Gesammelte Wanderabenteuer
später hasserfüllt nach einer 12-Kilometer-Kurzwanderung weggeworfen habe. Mehrfach war ich gestolpert und befand mich kurz vor einem Bänderriss. Die Schuhe waren zu klobig gewesen, und ich hatte nie ein Gefühl für den Wanderuntergrund in diesen Schuhen gehabt. Dafür hatten sie über 150 Euro gekostet.
|93| Für den halben Preis habe ich mir dann in einem Wander-Discounter wunderbare Billig-Schuhe gekauft. Das Gefühl für den Boden hatte sich nun enorm verbessert, die Blasenhäufigkeit war aber immer noch zu hoch. Langsam fing ich an, mir die Schuld daran zu geben. Vielleicht bin ich ja zu dick. Stimmt aber nicht. Viele Leute, die mich nur aus dem Fernsehen kennen, versichern mir, dass ich im Fernsehen viel dicker aussehe als im wirklichen Leben. Es gab schon Frauen, die mir sagten, ich sähe in der Realität richtig gut aus. Ich lasse das jetzt mal so stehen.
Wenn es weder an mir noch an den Wanderschuhen lag, was war es dann? Vielleicht waren die Socken falsch. Socken muss jeder Wanderer tragen. Auch im Sommer, auch in Sandalen, selbst wenn so mancher Ästhet einwenden wird, das sehe doch grauenhaft aus. Auf jeden Fall sollten es Wandersocken sein. Keine Fahrradsocken (die gibt es immer mal wieder günstig bei Tchibo), niemals Joggingsocken und in überhaupt keinem Fall Tennissocken.
Irgendwann vor zwei Jahren kam der entscheidende Tipp von meiner Mutter. »Junge, zieh dir deine Wandersocken immer über deine normale Socken.« Die normale Socke liegt eng an meiner Haut, die normale Socke hat sich somit an meinen Fuß gewöhnt. Darüber kommt die Wandersocke, die die Haussocke ideal mit dem Wanderschuh verbindet. Seit ich dieses Prinzip befolge, habe ich mir nur noch sehr wenige Blasen gelaufen.
Ab 15 Grad im Frühjahr, Sommer und Herbst bleiben bei trockenem Wetter meine Wanderschuhe im Schrank, |94| dann wird nur mit Sandalen aus der Abteilung »Füße müssen sich wohlfühlen« gewandert. Sandalen sind toll, da der Wandersmann oder die Wandersfrau nicht an den Füßen schwitzt. Zudem kann man sich nicht die Zehen anstoßen. Gerade bei Bergabstiegen hauen einem die Zehen in geschlossenen Schuhen immer gegen die Spitze des Schuhs. Selbst bei perfekter Pediküre, die ich mir nach einigen schmerzhaften Erfahrungen beim Joggen angewöhnt habe, sind die Folge oft blaue Zehennägel. Bei Sandalen gibt es keine geschlossene Schuhspitze, darum sind sie die perfekten Wanderschuhe.
2. Blasenmedizin
Trotz bester Schuhe und Socken lässt sich eine Blase nicht immer vermeiden. Was macht man, wenn man sich Blasen gelaufen hat? Am besten nichts, wenn es sich nicht um eine offene Blase handelt. Ich habe mir einmal eine besonders dicke und schmerzhafte Blase unter der Ferse mit einer Nagelschere aufgeschnitten, die überschüssige Haut beseitigt und die offene Wunde mit einem Pflaster versehen. Das hat beim Laufen sehr wehgetan, da das Pflaster in der feuchten Wunde festklebte. Daher würde ich von einer solchen Selbst-OP abraten. Außerdem dachte ich immer, es sei in Ordnung, das Blasenwasser mittels einer glühenden Nadel abzulassen. Besser nicht! Sich im Selbstversuch die Blasen zu öffnen kann sehr gefährlich enden. Das sollte wegen der Entzündungsgefahr lieber der Hautarzt tun.
In Frankreich wäre ich fast an einer Blase gestorben. Ich hatte mir eine Etappe der Tour de France in den Alpen |95| angeschaut. Nachdem ich die Fahrer den Col de la Forclaz hoch angefeuert hatte, machte ich mich zu Fuß auf den Heimweg. Ich musste 700 Höhenmeter abwärts zum Lac d’Annecy gehen und lief mir während des steilen Abstiegs eine Blase an meinem rechten kleinen Zeh. Nun ja, das war schon oft passiert. Über die offene Blase klebte ich abends ein Pflaster. Zwei Tage später war mein rechter Fuß dick geschwollen, und ein stechender Schmerz zog den Unterschenkel hinauf. Inzwischen war ich in Paris zum Finale der Tour auf den Champs-Élysées angekommen. Die französische Notfallapotheke hatte mir Wespenstichspray verkauft. Ich war skeptisch, ob eine Wespe wirklich der Grund für den immer dicker werdenden Fuß war.
Bei der Abschlussfeier des Teams T-Mobile auf einem Seine-Boot traf ich den Teamarzt des Rennsport-Stalls. Prof. Dr. Andreas Schmid von der Universität Freiburg diagnostizierte mit einem Blick eine Wundrose. Streptokocken-Entzündung! Kann sich am ganzen Körper bis zu den Lymphknoten hochziehen! Einnahme von schwersten Breitspektrum-Antibiotika vonnöten! Ich war Freund Hein noch einmal von
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