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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
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ge
    lesen? Den
    letzten von
    Walser? Vom
    Brunnen, der
    springt?
    Ist dir beim
    Lesen nicht
    auch so ge
    wesen, als
    ob er es
    diesmal ganz
    ordentlich
    bringt?
    Wasserburg, Bodensee
    Gastwirtschaft, Nazizeit
    Mutterleid, Vaterland
    Bestseller, Bestseller
    Hast du das
    letzte Ge
    spräch schon ge
    lesen? Der
    Walser trifft
    Augstein, da
    hebt der Mann
    ab!
    Ist dir beim
    Lesen nicht
    auch so ge
    wesen, als
    sei er ein
    klein wenig
    neben der
    Kapp?
    Wirklichkeit, Speicherung
    Wasserburg, Birkenau
    Meinungsdienst, Zwangsmoral
    Auswandern, auswandern
    Hast du den
    letzten Skan
    dal schon ver
    nommen? Die
    Rede von
    Walser zu
    Frankfurt am
    Main?
    Ist auch bei
    dir das Ge
    fühl aufge
    kommen, das
    Schweigen sei
    Silber, doch
    Reden sei
    Stein?
    Paulskirche, Buchhandel
    Holocaust, Monument
    Fußballfeld, alptraumhaft
    Schuldkultur, Ritual
    Wegschauen, wegdenken
    Brandstiftung, Unverstand,
    Mißverstand, Widerstand
    Bösartig, weghören
    Friedenspreis, Friedenpreis
    Ein Leseabend bei Gernhardts, welcher mit der ersten Stophe des Gedichts »Ein Abend bei Hartmanns« von Ror Wolf beginnt, um mit einer Gratulation zum siebzigsten Geburtstag des Dichters zu enden
    rauchend stark und mit den händen winkend.
    tief mit der zigarre im gesicht,
    rief er was, doch ich verstand es nicht
    und ich ging vorbei, die klinken klinkend,
    ging mit festem schritt und lautlos wetternd,
    daß ich ihn schon fände diesen band.
    und so kams natürlich auch, ich fand
    den ror wolf und las in blättern blätternd
    so entrückt wie einst, weil er mich lesend,
    der ror wolf, sofort erneut entführte
    in tranchirers welt. was daher rührte,
    daß er zaubern kann. auf besen pesend,
    nicht von dieser welt, gehts ständig steigend
    fort von erde, schwere, kraft und ziel
    hin zu abenteuer, spiel und stil
    auf des reimes schwingen. geigen geigend
    unerhörter art erreicht er spielend,
    der ror wolf, daß sein sound überdauert.
    weil er swingt und nicht auf dauer lauert.
    doch die andern! wer nach zielen schielend
    dicke bücher schrieb, vernimmt heut schallend:
    »mann, dein zeug hört sich so gräßlich alt an
    wie ganz anders doch ror wolfs hans waldmann!»
    ja, so tönt durch alle hallen hallend
    laut das lob ror wolfs. ihm herzlich winkend
    stell ich das gelesene zurück,
    wünsch dem dichterjubilar viel glück
    und entferne mich, die klinken klinkend.
    Einige Worte zum Bild
»Die brennende Giraffe«
von Salvador Dali
ODER
warum man besagtes Bild
nicht schlechtmachen kann
    Da sind zunächst zwei Frauen.
    Aus einer ragen Laden.
    Die Laden alle leer.
    Das kann der Frau nicht schaden.
    Hat nämlich kein Gesicht.
    Dafür ganz viel Gestütze
    Allein: Sie fällt ja nicht.
    Die Stützen sind nichts nütze.
    Die zweite dürre Frau
    vergessen wir mal lieber.
    Sie winkt mit einem Tuch
    zu der Giraffe rüber.
    Das arme Tier, es brennt.
    Wobei »arm« noch geprahlt ist.
    Es leidet wie ein Hund,
    weil es so schlecht gemalt ist.
    Der Maler heißt Dali.
    Von ihm gibt's gute Sachen.
    Doch dieses Bild ist schlecht -
    da ist nichts schlecht zu machen.
    Ein Staatsdichter verkündet
das Ende der Literatur
    Wir haben Literatur gespielt,
    ich gab in dem Spiel den Dichter.
    Wir haben in Moll und in Dur gespielt,
    mit Chuzpe, Know-how und Bravour gespielt:
    Kein Schmock kam uns je auf den Trichter.
    Wir haben in Sendung und Kunst gemacht,
    ich brachte den Willy Wichtig.
    Wir haben viel Weihrauch und Dunst entfacht,
    in Opfer, Blendung und Brunst gemacht:
    Und immer lagen wir richtig.
    Wir haben das Spielchen ausgereizt,
    nun lass' ich die Hosen runter.
    Wir haben Katze und Maus gereizt,
    doch die haben nie mit Applaus gegeizt:
    Erst Reize machten die munter.
    Kollegen, hiermit wird Schluß gemacht!
    Ich persönlich hafte als Schließer.
    Ich hab aus der Kunst nie ein Muß gemacht,
    und bevor ein Bourgeois meinen Stuß verlacht,
    sag ich: Ciao und leckts mich, ihr Spießer!
    Der grosse und
der kleine Dichter
    Sind so große Dichter
    Schreiben und schreiben und schreiben
    Ist aber längst das Urteil gefällt:
    Nichts davon wird bleiben!
    Krebst so ein kleiner Reimer
    Zögert lang, eh er schreibt:
    »Gehmer oder bleimer?«
    Das, tönt's vom Richterstuhl, bleibt!
    Im Namen der Hellen und Schnellen
    Haben auch wir unsere Dunkelheiten.
    Lassen sie allerdings im Hellen.
    Wirken auf die Schnelle wie gar nicht vorhanden,
    bis auf jene unauslöschlichen Stellen,
    die auch die strahlendste Helligkeit nicht tilgen kann,
    jene mit bloßem Auge kaum sichtbaren

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