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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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habe ich mich auf den Heimweg gemacht. Ich hatte kein Geld, aber ich dachte, ich könnte mich sozusagen durch die USA arbeiten. Ich dachte, meine Entschlossenheit würde ausreichen, mich nach Hause zu bringen. Was ist schon dabei, als Kellnerin zu arbeiten? Oder in einem Wal-Mart?« Sie lachte kurz und bitter. »Es ist ja so hart. Am Ende des Tages will man keine Minute länger auf den Füßen bleiben, und am Ende des Monats hat man kaum genug Geld, die Miete und die Lebensmittel zu bezahlen. Wenn man krank wird, stirbt man vielleicht, weil man sich den Hustensaft nicht leisten
kann. Der Himmel weiß, einen Arzt kann man eh nicht bezahlen, und es gibt auf der ganzen Welt keine Seele, die das kümmern würde.«
    Deshalb hatte sie sich so viel aufgeladen. Deshalb sprach sie mit einer solchen Autorität über Armut. Sie war immer noch arm, aber ihre jetzigen Lebensumstände waren nichts im Vergleich zu früher.
    »Ich habe ein Jahr lang geschuftet, habe alles zusammengekratzt und bin immer nur Bus gefahren, aber weiter als bis Cincinnati habe ich es nicht geschafft.«
    »Cincinnati?« Er versuchte, sich ein Bild von ihrer Verzweiflung und ihrer Tatkraft zu machen, doch es gelang ihm nicht. Nichts in seinem Leben war vergleichbar. Nichts. »Das ist in Ohio.«
    »Sehr gut. Geographie bestanden.« Sie strich mit der flachen Hand die Decke glatt und plapperte mit gespielt fröhlicher Stimme drauflos. »Die meisten wüssten das nicht. Die Amerikaner sind bedauerlich unwissend, was ihr Land angeht. Und was den Rest der Welt betrifft, haben sie nicht den leisesten Schimmer. Was eine Schande ist, denn mit ein klein wenig Verständnis ließe sich die Welt um vieles besser machen.«
    »Da stimme ich natürlich zu.« Er ergriff ihre umherwandernde Hand und zog daran, bis sie zu ihm aufsah. »Hope, wie bist du nach Boston zurückgekommen?«
    »Ich hatte einen dieser Scarlett-o’-Hara-Momente. Ich hatte zwei Jahre lang nur davon geträumt, nach Texas zurückzukehren. In Cincinnati gab es diesen Mann. Er hat die Tankstelle geleitet, wo ich gearbeitet habe. Er schien sehr nett zu sein. Er schien nichts von mir zu wollen. Er hat mir gezeigt, wie ich die Autos abfertige, er hat mit mir geredet … Ich hab mich wohl gefühlt.« Ihre Lippen verzogen sich zur Karikatur eines Lächelns. »Ich war wieder einmal dumm.«
    »Du hast ihm von deinen Eltern erzählt.«
    »Oh, ja. Und er hat gesagt, wenn ich nicht mit ihm schlafe, hetzt er mir wegen Diebstahls die Polizei auf den Hals.«
    Als hätte Zack es nicht geahnt.
    »Ich habe ihm eins übergezogen, die Faust zum Himmel gereckt und mir geschworen, dass ich eines Tages jemand sein würde. Ich würde eine Ausbildung machen, meine Geschwister finden und mich nie mehr von ihnen trennen.
    »Ich wette, du warst ziemlich furchteinflößend.«
    »Scheint so. Er hat sich bewusstlos gestellt, während ich die Kasse aufgemacht habe und das Geld, das er mir noch schuldete, herausgenommen habe.«
    Zack lachte laut auf. »Erinnere mich, dass ich das nächste Mal, wenn wir miteinander ringen, etwas vorsichtiger bin.«
    »Das solltest du auch. Ich habe Boston gehasst, aber alles andere habe ich nur noch mehr gehasst. Also bin ich in einen Bus gestiegen und zurückgefahren. Ich habe mir die Hacken abgelaufen, bis ich ein paar Putzstellen gefunden hatte - als Putzfrau verdient man gutes Geld -, und dann habe ich mich für das öffentliche College und ein Stipendium beworben. Dass ich im Waschsalon Madam Nainci kennen gelernt habe, war der Durchbruch. Sie hat mir eine Stelle angeboten, und sie ist so gut zu mir. Sie verschafft mir hin und wieder kleine Jobs, die mich weiterbringen. Sie hat mir gezeigt, dass es gute Menschen gibt, man muss nur genau hinsehen. Gott schütze sie.«
    Er hatte sich nie überlegt, wie Hope lebte. Zack hatte nie ohne eigenen Chauffeur auskommen müssen, geschweige denn, ohne etwas zu essen. Hope erschütterte ihn bis ins selbstzufriedene Mark - und sie legte es nicht einmal darauf an.
    »Mit zwei Jahren College und einem Notendurchschnitt
von eins Komma fünf werde ich auch die Aufnahmeprüfungen schaffen und kann auf die Universität gehen. Vermutlich auf die University of Massachusetts, hier in Boston.«
    »Warum nicht Harvard?«
    »Weil die mich nicht nehmen.« Sie hatte den Sarkasmus ziemlich gut drauf. »Meine letzten beiden High-School-Jahre waren ein Desaster, und Beziehungen habe ich auch keine.«
    Nun, ich aber . »Aber Madam Nainci kann sicher nicht so gut zahlen. Und die

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