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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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diese hundsgemeine Melissa Cunningham in einem exklusiven Frauen-College in Georgia ausfindig gemacht. Sie hatte ihr eine E-Mail geschickt, aber keine Antwort bekommen. Also hatte sie ihre kostbaren Dollars in ein Telefongespräch investiert. Erst hatte Melissa gesagt, sie spräche nicht mit Kriminellen. Und dann, als Hope sie angebettelt hatte - sie scheute sich nicht zu betteln, wenn es um ihre Familie ging -, hatte Melissa nur gesagt, Hope solle sie nie mehr anrufen. Schließlich hatte sie leise gezischt: »Vergiss Hobart. Vergiss deine Familie. Stell keine Fragen. Stich nicht wieder in dieses Wespennest.« Sie hatte aufgelegt und sich geweigert, noch einmal mit Hope zu sprechen.
    Wenn Hope an die Leute dachte, die ihr die Schwestern und den Bruder entrissen hatten und sie zu einer Ausgestoßenen in einer fremden Welt namens Boston gemacht hatten, dann fiel ihr wieder ein, dass es reiche Leute gewesen
waren. Leute, die ihr Güte und brüderliche Liebe vorgespiegelt hatten, die innen aber hohl waren. Leute wie Melissa und deren Eltern.
    Sie hatten Hope dazu gebracht, sich genauso leer zu fühlen. Leer, bis auf den Schmerz - und zu allem entschlossen.
    Die Tür ging wieder auf, und Sven kehrte begleitet vom nächsten kalten Luftzug zurück. Mit der Feinfühligkeit, wie sie sehr große Männer bei sehr kleinen Dingen an den Tag legen konnten, klappte er das Gehgestell auf und stellte es auf den Boden.
    »Oh.« Hope umkreiste das Gestell und bewunderte das blitzende Chrom, den Korb und die Räder. »Es ist perfekt.« Sie ging zu Tante Cecily und nahm sie bei den Händen. »Vielen herzlichen Dank.«
    »Es war Zacks Idee«, sagte Tante Cecily wieder.
    Hope nickte, glaubte ihr kein Wort, verstand aber, dass die begeisterte Tante von ihrem Neffen nur Gutes dachte.
    Das Schaltbrett summte. Hope identifizierte mit einem schnellen Blick die Anruferin. Mrs. Chess. Die Verbindung einstöpselnd sagte sie: »Dame auf A8«, und stöpselte wieder aus.
    Als sie sich umdrehte, betrachtete Tante Cecily sie mit sonderbarem Blick. Hope besann sich ihrer Manieren. »Darf ich Ihnen einen Kaffee oder einen Tee anbieten?«
    »Das wäre sehr nett, Liebes. Dann kann ich Ihnen von meinem Neffen erzählen.«
    »Das wäre schön.« Hope ächzte im Geiste.
    Aber vielleicht, nur vielleicht, konnte sie Tante Cecily ein paar Informationen entlocken - über diesen arroganten, zum Verrücktwerden erotischen Griswald.

10
    »Mein liebes Mädchen, ich habe für dich eine Verabredung mit Mr. Jones arrangiert.«
    Hope wirbelte auf dem Absatz herum und ließ den Stift fallen. Als er auf dem Boden aufschlug, brach die feine Spitze ab, aber sie bemerkte es kaum. »Wie bitte?«
    Madam Nainci wuselte aus ihrem winzigen Schlafzimmer und befestigte im Gehen klimpernde Ohrringe an den Ohrläppchen. »Du hast mir versprochen, dass du mit Mr. Jones ausgehst und jetzt -«
    »Ich habe versprochen, dass ich mit ihm ausgehe, falls ich Mr. Griswald nicht mögen würde.« Hope gestattete sich ein sehr ernst gemeintes Lächeln. »Ich mag ihn aber. Ich mag ihn sehr.«
    »Du hast ihn tatsächlich … getroffen?« Madam Naincis Akzent wurde vor Überraschung und Ungläubigkeit noch stärker. »Und er ist kein Ziegenbock?«
    »Nein. Nein! Er sieht sehr gut aus.«
    »Jung?«
    »Aber nicht zu jung.«
    »Also alt.«
    »Mitte dreißig, würde ich sagen.« Hope hatte heute das weiße Flanellhemd an, das ihr einer der Kunden zu Weihnachten geschickt hatte. Sie zupfte einen imaginären Fussel vom Ärmel. Mit dem ärmellosen weißen T-Shirt darunter war es warm genug. Und in die Jeans gesteckt, mit einem Gürtel um die Taille, sah es auch gut aus, da war sie sicher, schließlich hatte sie lange genug in den Spiegel gesehen. »Er ist der Butler von diesem Mr. Givens, erinnern Sie sich? Ein guter Job. Und er ist nett. Er ist wirklich … nett.«

    »Du lügst mich doch nicht etwa an?«, fragte Madam Nainci argwöhnisch.
    »Madam Nainci!«, tat Hope entsetzt. »Als ob ich das je tun würde!«
    »Das würdest du, aber ich würde es merken, denn du bist eine schlechte Lügnerin. Aber -« Madam Nainci klemmte Hopes Kinn zwischen ihre lackierten, künstlichen Fingernägel und begutachtete ihr Gesicht. »Ich denke, du sagst die Wahrheit.«
    Hope befreite sich und stopfte ihre Bücher in den Rucksack. »Ich treffe ihn heute Abend nach dem Unterricht.«
    »Heute Abend? Er kommt nicht her, um dich abzuholen?« Madam Naincis rot gemalter Mund klappte auf. »Begreift er denn nicht, dass er einer

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