Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
Vom Netzwerk:
nicht an.
    Läßt du mich nur selig ruhn,
    will ichs morgen wieder tun.
    Amen
    Steigerung
    Schön ist gedeckter Tisch, drauf Teller und Gläser
    versprechen dem Gast, daß für Speise und Trank gesorgt ist.
    Schöner gefüllter Gast, der dem Gastgeber kundtut,
    daß er mit Speise und Trank bestens versorgt ist.
    Am schönsten erfüllte Pflicht, die vom Gastgeber abfällt,
    nachdem der gefüllte Gast in Ehren entsorgt ist.
    Theke – antitheke – Syntheke
    Beim ersten Glas sprach Husserl:
    »Nach diesem Glas ist Schlusserl.«
    Ihm antwortete Hegel:
    »Zwei Glas sind hier die Regel.«
    »Das kann nicht sein«, rief Wittgenstein,
    »Bei mir geht noch ein drittes rein.«
    Worauf Herr Kant befand:
    »Ich seh ab vier erst Land.«
    »Ach was«, sprach da Marcuse,
    »Trink ich nicht fünf, trinkst du se.«
    »Trinkt zu«, sprach Schopenhauer,
    »Sonst wird das sechste sauer.«
    »Das nehm ich«, sagte Bloch,
    »Das siebte möpselt noch.«
    Am Tisch erscholl Gequietsche,
    still trank das achte Nietzsche.
    »Das neunte erst schmeckt lecker!«
    »Du hast ja recht, Heidegger«,
    rief nach Glas zehn Adorno:
    »Prost auch! Und nun von vorno!«
    Dafür
    Dafür ist der Mensch zu lieben,
    daß er alternd kindlich bleibt:
    Fühlt sich riesig
    glaubt sich sicher
    dünkt sich weise
    wähnt sich rein–:
    Dafür lieben wir den Menschen:
    Nennt sich Hans. Ist Hänschen klein.
    Mann am Nebentisch zweimal
    1
Der, die und ich im Club Voltaire,
Fankfurt/M.
    Da kommt einer rein:
    Ist unattraktiv.
    Da kommt eine rein:
    Ist auch unattraktiv.
    Doch ich ahne:
    Die zieht was zusammen.
    Da macht er sie an.
    Und wirkt unattraktiv.
    Da geht sie drauf ein.
    Wirkt die unattraktiv!
    Und doch seh ich:
    Die stehen in Flammen.
    Er schaut mich nicht an:
    Bin ich unattraktiv?
    Sie schaut mich nicht an:
    Ich bin unattraktiv!
    Und begreif: Auch
    Verdammte verdammen.
    2
Ein flotter Dreier im
Metropolitan, München
    Er beugt sich vor,
    denn er will bei ihr landen.
    Er lehnt sich zurück,
    denn er will, daß sie sieht:
    Bei mir ist wirklich
    alles vorhanden!
    Es ist unterm Strich
    das uralte Lied,
    daß er
    spricht und spricht und spricht:
    Frauen! Die Männer verdienen sie nicht.
    Sie hört ihm zu,
    denn sie will ihm gefallen.
    Sie lehnt sich vor,
    damit er ihr glaubt,
    er sei der beste Erzähler von allen
    und habe ihr Herz
    und Verstand geraubt.
    Sie schweigt,
    und er spricht und spricht und spricht:
    Frauen! Die Männer verdienen euch nicht!
    Ich schau schweigend zu,
    dabei würd ich gern reden.
    Statt dessen schreib ich,
    denn ich will, daß was bleibt.
    Ich meine: von mir.
    Daher nütze ich jeden
    Anlaß, auch den,
    der zu Paaren treibt.
    Doch was bleibt?
    Ein Gedicht, ein Gedicht, ein Gedicht:
    Frauen! Wir Männer verdienen euch nicht!
    Sherry
    Besuch, Besuch!
    Sie bringt einen Wein!
    Die Flasche so dunkel!
    Was mag drinnen sein?
    Solera Reserva,
    so hebt das Schild an.
    Dry Oloroso,
    heißt es sodann.
    Don Nuño steht da
    und 20 %
    und Emilio Lustau,
    und der sich so nennt,
    ist Herr jenes Hauses,
    dessen Küfern gelingt,
    was das Etikett stolz
    auf die Formel bringt:
    Robust, dark, brown and dry,
    intense, rich and powerful.
    Versuch, Versuch!
    Wir trinken den Wein!
    Jeder Schluck ein Versprechen -
    So wirst auch du sein:
    Robust, dark, brown and dry,
    intense, rich and powerful.
    Genug, genug!
    Getrunken der Wein!
    Sogleich wird dein Bube
    dein Herzkönig sein:
    Robust, dark, brown and dry,
    intense, rich and powerful.
    Betrug, Betrug!
    Betrogen vom Wein!
    Herzkönig schläft ein,
    nur der Wein schmettert sein:
    Robust, dark, brown and dry,
    intense, rich and powerful!
    Emilio Lustau
    auch so ein Name!
    Umilio Luststau,
    seufzt sinnend die Dame…
    Casanovas Berufung
    An dem Ziehen in den Eiern
    merkt er: Du bist nicht alleine.
    Spürt er: Da ist noch die eine,
    die es gälte abzufeiern,
    so lang bis,
    Dieses Ziehen in den Eiern
    sich so gibt wie das Begehren,
    sie zu drücken, zu beschweren,
    einer unter hundert Freiern,
    ganz schön fies,
    Daß das Ziehen in den Eiern
    mir bedeutet: Hirn und Denken
    kannst du dir fürs erste schenken.
    Andres gilt es anzuleiern:
    Ran ans Biest!
    Casanova erinnert sich
an eine Nacht in Weikersheim
    Ah! Weikersheim! Das war die Nacht der Nächte!
    Sie jung, ich stark! Und so entflammt, als brächte
    Gott Amor selber mein Geweb' zum Brennen.
    War das ein Brand! Die solchen Brand nicht kennen,
    Verkennen auch das Flammen im Gemächte
    Des Mannes, den ganz einfach: heiß zu nennen,
    Bedeutete: Der Kerl will mit der

Weitere Kostenlose Bücher