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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Washington?«
    Claudette prustete los und versprühte dabei Feuerschale über den ganzen Tisch. »Sie sind zum Totlachen«, sagte sie. »Zu Hause habe ich ein Foto von Frank, wenn Sie es sehen möchten.«
    »Ich fahre Sie«, bot Ivy an.
    »Anders komm ich auch nicht hin«, antwortete Claudette.

    Ivy folgte Claudettes Anweisungen nach West Raquette, über die Main Street, hinter der Highschool nach rechts, dann in eine dunkle Straße, wo die Häuser weiter voneinander entfernt standen.
    »Jetzt wieder rechts«, kommandierte Claudette.
    Ivy bog rechts ab, die Scheinwerfer glitten über ein Straßenschild: RANSOM ROAD.
    »Sie wohnen in der Ransom Road?«, fragte Ivy.
    »Vorsicht. Hier ist es steil.«
    Ivy fuhr einen steilen Hügel hinunter. »In einem Eissturm wäre es hier verdammt ungemütlich«, sagte sie.
    »Eissturm?«, wiederholte Claudette.
    Ivy erinnerte sich, dass der Eissturm in der Wirklichkeit außerhalb von Harrows Geschichte in Kanada gewütet hatte, nicht in der Ransom Road.
    »Hier rein«, sagte Claudette.
    Ivy parkte in einer Einfahrt, die Scheinwerfer erleuchteten eine verglaste Veranda.
    »Das ist kein Wohnwagen«, sagte sie.
    »Hä?«, machte Claudette, ihr Ton wurde scharf. »Hatten Sie angenommen, ich würde in einem Wohnwagen leben?«
    »Nein, ich –«
    »Einem beschissenen Wohnwagen? Als wäre ich irgendeine –«
    »Nein, nein, Claudette. Bitte. Ich habe was verwechselt. Das liegt am Feuerwasser.«
    »Feuerwasser? Meinen Sie die Feuerschale?«
    »Ja, tut mir leid«, sagte Ivy. »Feuerschale, Vater und Sohn, die ganze trunkene Familie.«
    Claudette musterte sie einen Augenblick, dann begann sie zu lachen. »Sind alle Schriftsteller so lustig wie Sie?« Sie drückte Ivys Knie, ein bisschen zu fest.
    Sie stiegen aus dem Auto und gingen ins Haus. Claudette schaltete das Licht ein. Ivy war auf fast alles gefasst, ausgenommen darauf, wie aufgeräumt es war.
    »Trautes Heim, Glück allein«, sagte Claudette.
    »Es ist sehr hübsch.«
    »Danke. Ich habe nie woanders gelebt. Ich, meine Eltern und Betty Ann.« Sie hängte den Wal-Mart-Kittel auf einen Haken. »Jetzt nur noch ich.«
    »Sind Ihre Eltern noch …«
    »Krebs kommt in dieser Gegend häufig vor«, sagte Claudette.
    »Das tut mir leid.«
    »Was will man machen?«, erwiderte Claudette. Sie durchquerte das kleine Wohnzimmer und blieb vor dem Kaminsims stehen. »Kommen Sie und sehen Sie sich Frank Mandrell an.«
    Ivy ging hinüber und betrachtete eine gerahmte Schwarzweißaufnahme, ungefähr zehn mal dreizehn.
    Auf dem Bild hockten vier Personen auf einer Schiffsreling, Drinks in den Händen, im Hintergrund offenes Wasser. Ivy erkannte drei von ihnen, obwohl Harrow so glücklich wirkte, dass sie ihn beinah übersehen hätte. Er saß ganz links, seine Haare waren länger, aber das Ziegenbärtchen von dem Polizeifoto fehlte noch. Er hatte einen Arm um Betty Ann gelegt. Die beiden Schwestern saßen nebeneinander in der Mitte, die Sonne schimmerte auf ihren blonden Köpfen.
    Claudette war damals schlanker und attraktiver gewesen, aber sie spielte nicht in derselben Liga wie ihre Schwester. Alles an Betty war ein wenig präziser, als wäre Claudette der erste Entwurf; und diese kleinen Verbesserungen summierten sich. Claudette hatte einen Arm um den Mann am Ende gelegt.
    »Frank Mandrell«, sagte sie.
    Ja, ein wirklich gutaussehender Mann, besonders wenn man den Typ mochte, der sich dessen bewusst war. Mandrell war ungefähr zehn Jahre älter als die anderen, tief gebräunt, mit gut geschnittenen, nach hinten frisierten Haaren und einem blitzenden Lächeln. Er schaute als Einziger direkt in die Kamera: Claudettes Blick ruhte auf ihm; Harrows auf Betty Ann; und Betty Anns Blick war nach innen gerichtet.
    »Waren Sie ein Paar?«, fragte Ivy, der dieser Gedanke reichlich spät kam.
    »In dem Sommer war ich an der Reihe«, antwortete Claudette.
    »Heißt das, er hatte viele Freundinnen?«
    »Alles, was sich bewegte.« Claudette bemerkte Ivys Gesichtsausdruck. »Manche Männer wissen, wie man Frauen verrückt macht. Die Welt dreht sich weiter.«
    »Das klingt wie etwas von der Rückseite eines Männermagazins«, meinte Ivy.
    Claudette warf ihr einen wütenden Blick zu. »Das verrät nur, dass Sie nie einen getroffen haben«, erwiderte sie.
    Das traf Ivy schwer, ein perfekter und unerwarteter Tiefschlag.
    »Sie gefallen mir besser, wenn Sie lustig sind«, sagte Claudette.
    »Das steht meine Leber nicht durch«, sagte Ivy, und Claudette lachte, ihre

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