gerät finster an.
Es gab nur noch eine Person, die er anrufen konnte. Er wählte erneut. Eine farblose weibliche Stimme sagte: »Madam Naincis Auftragsdienst. Hope am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Givens?«
»Indem Sie mit normaler Stimme sprechen«, grollte Zack.
»Mr. Griswald?« Wie verlangt, war Hopes Stimme wieder warm und sanft.
Der Klang verursachte ihm erneut dieses prickelnde Gefühl im Nacken. Es lief seinen Rücken hinunter und genau
dorthin, wo es ihm am wohlsten tat. Hope verschwendete sich an diesen Auftragsdienst. Sie hätte für fünfundzwanzig Dollar die Minute Telefonsex machen sollen. Der Himmel wusste, er hätte bezahlt. Der Himmel wusste auch, dass er ihr nie diesen Vorschlag gemacht hätte - er wollte sie für sich allein.
Für sich und die ungefähr fünfzig anderen Kunden von Madam Naincis Auftragsdienst.
Wie jämmerlich, dass es ihn nach Hope gelüstete, einer Frau, die er nie gesehen hatte und die dreißig Jahre älter als er sein musste. Er musste Robyn anrufen. Er wusste nicht, warum er es nicht längst getan hatte.
Hope fragte: »Was machen Sie in Mr. Givens’ Büro?«
Seine Rufnummer zeigte ihr, wo er sich befand. Also sag ihr die Wahrheit, Zack. Sag ihr die Wahrheit .
Sie fragte frech: »Will der alte Schuft, dass Sie in seinem Büro an die Tür gehen?«
Ihre Unverfrorenheit verschlug ihm die Sprache. Ihr die Wahrheit sagen? Zum Teufel, er würde sie feuern!
Sie schien es
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