Gesammelte Wanderabenteuer

wandert nicht in amerikanischen Arbeitshosen!«
     
    8. Unterhose
    Die 40 Kilometer einer ausgiebigen Wanderetappe entsprechen ungefähr der Länge eines Marathons. Daher ist es logisch, dass man auch beim Wandern ähnliche Vorkehrungen wie beim Marathon treffen muss.
    Das betrifft auch die Wahl der Unterhose. Der knappe, in die Gesäßritze einschneidende sexy Tanga ist mit Sicherheit die falsche Wahl. Aber auch die Baumwollshorts mit kurzem Bein kann bei der ständigen Reibung schmerzhafte Aufschürfungen an den Leisten zur Folge haben. Vorsorglich sollte man sich sowieso die Leistengegend mit Vaseline eincremen. Aber auch die Anschaffung einer Sportunterhose aus baumwollfreien Textilien lohnt sich bei häufigeren Wandertouren. Die zarte Haut wird es euch danken.

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    Goetheweg
    |101| Stöcke und Bratkartoffeln
    Auf dem Goetheweg von Weimar nach Großkochberg
    Mai 2004
     
    Wie fange ich dieses Kapitel an, um dem hohen literarischen Anspruch der wandernden Romantiker gerecht zu werden? Wie Büchner? »Den 20. Jänner ging Andrack durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tanne. Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte.« Schon nicht schlecht. Klingt gewaltig. Große Verzweiflung. Große Literatur.
    Oder soll ich wie Ludwig Tieck in der »Ochsentour« anfangen: »Ja, das muss wahr seyn, rief Andrack aus, in meinem Leben hab‘ ich noch keinen Menschen gesehen, der so versessen auf das Wandern ist. Er konnte es nie satt werden, und ich werde zeitlebens an das Jahr denken, in dem ich mich mit ihm herumgetrieben habe.« Ja, das macht Appetit auf mehr.
    Am besten trifft es aber, wie so häufig, Johann Wolfgang von Goethe: »Was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert.«
     
    |102| Mein Plan war, die neuen Bundesländer zu erwandern. Zumindest ein bisschen. Drei Tage lang. Zuerst wollte ich auf dem Goetheweg in Thüringen wandern, dann südlich von Dresden durch die Sächsische Schweiz und schließlich über die Grenze in der Böhmischen Schweiz in Tschechien. Die Drei-Tage-Tour wollte ich zusammen mit meinem Freund Victor unternehmen. Victor kenne ich seit über 20 Jahren. Wir waren beide in der KSJ, der Katholischen Studierenden Jugend. Diese Jugendgruppe hatte 1981 ein bundesweites Sommerlager in Königsdorf, zwischen Wolfratshausen und Bad Tölz gelegen, veranstaltet. Während dieses Zeltlagers freundeten wir uns an und sind seitdem unzertrennlich. Nach einer Hotellehre in Köln hat Victor seinen Zivildienst in Hamburg abgeleistet, weil ihm in Köln die Decke auf den Kopf fiel.
    Einen Freund in Hamburg zu haben, fand ich mit Anfang 20 ziemlich cool: Zu St. Pauli gehen, auf der Reeperbahn ein Astra trinken, schnell mal an die Ostsee fahren – das war ein Leben! In Hamburg knüpfte Victor Kontakte zur russischen Schauspielschule in Leningrad und durfte später für zwei Jahre in der Sowjetunion ein Schauspielstudium absolvieren.
    Danach ging Victor auf die Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin und war dann ordentlich staatlich geprüfter Diplomschauspieler. Nach einem vierjährigen Engagement am Stadttheater Aachen ging Victor 2000 als freier Schauspieler zurück nach Berlin. Schon zu seinen Aachener Zeiten hatte ich kaum eine Inszenierung mit Victor ausgelassen. Man kann sogar sagen, dass ich zu dieser Zeit ausschließlich ins Theater ging, wenn Victor mitspielte.
     
    |103| Auch in den letzten Jahren habe ich meinen Freund als Groupie zu diversen Produktionen nach Basel, Dresden, Jena, Berlin und Zürich begleitet. Stets haben wir versucht, dem Theater am nächsten Tag noch eine kurze Wanderung folgen zu lassen.
     
    Dieses Mal hatte Victor keine Theatervorführungen. Es sollte unsere erste »reine« Wandertour werden. Wir hatten uns für den Goetheweg entschieden. Und zwar, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, den Goetheweg von Weimar nach Großkochberg. Noch einige andere Wege tragen den Namen des großen Dichters, denn der Freiherr Johann Wolfgang war gerne und viel zu Fuß unterwegs. So gibt es, um nur die bekanntesten zu erwähnen, den Goetheweg in der Gegend um Ilmenau, den auf den Brocken im Harz und einen Goetheweg in den Alpen, 1800 Meter oberhalb von Innsbruck.
    Man weiß zwar, dass Goethe auf dem Brocken war und in den Alpen. Ob er aber auch tatsächlich