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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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ging …
    Eine der Leitungen summte. Ihr Kopf schoss hoch. Sie starrte das blinkende Licht an. Mr. Givens’ Anschluss. Griswald … ja, lieber an Griswald denken, als an ihre Familie. Ihr Scheitern.
    Doch an Griswald zu denken, beförderte sie direkt in
den Traum von letzter Nacht zurück, in seine warme, helle und von Lachen erfüllte Küche. Und dann diese Lust. Und noch mehr Lust …
    Ob Griswald es ahnte? Sicher nicht. Er müsste über Fähigkeiten verfügen, über die ein Mensch nicht verfügte. Er hatte keine Ahnung, dass sie so wild träumte, wie es sonst nur geile, heranwachsende Jungs taten.
    Mit der flotten Handbewegung der durch und durch routinierten Telefonistin stöpselte sie ihn ein - sie dachte noch immer nur an das Eine! - und sagte aufgeräumt: »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    Griswalds gelassene warme tiefe Stimme nahm sie ganz in Beschlag und ließ ihr die Finger weich werden. »Hope. Hope, wie geht es?«
    »Sehr gut.« Sie zupfte an der Ecke ihres Schulhefts. »Mr. Cello hat angerufen. Er sagt, er hat wahrscheinlich ein Stipendium.«
    »Gut. Schön für ihn. Aber ich wollte eigentlich wissen …, wie es Ihnen geht.«
    »Mir?« Sie schaute an ihrem labberigen Sweatshirt und den abgetragenen Jeans hinunter. »Mir geht es gut.«
    »Sehr schön.« Seine tiefe Stimme hörte sich an, als sei ihr Wohlbefinden von höchster Bedeutung für ihn. »Ich habe mir Sorgen gemacht, Sie alleine nach Hause fahren zu lassen.«
    »Ich wüsste nicht, warum. Sie haben schließlich darauf bestanden, mich zur Bushaltestelle zu fahren.«
    »Ich hätte Sie lieber direkt nach Hause gefahren.« Er hörte sich streng an.
    »Das war nicht nötig.« Nicht um alles in der Welt hätte sie ihn, mit einem von Mr. Givens’ Mercedessen in ihr Viertel fahren lassen. Noch bevor er die Bremse hätte ziehen können, wäre der Wagen schon ausgeschlachtet gewesen.

    Die warme, einschmeichelnde Note kehrte in seine Stimme zurück. »Ich habe ganz vergessen, Sie das zu fragen - wo wohnen Sie eigentlich?«
    Sie lachte. Oder versuchte es zumindest. Es kam eher ein nervöses Gekicher heraus. Als ob sie ihm je gesagt hätte, wo sie wohnte! »Es tut mir Leid, Sir, aber das ist eine vertrauliche Information, die ich nicht herausgeben darf«, sagte sie und war sehr stolz auf ihren professionellen Tonfall.
    »Nun kommen Sie schon, Hope, Sie wissen, dass Sie mir vertrauen können.« Aber er hörte sich ein wenig verblüfft an, so als hätte noch nie jemand seine Integrität in Frage gestellt.
    Nicht, dass sie das getan hätte, aber sie wusste, wann sie Stellung beziehen musste. »Madam Nainci ist sehr streng, was diese Regel betrifft, und ich will ihr da nicht in die Quere kommen.«
    In einem Tonfall, der ihr neu war und der sonst wohl widerspenstigen Dienstboten galt, sagte er: »Hope, es reicht jetzt. Ich wünsche zu wissen, wo Sie wohnen. Sie sagen mir das jetzt.«
    Hope schnellte hoch. Wie arrogant dieser Mann doch war! Aber ihre Stimme war so sanftmütig wie immer. »Also gut, ich sage es Ihnen.«
    »Schon besser.«
    Er mochte fabelhaft aussehen, aber er hatte eine Abfuhr verdient. Sie ließ ihn einen Augenblick zu lange warten. »Denken Sie an das Haus, in dem Sie leben. Und jetzt stellen Sie sich das exakte Gegenteil vor. Da lebe ich.« Bevor er etwas sagen konnte, zog sie den Stecker und lächelte das Schaltbrett an. »Verdauen Sie das erst mal, Mr. Griswald.«
    Es klopfte draußen an der Tür, und sie drehte sich um. Es war Winter, das hier war Boston, es war Nacht, und die
Gegend war zwar besser als ihre eigene, aber trotzdem nicht gut.
    Sarah hatte einen Schlüssel. Madam Nainci auch. Also, wer klopfte um eine solche Uhrzeit an die Tür?
    Hope stand auf, schlich zum Spion, spähte hinaus - und wäre fast rückwärts umgefallen.
    Draußen befand sich eine weißhaarige Dame mit wildem Haarschnitt und den weisesten Augen, die Hope je gesehen hatte - und ein großer, muskulöser junger Mann, der sie auf den Armen trug.
    Hope riskierte es. Sie fummelte mit dem Schlüssel herum, riss die Tür auf und ließ einen Schwall kalter Luft sowie die beiden Fremden herein. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, danke. Es ist eiskalt.« Die Dame schmiegte sich fester an die breite Brust des jungen Mannes. »Ich komme alleine keine Treppe mehr hinunter, deshalb muss er mich tragen.«
    Hope bemerkte die verkrümmten Finger der Frau und dass sie den Kopf ein wenig zur Seite geneigt hielt, als könne sie ihn nicht ganz gerade halten. »Aber sicher.«

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