Geraubte Herzen
arbeiten, zwei Kinder haben und nicht genug zum Leben haben,
aber zu viel, als dass sie Essensmarken bekämen. Frauen, zumeist. Ein wenig Ritterlichkeit würde dir dann und wann nicht schaden.«
Zack starrte seine Tante aus Schlitzaugen an. »Für eine kleine alte Dame kannst du eine ganz schöne Nervensäge sein, aber das weißt du selber.«
»Irgendjemand muss dir schließlich auf die Nerven gehen. Du bist so selbstzufrieden, dass es fast schon abstoßend ist.«
»Ich bin nicht selbstzufrieden.« Zumindest dessen hatte Jason ihn nicht bezichtigt.
»Du hast Recht. Das ist das falsche Wort. Verschlossen. Die Frau, die dich ehelicht, wird sich damit begnügen müssen, mit einem Mann verheiratet zu sein, der einen so dicken Panzer trägt, dass sie nie auch nur einen Blick auf sein innerstes Selbst werfen kann.« Tante Cecily tätschelte ihm den Arm. »Was vielleicht nur gut gemeint von dir ist, mein Lieber.«
»Die Frau, die mich heiratet, kann zufrieden sein. Punkt.«
»Hm. Ja, das habe ich gehört.«
In einem freundlichen Tonfall, der dem betreffenden Klatschmaul Schlimmes verhieß, fragte er: »Und wo hast du das gehört?«
»Auf einer öffentlichen Toilette.«
Zack beschloss, seine Adresskartei auszusortieren und das Geschwätz zum Schweigen zu bringen. »Stand es auf die Wand geschrieben?«
»Plappernde Mädchen. Aber jetzt erzähl mir von dieser jungen Frau vom Auftragsdienst.«
Tante Cecily war wie ein Hund, der einen Knochen roch. Sie ließ nicht locker. »Ich habe dir doch gesagt, ich habe sie nie getroffen. Ich weiß nicht, ob sie jung ist oder
eine ältere Dame. Ich habe lediglich dreimal mit ihr gesprochen.«
»Dreimal, und da weißt du schon über ihre anderen Kunden Bescheid?« Tante Cecily runzelte die Stirn. »Ich mag diese Leute nicht, die glauben, sie könnten dich ausnutzen, nur weil du Zachariah Givens bist.«
»So ist sie nicht.«
Tante Cecily schüttelte ungläubig den Kopf. »Natürlich ist sie so. Sie muss so sein.«
»Sie weiß nicht, dass ich Zachariah Givens bin. Sie denkt, ich bin Griswald.« Zack genoss es, seine Tante einen Moment lang sprachlos zu sehen und Sven amüsiert.
Es war ein kurzer Moment. »Griswald?« Ihre Stimme wurde lauter. »Warum hält sie dich für Griswald?«
»Weil sie glaubt, Zack Givens sei viel zu hochnäsig, seine Nachrichten selber abzufragen.« Er lächelte ziemlich freudlos in seinen Port. »Sie hält nicht viel von reichen Leuten.«
»Ich auch nicht. Alles in allem sind wir eine Bande unverschämter, kaltherziger Rohlinge, aber du - du bist kein Snob.« Sven legte einen kleinen zerdrückten Ball neben ihre Hand. Sie beäugte ihn missgünstig, nahm ihn und fing an, ihn zu drücken. »Du behandelst jeden mit derselben Gleichgültigkeit.«
Jasons Worte raunten in seinem Hinterkopf. Herzloser Schweinehund . Zack lehnte sich über den Tisch, ergriff Cecilys andere Hand, löste die verschlungenen Finger und massierte sie. »Wirklich?«
»Nun, mich nicht«, gab sie zu. »Aber ich würde viel Geld zahlen, dich Hals über Kopf in eine Frau verliebt zu sehen.«
»Ich würde genauso viel bezahlen, um dich Hals über Kopf in einen Mann verliebt zu sehen.«
Sie lächelte milde.
Ihr Lächeln und ihr Schweigen ließen ihn verblüfft fragen: »Tante Cecily, kann es sein, dass du eine Affäre hast?«
»In meinem Alter? Bei meinem Gesundheitszustand? Was für ein Unsinn.« Sie löste ihre Finger aus seiner Hand und drehte ihr Glas am Stil hin und her. »Ich wusste nicht, dass es überhaupt noch Auftragsdienste gibt.«
Was nichts anderes bedeutete, als dass sie ihn unwissend lassen würde. »Nur diesen einen, schätze ich. Die junge Dame am Telefon heißt Hope.«
»Ein passender Name, aber ich dachte, du wüsstest nicht, ob es sich um eine junge Frau handelt.«
Wenn sie rätselhaft sein konnte, dann konnte er das auch. »Das weiß ich auch nicht.« Er erhob sich. »Wo ist das Bild, das ich dir aufhängen soll?«
»Im Salon. Warum fragst du sie nicht, wie alt sie ist?«
»Weil Frauen ab einem gewissen Alter eine Aversion gegen diese Frage haben.« Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen. »Oder etwa nicht, Tante Cecily?«
»Frechdachs.« Sie gab ihm eine Kopfnuss, die heftig genug war, Spuren zu hinterlassen. »Du kannst deiner Mutter sagen, die Reha war die Hölle, aber die neue Hüfte ist um vieles besser, als die alte es war.«
»Danke«, sagte er aufrichtig erfreut.
Sie griff zu ihrem Gehstock und stemmte sich schwerfällig hoch.
Er wartete
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