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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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wickeln.«
    Ihre Berührung lenkte ihn, wie beabsichtigt, ab - und mehr. Er ergriff ihre Hand, bevor sie sie wegziehen konnte, und hielt sie fest. Ihre Finger streichelten sein Kinn. Er richtete sich auf und kam ihr so nah, dass sie den würzigen Duft seines Rasierwassers riechen konnte, er türmte sich berechnend - da war sie sicher - vor ihr auf. Wie machte er das? Sich schlagartig aus einem gereizten, förmlichen Butler in einen sinnlichen Mann zu verwandeln, dessen Denken allein um sie kreiste? Um ihre Berührung. Um ihren Körper.
    Er hatte ein dunkles, amüsiertes Funkeln im Blick.
    Sie zog ihre Hand weg. Hatte dieser Mann überhaupt jemals
Angst? Bekam er immer, was er wollte? Er war zu gut aussehend, zu breitschultrig, zu muskulös. Er strotzte vor Selbstvertrauen. Sie musste sich vorsehen. Sie spürte, dass er nach seinen eigenen Regeln lebte. Weder die Grausamkeit noch die Barmherzigkeit der Gesellschaft konnten ihm etwas anhaben. Dieser Mann wusste nicht, wie man Kompromisse machte, und wenn er sie so ansah, fühlte sie sich wie ein Leckerbissen, an dem er seine Freude hatte, und sie begriff, sie war in Gefahr.
    Sie konnte die Nachhilfestunden auf der Stelle wieder absagen. Sie brauchte ihn nie wieder zu sehen. Doch … sie war ihm schon halb verfallen, sie konnte nicht mehr zurück.
    »Wissen Sie eigentlich, wie lange ich schon keine Frau mehr gesehen habe, die so etwas trägt?« Er schnippte ihren Pferdeschwanz hoch.
    »Na, und?« Sie fixierte ihn. »Wie lange?«
    »Seit der vierten Klasse nicht.« Er nahm die Spitzen ihrer Haare zwischen die Finger. »Wie nennt man das gleich wieder, Eselsschwanz?«
    »Pferdeschwanz«, korrigierte sie ihn.
    »Eselsschwanz«, insistierte er und lächelte sie mit dem Charme eines Liebenden an.
    Aber sie hatte jetzt keine Zeit, über dieses Lächeln nachzudenken. » Ich bin hier jedenfalls nicht der Esel.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte.
    Sie betrachtete ihn, ergötzte sich an seinen Halsmuskeln, dem Schatten aus Bartstoppeln, der sein Kinn verdunkelte, dem offenen Hemdkragen und dem glatten, muskulösen Brustansatz, der unterhalb des zweiten Knopfes sichtbar wurde.
    Sie schluckte und sah zu Boden. Er war ein wirklich aufreizender Mann, und ihr Körper, den sie so lange ignoriert
hatte, regte sich anerkennend. Mit ein paar Berührungen - am Handgelenk, an den Haaren - hatte er alte Träume und neue Gelüste zum Leben erweckt. Sein Anblick und sein Lachen reichten aus, ihr Blut warm werden zu lassen. Wenn sie so neben ihm stand, seine Wärme spürte und seinen Duft atmete, wollte sie nichts mehr, als ihn berühren und ihn küssen.
    Ihn anzusehen, brachte ihre Brüste zum Schmerzen. Sie hatte offenkundig den Verstand verloren.
    Als sie realisierte, dass er zu lachen aufgehört hatte, blickte sie alarmiert auf. Er konnte doch nicht etwa Gedanken lesen?
    Sein Finger umfassten immer noch ihr Haar, und er sagte: »Ich wünschte, ich könnte Sie küssen.«
    Heiliger Strohsack! Er konnte Gedanken lesen. »Gehört das nicht zu den Pflichten eines Butlers?«, platzte sie heraus. Er schob die Hand in ihren Nacken und massierte mit sanftem Druck ihre verspannten Muskeln. »Nicht, wenn der Butler erkältet ist. Es wäre höchst ungalant von mir, meine Bazillen an Sie weiterzureichen, und das, nachdem Sie so freundlich waren, mir Hühnersuppe zu bringen.«
    »Natürlich, die Erkältung.« Sie schlug sich zwar nicht mit der flachen Hand auf die Stirn, aber sie hätte es gerne getan. Sie hatte dem Mann so gut wie gesagt, dass sie von ihm geküsst werden wollte. So viel zum Thema, die Unnahbare zu spielen.
    Spielen, was sollte das überhaupt? Sie hatte für so etwas keine Zeit. Sie hatte einen Abschluss zu schaffen. Sie hatte eine Familie zu finden. Sie hatte sich zu konzentrieren. Anderenfalls konnte sie die Träume, die sie sieben schreckliche Jahre lang am Leben gehalten hatte, gleich aufgeben. »Also, ich muss jetzt gehen.«
    Er zupfte sanft an ihrem Pferdeschwanz, worauf sie ihm
direkt in die Arme stolperte. Er zog sie an seine Brust und hielt sie so, dass sie sein Herz schlagen hörte. Seine Wange an ihre Schläfe drückend, sagte er: »Sie können sich beruhigt schlafen legen - ich bin nie lange krank.« Seine Stimme senkte sich zu einem verschwörerischen Flüstern. »Erst recht nicht, wenn ich einen so guten Grund habe, gesund zu werden.«

9
    Es war ein altbekannter, vertrauter Traum, den Hope schon viele Male geträumt hatte. Sie war zu Hause in Hobart, Texas, saß am

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