Geraubte Herzen
seinem Atemzug anzuhören, denn sie sagte: »Es tut mir Leid. Das war ungezogen. Sie verhalten sich Mr. Givens gegenüber loyal, und ich sollte Ihre Loyalität nicht auf die Probe stellen. Möchten Sie die Nachrichten für Mr. Givens?«
Verdrossen stellte Zack fest, dass er sie nicht feuern konnte. Im Moment war sie die einzige Freundin, die er hatte. »Nein.«
»Was kann ich dann für Sie tun?«
»Ich bin erkältet«, gestand er trübselig.
»Armer Junge.« Ihre Stimme vibrierte belustigt, aber darunter verbarg sich eine Woge an Mitgefühl.
Zack suhlte sich in der Wärme. »Und meine Sekretärin hat gekündigt.«
»Sie haben eine Sekretärin?«
Ihr Staunen ließ ihn sich besinnen. Sie hielt ihn für Griswald. Also improvisierte er. »Die Position des Butlers umfasst einen großen Verantwortungsbereich.«
»Scheint so.« Sie hörte sich beeindruckt an. »Warum hat sie gekündigt?«
»Sie war ineffizient.« Er hatte wieder dieses Schnarren in der Stimme.
»Hm, klingt, als wären Sie ein bisschen quengelig.«
»Natürlich bin ich quengelig!« Dann fiel ihm ein, dass man dieses Wort für Kleinkinder verwendete.
Hope machte sich über ihn lustig.
»Wenn ich Instruktionen erteile, dann erwarte ich, dass man sie befolgt.« Verdammt, sie provozierte ihn! »Es ist schließlich nicht so, dass Sekretärinnen einen komplizierten Job hätten. Ein paar Anrufe entgegennehmen, Akten einsortieren, ein paar Termine machen -«
Hope sagte mit überschnappender Stimme: »Sie enttäuschen mich, Griswald. Gerade Sie müssten wissen, wie wichtig und wie unterbewertet Dienstleister sind! Ihre Sekretärin ist wichtig, sonst hätten Sie sie nicht. Wenn ihr ein Fehler unterlaufen ist, dann gibt es dafür vielleicht mildernde Umstände.«
»Mildernde Umstände interessieren mich nicht. Ich bezahle sie für ihre Arbeit, und ich erwarte, dass sie sie tut.«
Hope überhörte seinen Wutanfall, wie sie es bei einem übellaunigen Kind getan hätte. In sachlichem Tonfall fragte sie: »Haben Sie ihr genau erklärt, was Sie von ihr wollen? War sie neu, oder hätte sie eine Einweisung gebraucht? Hat sie Kinder, die sie vielleicht ablenken?«
»Enkelkinder, aber für die bin ich nicht verantwortlich.«
»Wie der Boss, so der Butler.« Hopes Stimme war eindringlich. »Wussten Sie, dass die Givens Corporation zu
den am schlechtesten bewerteten Unternehmen gehört, was die Sozialleistungen betrifft? Kein Mutterschaftsgeld, keine Kindertagesstätten, so wenig Stellen wie nur möglich für Behinderte und Minoritäten, und ständig am Rande eines Gerichtsverfahrens, weil man Frauen nicht auf Führungspositionen aufsteigen lässt.«
»Frauen werden schwanger.« Er blinzelte erstaunt, als er sich das sagen hörte. Sein Vater sagte so etwas.
Hope weidete sich an seinem Sarkasmus. »Wie scharfsinnig, Sherlock. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie finden eine neue Sekretärin. Frauen sind immer verzweifelt auf der Suche nach einem unterbezahlten Job.«
»Meine Sekretärin ist nicht unterbezahlt.«
»Bestimmt ist sie das. Dass Mr. Givens reicher als Rockefeller ist, heißt noch lange nicht, dass er großzügige Gehälter zahlt. Oder etwa nicht? Also, was jetzt?«
»Er zahlt für das, was er bekommt.« Schon wieder sein Vater. Wann hatte Vater sich seines Körpers bemächtigt?
»Eben.« In ihrem Ton schwang Befriedigung mit. Sie änderte ihre Taktik und versuchte, ihm Einzelheiten zu entlocken: »Ich vermute, Sie waren ein bisschen zu streng mit Ihrer Sekretärin, oder?«
»Nun … ja … vielleicht.« Er klang verdrießlich. »Aber diese Erkältung ist furchtbar.«
Ihre Stimme wurde sanfter. »Sie sind ein Mann von einer gewissen Bedeutung. Wie viele Leute arbeiten unter Ihnen?«
»Das weiß ich nicht.« Er versuchte, sich zu erinnern, wie viele Bedienstete er daheim zu Gesicht bekam.
»Sie wissen nicht einmal, wie viele Untergebene Sie haben?« Sie hörte sich aufrichtig schockiert an.
Tausende . »Acht«, schätzte er hastig.
»Griswald, Sie dürfen Ihre schlechte Laune nicht an den
Angestellten auslassen. Das ist nicht fair - auch Ihnen selbst gegenüber nicht.«
»Könnte stimmen«, murmelte er.
»Sie wissen doch, wenn Sie Ihre Launen an anderen auslassen, sind die Leute irgendwann unzufrieden und arbeiten schlecht. Keiner arbeitet gern, wenn seine Leistung nicht gewürdigt wird. Sie sind ein gescheiter Mann. Sie wissen das doch.«
Er verdrehte die Augen. »Sind Sie jetzt fertig mit Ihrem Vortrag?«
Sie hörte sich amüsiert an.
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