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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Griswalds Nummer summte, aber Hope ignorierte es. »Das dachte ich mir schon.«
    Die Lady machte ein enttäuschtes Gesicht und sagte: »Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, Sie würden ihn für meinen Liebhaber halten.«
    »Habe ich anfangs auch.«
    Die Frau brach in lautes Gelächter aus. Als sie sich wieder beruhigt hatte und nur noch leise keuchte, fragte sie: »Sind Sie Hope?«
    Als Hope nickte, blickte die Frau einen sonderbaren Moment lang himmelwärts, und Hope, die schon genug Leute hatte beten sehen, hätte schwören können, dass sie ein Zwiegespräch mit Gott hielt.

    Das irritierte Hope ein wenig, weil sie nicht wusste, worum es überhaupt ging. »Ich bin Tante Cecily.« Um ihre Lippen spielte immer noch ein schwaches Lächeln. »Hat Zack Sie schon vorgewarnt?«
    »Zack?« Hope tat verwirrt. »Oh, Mr. Givens. Nein, ich hatte noch nicht das Vergnügen, mit Ihrem Neffen zu sprechen.«
    Tante Cecily schüttelte den Kopf und murmelte: »Was für ein Idiot.«
    Tante Cecily meinte offensichtlich ihren Neffen. Hope konnte es ihr nicht verübeln. »Möchten Sie sich nicht setzen?«
    »Es wäre mir eine Freude.« Der große, schweigsame Muskelmann setzte Tante Cecily auf einem Stuhl mit gerader Lehne ab. Tante Cecily legte ihm liebevoll die Hand auf den Arm und sagte. »Das ist Sven.«
    »Sie machen Witze«, rutschte es Hope heraus.
    »Irgendjemand muss ja Sven heißen.« Tante Cecily wandte sich an ihn. »Seien Sie so lieb und holen Sie das Gehgestell.«
    Mit einem höflichen Nicken in Hopes Richtung marschierte Sven davon.
    Hope schaute ihm nach. Sogar in diesem Wintermantel strotzte er noch vor Muskeln. Er war ein Musterexemplar an Männlichkeit, und Hope konnte einfach nicht wegsehen.
    »Ja«, sagte Tante Cecily, als hätte Hope etwas gesagt, und ihre braunen Augen blitzten fröhlich. »Ich sage ihm immer, ich würde ihn wegen seiner Kochkünste behalten.«
    »Und das glaubt er Ihnen?«
    »Vermutlich nicht, aber ich bin mir nicht sicher. Er spricht nicht viel.«
    »Das braucht ein perfekter Mann auch nicht.«

    »Genau.« Tante Cecily zog ihre Handschuhe ab und lockerte den Schal. »Zack hat mich gebeten, einer Ihrer Klientinnen mein altes Gehgestell zu schenken. Ich dachte, ich bringe es am besten selber her.«
    »Ein Gehgestell? Für Mrs. Monahan?« Hope hatte nicht im Ernst daran geglaubt, dass ihre nicht gerade subtilen Andeutungen einen Erfolg zeitigen könnten. Sie schlug die Hände zusammen. »Das ist ja so lieb von Ihnen!«
    »Es war Zacks Idee.«
    Ach, ja? »Griswalds, würde ich sagen.«
    Tante Cecily holte Luft, als wolle sie etwas sagen, holte nochmal Luft und atmete langsam aus. »Mein Neffe ist ein wirklich fabelhafter Bursche.«
    Mrs. Shepard läutete an. »Entschuldigen Sie mich«, murmelte Hope.
    Während Mrs. Shepard sich beschwerte, dass die Wehen immer noch nicht eingesetzt hatten, ihre Knöchel schon ganz geschwollen waren und dieses Baby wohl nie kommen würde, hörte sie Tante Cecily sagen: »Nun sieh dir das an. Jetzt hat das Telefon sie gerettet.«
    Hope war überrascht. Warum hätte Tante Cecily mit ihr über Mr. Givens sprechen sollen? Sie kannte Givens nicht und legte auch keinen Wert darauf. Als Hope das Gespräch beendet hatte, sagte Tante Cecily: »Warum mögen Sie meinen Neffen nicht?«
    »Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag.« Aber Hope merkte, dass sie sich gekünstelt anhörte. »Ich habe nur nie mit ihm gesprochen.«
    »Wenn es wegen des Geldes ist, muss ich Ihnen gestehen, dass ich gleichfalls welches habe.«
    »Ich weiß.« Tante Cecily hatte diesen raschelnden Bostoner Zungenschlag, der sich anhörte, als faltete man frisch gedruckte Dollarnoten.

    »Dann hassen Sie mich also auch?«
    »Ich hasse überhaupt niemanden.« Aber Hope wandte das Gesicht ab. Sie wusste, es war nicht gut zu hassen. Daran glaubte sie mit ganzem Herzen. Aber wenn sie daran dachte, was diese Leute ihrer Familie angetan hatten … wenn sie an den Trennungsschmerz dachte und die Einsamkeit, nirgendwo hinzugehören … und an die Nachrichten von gestern Abend, als diese Fünfzigjährigen einander wiedergefunden hatten! Was, wenn sie keinen Erfolg hatte? Was, wenn sie ihre Geschwister auch erst mit fünfzig wiederfand?
    Was, wenn sie sie niemals wiederfand?
    Sie hatte versucht, den Leuten aus Hobart zu vergeben. Manchmal glaubte sie, es sei ihr gelungen. Aber dann kehrten im Dunkel der Nacht die Zweifel zurück, sie konnte nicht vergeben. Sie konnte es einfach nicht. Vor zwei Jahren hatte sie sogar

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