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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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bis jetzt nicht mehr tun, als ein paar Postsendungen annehmen, und jetzt hielt Mr. Wealaworths größter Kunde sie für Mr. Wealaworths Geschäftspartner. »Mrs. Prescott ist ebenfalls schon fort.« Sie gestattete sich ein kleines Lächeln. Es war nett, wenn so wichtige Leute nach einem fragten.
    »Verdammt, soll das heißen, Wealaworths Partner ist eine Frau?«, raunzte Janek. »Ich muss ein ernstes Wort mit dem Burschen reden. Sonst will diese Prescott noch die Schecks gegenzeichnen. Und wenn man eine Frau so was machen lässt, denkt sie gleich, sie hätte etwas zu sagen.«
    »Sie hat etwas zu sagen, Mr. Janek«, sagte Hope kühl. »Sie ist der ›Partner‹ in ›Wealaworth und Partner‹.«
    »Ja, ja.« Seine Stimme veränderte sich, wurde freundlicher. »Und was ist mit Ihnen? Warum sind Sie noch da?«
    »Ich habe noch zu arbeiten.« Hausaufgaben und das Telefon bedienen, bis um zehn Uhr Sarah kam. Madam Nainci hatte eine Verabredung, und der Himmel wusste, wann sie nach Hause kam. Beim Auftragsdienst war alles ruhig, der perfekte Platz zum Lernen.
    »So pflichtbewusst!«, sagte Janek. »Jemanden wie Sie könnte ich in meiner Firma gebrauchen. Was halten Sie davon?«
    Hope schwankte zwischen Belustigung und Entrüstung. Janek hatte längst klar gemacht, dass er nicht an Telefondienst dachte, sondern an andere Pflichten, aber er war dabei
so unverblümt, dass sie ihm nicht einmal böse sein konnte. »Ich bin da, wo ich bin, absolut zufrieden. Danke schön«, sagte sie in aufgeräumtem Tonfall.
    »Zu dumm. Eine Frau mit Ihrer Stimme könnte es weit bringen.«
    Was er damit meinte, wollte sie gar nicht wissen. »Gibt es sonst noch etwas, Mr. Janek?«
    Zu ihrer Erleichterung verneinte er und legte auf.
    Das Schaltbrett war wieder ruhig. Sie richtete den Blick in ihr Computer-Lehrbuch, aber so sehr sie sich auch bemühte, ihre Gedanken kehrten ständig zu Griswald zurück. Sie hatte ihm Hühnersuppe gebracht. Was keine große Sache war. Das hatte sie für andere auch schon getan. Außerdem hatte sie Gewissensbisse gehabt, weil sie so unfreundlich zu ihm gewesen war, obwohl er krank war. Es waren die Gewissensbisse, die sie zu dem großen Haus in Beacon Hill geführt hatten.
    Ihre Gewissensbisse … und ihre Neugier. Sie wollte wissen, wie er aussah. Sie wollte das Gesicht sehen, das zu der Stimme gehörte. Sie hörte seine Stimme im Schlaf, und der Trost, der in seinem tiefen Bariton lag, ließ sie mit einem optimistischen Lebensgefühl erwachen. Ihrer Erfahrung nach war Optimismus ein gefährliches Gefühl. Optimismus führte unausweichlich zu Enttäuschung und Leid. Sie musste diese Stimme aus ihren Gedanken verbannen, sich selbst beweisen, dass Griswald so alt und verknöchert war, wie sie ihn sich ausmalte, sonst überwand sie diese Vernarrtheit nie. Dann konnte sie sich wieder auf ihre Familie konzentrieren.
    Bei normalem Gang der Dinge wäre das ein vernünftiger Plan gewesen. Aber bedauerlicherweise hatte Griswald nicht mitgespielt. Denn er sah … ziemlich gut aus. Er sah sehr gut aus.

    Er sah fabelhaft aus, absolut großartig.
    Sie ließ ächzend den Kopf in die Hände sinken. Sie hatte nicht aufgehört, von Griswald zu träumen. Im Gegenteil, letzte Nacht hatten sich ihre Träume von Schwarzweiß in Technicolor verwandelt, von warm und tröstlich zu heiß und quälend. Für eine Frau, die über keinerlei sexuelle Erfahrung verfügte, hatte ihr Unterbewusstsein ein paar ziemlich gute Szenarien zu Stande gebracht.
    Es war alles seine Schuld. Sie wäre mit allem fertig geworden, aber nicht mit dieser Umarmung. Sie drückte die Hand auf den Magen. Wenn er sie berührte, fühlte sich das an, als passierte sie den höchsten Punkt einer Achterbahn und stürzte auf den Boden zu. Es war Furcht erregend, grauenhaft und grandios, alles auf einmal. Nach so langer Zeit wieder berührt, im Arm gehalten zu werden - hatte er überhaupt eine Ahnung, wie viel ihr das bedeutete?
    Nein, natürlich nicht, woher auch?
    Seit sie Pepper das letzte Mal gesehen hatte, hatte keiner sie so fest umarmt, und Pepper hatte geschrien, als sie sie wegzerrten.
    Wenn Hope nur gewusst hätte, wo sie waren: Pepper, Gabriel und das Baby … die Hand auf ihrem Magen verkrampfte sich. Sie wollte doch nur, dass sie gesund und munter waren. Sie schluckte, aber die Tränen, die hinter ihren Augen brannten, wollten nicht fallen. Sie hatte schon vor Jahren all ihre Tränen geweint.
    Wenn sie nur gewusst hätte, wo ihre Geschwister waren, wie es ihnen

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