Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
Vom Netzwerk:
Ohren.
    Maxim wandte sich um. Vor ihm stand der Zivilist im langen Regenmantel, jetzt allerdings ohne Hut. Massaraksch … quadratisches Gesicht, auf dem sich die Haut schälte, rote, verquollene Augen … Fank! Eine blutige Schramme auf der Wange, die Lippe zerschlagen …
    »Massaraksch!« Fank versuchte, den Lärm zu übertönen. »Sind Sie taub geworden, oder was? Erkennen Sie mich?«
    »Fank!«, sagte Maxim. »Woher kommen Sie denn?«
    Fank wischte sich das Blut von der Lippe. »Verschwinden wir!«, rief er. »Schnell!«
    »Wohin?«
    »Fort, zum Teufel! Los!«
    Er packte Maxim am Overall und zerrte ihn weg. Maxim aber schob seine Hand zurück.
    »Sie bringen uns um!«, schrie er. »Die Gardisten!«
    Fank schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Passierschein für Sie!« Und er ergänzte, weil Maxim sich nicht rührte: »Ich suche Sie im ganzen Land. Habe Sie kaum gefunden. Kommen Sie, schnell!«
    »Ich bin nicht allein«, schrie Maxim.
    »Ich verstehe nicht!«
    »Ich bin nicht allein!«, wiederholte Maxim noch lauter. »Wir sind zu dritt. Allein gehe ich nicht!«
    »Reden Sie keinen Blödsinn! Was soll dieser idiotische Edelmut? Sind Sie lebensmüde?« Fank schluckte, griff sich an die Kehle, und seine Worte erstarben im Husten.
    Maxim sah um sich. Gai ließ kein Auge von ihm - bleich, mit zitternden Lippen, an seinen Ärmel geklammert; er hatte alles gehört.
    Zwei Gardisten trieben mit Kolbenhieben einen blutbeschmierten Strafsoldaten in den Nachbarpanzer.

    »Es ist ein Passierschein!« Fanks Stimme überschlug sich. »Einer!« Er hob einen Finger.
    Maxim schüttelte den Kopf.
    »Wir sind zu dritt!« Er zeigte drei Finger. »Ohne sie gehe ich nirgendwohin.«
    Jetzt schob sich Sefs mächtiger Bart wie ein Reisigbesen aus der Seitenluke. Fank fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Offenbar wusste er nicht, was er tun sollte.
    »Wer sind Sie?«, rief Maxim. »Wozu brauchen Sie mich?«
    Fank warf ihm einen flüchtigen Blick zu und musterte Gai. »Soll der hier mit?«, fauchte er.
    »Ja. Und dieser auch!«
    Fanks Augen wurden wild. Er griff unter seinen Mantel, zog eine Pistole hervor und richtete ihren Lauf auf Gai. Mit aller Kraft schlug Maxim seine Hand nach oben, und die Pistole flog hoch in die Luft. Maxim, der selbst noch nicht begriffen hatte, was geschehen war, schaute ihr verstohlen hinterher. Fank krümmte sich und barg die verletzte Hand in seiner Achselhöhle. Und da schlug Gai ihm, knapp und präzise, so wie er es in den Übungen gelernt hatte, gegen den Hals, und Fank stürzte nieder, das Gesicht nach unten. Neben ihnen standen plötzlich Gardisten, verschwitzt, zähnefletschend und nahezu ausgezehrt von ihrer Wut.
    »In den Panzer!«, herrschte Maxim Gai an, bückte sich und packte Fank unter den Armen.
    Fank war schwer und passte nur mit Mühe durch die Luke. Als Maxim ihm hinterherkletterte, bekam er wie zum Abschied noch einen Kolbenschlag versetzt. Im Panzer war es so kalt und dunkel, wie in einer Gruft. Es roch intensiv nach Diesel.
    Sef zerrte Fank von der Luke weg und legte ihn auf den Fußboden. »Was ist das für einer?«, murrte er.
    Bevor Maxim antworten konnte, hatte Haken, der den Starter lange und vergeblich gequält hatte, endlich den Motor
in Gang gebracht. Alles ringsum ruckelte und dröhnte. Maxim winkte ab, kletterte in den Turm und lehnte sich hinaus. Zwischen den Panzern sah man jetzt nur noch Gardisten. Alle Motoren liefen, es herrschte ein Höllenlärm, und eine stickige, dicke Abgaswolke verdunkelte den Hang. Einige Panzer waren bereits losgefahren, da und dort ragten Köpfe aus den Türmen. Ein Strafsoldat, der sich aus dem benachbarten Fahrzeug beugte, machte Maxim Zeichen und verzog dabei sein angeschwollenes Gesicht, das voller blauer Flecken war, zu einer Grimasse. Dann verschwand er plötzlich, die Motoren heulten mit doppelter Kraft auf, und rasselnd stürmten alle Panzer gleichzeitig den Hang hinan.
    Maxim spürte, wie er um den Leib gefasst und hinuntergezogen wurde. Er bückte sich und sah in Gais weit aufgerissene, irr starrende Augen - wie damals im Bomber. Gai hängte sich an ihn, murmelte ununterbrochen vor sich hin. Sein Gesicht war abstoßend und hatte nichts mehr von seiner Jungenhaftigkeit, dem naiven Mut; Maxim las darin nur Wahnsinn und die Bereitschaft zu töten. Es geht los, dachte er voll Abscheu und versuchte, den armen Gai von sich wegzuschieben. Es geht los … Sie haben die Emitter eingeschaltet …
    Ruckelnd und vibrierend wühlte sich der Panzer

Weitere Kostenlose Bücher