Gesammelte Wanderabenteuer
Am Bahnhof zählte ich nach intensiver Fußsohlenrecherche fünf unterschiedlich große Blasen.
Die 1300 Meter zum nächsten Bahnhof Vormwald-Dorf wären mir schwer gefallen. Beide Bahnhöfe Vormwald und Vormwald-Dorf liegen nah beieinander, und wenn man in Vormwald den Zug verpasst hat, kann man mit hurtigem Schritt noch in Vormwald-Dorf zusteigen. Die Eisenbahnstrecke macht hier nämlich eine riesige Schleife, um ungefähr 70 Höhenmeter zu überwinden.
Im Bahnhofsgebäude von Vormwald gab es eine Gaststätte, den »Gasthof zum Zollposten«, geführt vom Ehepaar Voss, wie es das Wirtshausschild an der Straße ankündigte. Allerdings ließ das Schild »Gaststättenaufgabe! |88| Geschlossen!!! Die Wirtin« vermuten, dass sich hier nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein Ehedrama abgespielt hat. Schade. Hier hätte ich gerne noch etwas gegessen, statt später auf der Rückfahrt den Bahnhofs-McDonald’s in Siegen zu plündern.
In den letzten Jahren bin ich insgesamt 100 Kilometer des Rothaarsteigs gewandert. Wer auf kleine Pfade steht, wird enttäuscht sein, wie ich es bei meiner ersten, zweitägigen Wanderung auch war. Nach einem viel versprechenden Anfang hinter Brilon ging es kilometerlang auf breitesten Waldwirtschaftswegen dahin. Höhenwege werden nun mal oft über alte Wirtschaftswege geführt, die sich schnurgerade durch den Wald ziehen. Auch wenn Höhenwanderungen nicht so abwechslungsreich sind wie Tal- oder Felswanderungen, entschädigt die eine oder andere Aussicht für die Monotonie. Und für den aktiven Allein-unterwegs-Sportwanderer ist der Rothaarsteig eine feine Sache.
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Wegstrecke:
39 Kilometer
Wanderzeit brutto:
8 Stunden, 3 Minuten
Wanderzeit netto:
7 Stunden, 19 Minuten
WDG:
5,32 km/h
Autokennzeichen:
LDK (Lahn-Dill-Kreis) bis SI (Kreis Siegen)
Wanderkarte:
Wanderkarte Rot haarsteig, Blatt Süd, 1:50.000
Das Bier der Region:
Krombacher
Höchster Punkt der Wanderung:
674 m (Jagdberg)
Niedrigster Punkt der Wanderung:
349 m (Dillbrecht)
|91| Die Ausrüstung
Es ist natürlich eine Typfrage, welches Wanderoutfit man bevorzugt. Als traditioneller Wanderer nimmt man Filzhut und Wanderstock vom Haken und zieht mit Kniebundhose und Stoffrucksack los, fallera.
Auf der anderen Seite gibt es die High-Tech-Wanderer, die auch in der Eifel so ausgerüstet und gekleidet sind, dass sie problemlos jederzeit den K2 ohne Sherpa besteigen könnten.
Ich bewege mich zwischen diesen beiden Extremen, bin sozusagen – Achtung! – ein Wanderer zwischen diesen beiden Welten. Traditionsbewusst, aber auch durchaus neuen Entwicklungen aufgeschlossen.
1. Schuhe und Socken
Ein ganz großer Fehler ist es, mit Straßenschuhen, auch wenn sie keine Absätze haben, auf Wanderschaft zu gehen.
Das mit den Absätzen gilt übrigens nicht nur für Frauen, da die aktuelle Schuhmode auch Männern wieder höhere Absätze aufnötigt. Zumindest habe ich das während der Oscar-Verleihung bei Sean Penn gesehen. Aber vielleicht ist Sean Penn ja ein Zwerg, wie die meisten Filmschauspieler. Persönlich bin ich ja mal Tom Cruise begegnet, und der war sehr, sehr klein. Aber auch sehr, sehr nett. Er hat sich bei der Premiere von »Mission Impossible II« für den Gang über den roten Teppich eineinhalb |92| Stunden Zeit genommen, um jedem Journalisten ein Interview zu geben und jedem Fan ein Autogramm. Ein, sagen wir mal, Thomas Gottschalk schafft den roten Teppich in eineinhalb Minuten. Aber was hat dieser Cruise auch für verrückte Fans. Auf die Absätze von Tom Cruise habe ich nicht geachtet, die von Sean Penn waren jedenfalls sehr hoch.
Ich habe eigentlich nie Absatzprobleme, da ich immer die gleichen Schuhe trage. Das sind weiche Doc-Martens-artige Schuhe aus dem Gut-für-deine-Füße-Laden. Mit denen kann ich an einem Nachmittag 15 bis maximal 20 Kilometer um den Block gehen, danach ist blasenmäßig Schluss.
Bei meiner ersten größeren Wanderung 1997 im Hürtgenwald hatte ich meine Joggingschuhe angezogen. Zunächst sieht das schon mal wahnsinnig bescheuert aus. Joggingschuhe gehen farblich höchstens in Verbindung mit dem bunten und vor allem engen Lauflook. Der Wanderer sollte eigentlich Wanderschuhe in gedeckten Farben (braun, dunkelblau) tragen. Außerdem sind Joggingschuhe zu weich, auch wenn sie ganz toll federn. Der erste Stein ging mir durch Mark und Bein.
In einem Wanderfachhandel habe ich mir meine ersten richtigen Wanderschuhe aufschwatzen lassen, die ich zwei Jahre und hunderte Blasen
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