Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
ein Herr/Frau/Fräulein ins Gemach,
ein seltsam Wesen, das die Worte sprach,
sie war'n so schaurig:
»Ich bin ein Geist, ich finde niemals Frieden.«
Und damit ist er ledig/verh./geschieden
in Richtung Aurich.
Zum Muttertag
Ein Liedfragment
Mama -
kein einziges Wort auf der Welt
das so viele Mas enthält
wie Mama.
Ja -
Kaktushecke hat mehr Kas
Braunbärbabies hat mehr Bes
Erdbeerbecher hat mehr Es
Schamhaaransatz hat mehr As -
Aber Mas?
Koblenz hat keine Ma
München hat so gut wie keine Ma
Mannheim hat nur eine Ma
doch welche Stadt hat zwei Ma?
Na?
Göttingen
Ja!
Denn dort wohnt meine
Mama.
Banger Moment
Liebling, horch, die Zeit bleibt stehn -
sei mal ruhig, bitte!
Eben waren da noch Schritte,
eben noch schien sie zu gehn,
doch nun steht sie. Sprungbereit?
Selbstversunken? Lauernd?
Angelehnt? Verschnaufend? Kauernd?
Horchend? Ach, du liebe Zeit -
aber still, mein Schatz, da sind
wieder Laute. Heftig
strömt da was. Ein frisches Fließen
wird zu stetigem Ergießen,
unbeirrt und kräftig -
Liebling, horch! Die Zeit verrinnt.
Setzen, stellen, leben u.a.
Was hast du denn da angestellt
mit dem, was ich da aufgestellt?
Du hast dich nicht nur drangestellt
du hast dich auch noch draufgestellt.
Der Deckel war schon draufgemacht
ich dachte, nun sei's eingemacht
du hast es wieder aufgemacht
dich draufgestellt und reingemacht.
Ich hatte alles drangesetzt
ich hatte mich so eingesetzt
doch kaum war alles angesetzt
da hast du dich schon reingesetzt.
Was heißt das, ich sei aufgebracht?
Wer hat das Zeug denn reingebracht?
Ich selber hab es raufgebracht -
und was hat mir das eingebracht?
Wie schön war alles eingelegt!
Wie hatte ich mich krummgelegt!
Einmal hast du mich reingelegt.
Noch mal – und du wirst umgelegt!
Ach Erika
Ach Erika, mein Kind, mein Reh,
schon wenn ich dich von weitem seh,
zieh ich mein Messer.
Mein Messer ist sehr nackt und breit,
es hat nicht Schuh, nicht Strumpf, nicht Kleid,
und nun sieh dich an.
Du bist so schön wie Schnee und Blut,
Hast Schuh und Strumpf und Kleid und Hut,
die leg mal ab, Schatz.
Jetzt stehst du da, wie Gott dich schuf,
ganz ohne Schweif und Horn und Huf,
und nun sieh mich an.
Ach Erika, mein Reh, mein Kind,
die Menschen sind so, wie sie sind,
doch ich bin keiner.
Der Tag, an dem das verschwand
Am Tag, an dem das verschwand,
da war die uft vo Kagen.
Den Dichtern, ach, verschug es gatt
ihr Singen und ihr Sagen.
Nun gut. Sie haben sich gefaßt.
Man sieht sie wieder schreiben.
Jedoch:
Soang das nicht wiederkehrt,
muß aes Fickwerk beiben.
Trost und Rat
Ja wer wird denn gleich verzweifeln,
weil er klein und laut und dumm ist?
Jedes Leben endet. Leb so,
daß du, wenn dein Leben um ist,
von dir sagen kannst: Na wenn schon!
Ist mein Leben jetzt auch um,
habe ich doch was geleistet:
Ich war klein und laut und dumm.
Die Nacht, die Braut, der Tag
Die Nacht steht um das Haus
die Nacht sieht finster aus
die Nacht hat einen schwarzen Hund
den führt die Nacht nicht ohne Grund
am Kettchen
Die Braut ist bleich und weint
die Braut liegt wie versteint
die Braut hat einen Bräutigam
der ihr das Allerliebste nahm
das Bettchen
Der Tag ist hell und lacht
der Tag vertreibt die Nacht
der Tag hat rundherum gesiegt
und alles schweigt nur ferne quiekt
ein Frettchen.
Und es gibt Tiere
Und es gibt Tiere, die im Dunkeln schreien,
nicht schreien, krächzen,
nein, nicht krächzen, lallen,
nicht lallen, bellen, nein nicht bellen,
wimmern, nicht wimmern, singen!
Singen: Nachtigallen.
Geständnis
Ihr fragt nach meinem Lieblingssport?
Nun gut, es ist der Mord.
Ja, ich sag's laut, ich morde gern,
besonders, wenn es heiß ist,
und wenn das Wasser in dem See
so klar und kalt wie Eis ist.
Dann ziehe ich die Kleider aus
und springe in die Wellen,
um dort mit Karpfen, Barsch und Aal
durchs kühle Naß zu schnellen.
Ja Bürger, lache nur getrost
und bleib in deinem Bette -
ich morde derweil frisch und froh
mit Fischen um die Wette.
Wie? Was?
Ich hör' ein Widerwort?
Der Sport heißt Schwimmen?
Und nicht Mord?
Wie war das nochmal?
Schwimmen?
Moment – ihr seht mich sehr verwirrt…
Mein Gott – vielleicht hab' ich geirrt…
Doch – Schwimmen könnte stimmen.
Dreissigwortegedicht
Siebzehn Worte schreibe ich
auf dies leere Blatt,
acht hab' ich bereits vertan,
jetzt schon sechzehn, und
es hat alles längst mehr keinen Sinn,
ich schreibe lieber
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