Gesammelte Wanderabenteuer
Felstrümmer durchschreitet man diese Lücke zwischen den Felsen« – oder das persönlichere »Wir«-Gefühl aus »Wandern kompakt«: »Von der Schrammsteinaussicht gehen wir zurück und wenden uns dem Gratweg zu. Wir folgen ihm über Metalltreppen und Leitern«.
Aber egal ob kühles »man« oder kumpeliges »wir«, vor Ort schaue ich in eine Wanderkarte. Dann weiß ich, wo ich langgehen muss. Wanderführer sind gut für die Vorbereitung und für einen ersten Eindruck, unterwegs und nach Ansicht der Wanderkarte ändert sich die Route schon mal.
|51| Erst im Laufe der Zeit haben sich meine Ansprüche an einen Wanderweg entwickelt. Heute gibt es für mich einige Qualitätskriterien, die einen richtig guten Wanderweg ausmachen:
Erreichbarkeit
Für Autofahrer stellt sich dieses Problem nicht so wie für den Bahnfahrer. Ich gehöre allerdings zu den führerscheinlosen Verkehrsteilnehmern, und somit ist für mich ein Bahnhof als Ausgangspunkt unverzichtbar. Zur Not tut es auch eine Busverbindung. Daher gehört zu meinem meistgenutzten Nachschlagewerk, neben Brockhaus und Diercke-Weltatlas, die 8-bändige, 5,2 Kilo schwere Gesamtausgabe der Deutschen Bahn im praktischen Pappschuber. Im Kursbuch eröffnen sich die wahren Zeit- und Entfernungsdimensionen einer Zugfahrt.
Ein Beispiel: Um auf dem Rothaarsteig zu wandern, kann man verschiedene Bahnhöfe ansteuern: Brilon Wald, Winterberg, Lützel, Dillbrecht oder Dillenburg. Von all diesen Bahnhöfen gelangt man in höchstens einer halben Stunde auf den Wanderweg. Aber es liegen bis zu 120 Kilometer zwischen den einzelnen Orten. Also sollte ich tunlichst festlegen, wie lange die Strecke meiner Wanderung eigentlich sein soll.
Länge der Wege
Zunächst ist es natürlich wichtig zu wissen, ob man eine Tagestour oder eine mehrtägige Wanderung unternehmen möchte. Aber auch andere Variablen sind wichtig: Wenn ich früh aufstehe, kann ich mehr am Tag schaffen, |52| wenn ich im Sommer unterwegs bin, kann ich bis in den Abend hinein wandern. Gehe ich allein, kann ich mein Tempo selber bestimmen. Gehe ich zu zweit oder in einer größeren Gruppe, muss ich auf die anderen Rücksicht nehmen. Was kann ich den anderen wirklich zumuten? Die Kenntnis meiner persönlichen WDG oder die meiner Mitwanderer entscheidet, ob die Tagesetappe 20, 30 oder 40 Kilometer lang sein kann.
WDG, was soll das denn heißen, Wohnduschgemeinschaft? Nein, WDG ist die Wanderdurchschnittsgeschwindigkeit. Die WDG errechnet sich aus den gelaufenen Kilometern und der dafür benötigten Zeit. Dafür merkt man sich zunächst die Zeit vom Anfang bis zum Ende der Wanderung. Das sind zum Beispiel acht Stunden. Das ist dann die Wander-Bruttozeit. Jetzt hat man aber während dieser acht Stunden drei Burgen besichtigt und zweimal längere Vesperpausen gemacht. Die Zeit für diese Pausen muss von der Bruttozeit abgezogen werden, sodass fünf Stunden Wander-Nettozeit übrig bleiben. Ist man 20 Kilometer an diesem Tag gewandert, teilt man 20 durch die Wander-Nettozeit von 5 Stunden, und schon erhält man eine WDG von 4 km/h. Für mathematisch Interessierte nochmal als Formel:
4 km/h ist eine typische WDG für eine Gruppenwanderung. Bei einer sportlichen Solo-Wanderung liegt meine WDG um die 5,5 km/h. Aber die WDG ist nicht alleine eine Zahlenspielerei für die persönliche Bestenliste, sondern ist im Vorfeld jeder Wanderung entscheidend. |53| Die Länge des verschlungenen und gezackten Wanderweges auf der Karte ermittle ich mit einem Kilometerrädchen, wie man es im gut sortierten Wanderkarten-Fachhandel bekommt. An einem Stil zum Anfassen bewegt man das kleine Rädchen am Weg entlang. Ein großer Zeiger gibt je nach Maßstab die zu laufenden Kilometer an.
Oft stimmen die errädelten Kilometer zwischen dem geplanten Ausgangs- und Endpunkt nicht mit dem geplanten Tourziel überein. Die 56 Kilometer zwischen Winterberg und Lützel am Rothaarsteig sind wohl doch etwas zu lang für einen Tag, dagegen könnten mich die 29 Kilometer zwischen Winterberg und Brilon Wald unterfordern. In solchen Fällen muss man dann auf Alternativrouten ausweichen, oder ich streiche den Bahnhof als Endpunkt meiner Tour zugunsten einer Ortschaft mit einer Gaststätte, in der man sich ein Taxi zum nächsten Bahnhof rufen lassen kann. Genug Taxigeld sollte man in deutschen Mittelgebirgen immer bei sich haben, denn die nächste Bus- oder Bahnhaltestelle kann sehr, sehr weit entfernt sein.
Hotels und Gaststätten am Weg
Bei
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