Gesammelte Werke 1
Kampfgefährte Anipsu. Einen Weg zurück gibt es nicht, nur einen
nach vorn. Weicht einer zurück, vernichte ich ihn auf der Stelle. Das betrifft vor allem die Fahrer. Es gibt keine Fragen. Brigade! Rechts - um! Nach vorn - aufschließen! … He, ihr Stöcke, ihr Tausendfüßler! Aufschließen war befohlen! Korporale, Massaraksch! Wo guckt ihr denn hin? Eine Herde ist das … Zu Viererreihen ordnen! Korporale, ordnet diese Schweine in Viererreihen! Massaraksch …«
Mit Hilfe der Gardisten gelang es den Korporalen, die Brigade zu einem Marschblock zu formieren. Wieder erscholl das Kommando »Stillgestanden!«. Maxim stand nun dicht beim Brigadekommandeur. Der Ex-Oberst war vollkommen betrunken. Auf seinen Stock gestützt, schwankte er hin und her, wackelte mit dem Kopf und wischte sich immer wieder mit der Faust über seine brutale Visage. Die Bataillonskommandeure, ebenfalls völlig betrunken, hielten sich hinter seinem Rücken - einer kicherte wie blöde, ein anderer versuchte mit stumpfsinniger Hartnäckigkeit, sich eine Zigarette anzustecken, und der dritte griff immerzu nach seiner Pistolentasche und stierte mit blutunterlaufenen Augen in die Reihen. In der Kolonne schnupperte man neidisch dem Geruch des Alkohols hinterher, beifällige Bemerkungen wurden laut. »Los, los …«, knurrte Sef. »Wir fechten’s euch schon aus.« Ärgerlich boxte Maxim ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.
»Halt den Mund«, presste er durch die Zähne. »Es reicht jetzt.«
Unterdessen traten zwei Männer auf den Oberst zu - ein Rittmeister mit Pfeife im Mund und ein massiger Ziviler, in Hut und langem Mantel, den Kragen hochgeschlagen. Der Zivilist kam Maxim irgendwie bekannt vor, und er musterte ihn genauer. Gerade sagte der Mann etwas halblaut zum Oberst. »Hä?«, fragte der und sah den Dicken mit trübem Blick an. Wieder sagte der Zivilist etwas und wies mit dem Daumen über die Schulter auf die Strafbrigade. Der Rittmeister paffte derweil gleichgültig seine Pfeife. »Wozu das?«, bellte der
Oberst. Der Zivilist holte ein Schreiben hervor, aber der Oberst schob es mit einer Handbewegung weg. »Geb ich nicht raus«, murrte er. »Alle hier müssen krepieren wie ein Mann.« Der Dicke ließ nicht locker. »Darauf pfeif ich!«, schrie der Oberst. »Auch auf euer Departement pfeif ich. Alle werden krepieren. Hab ich Recht?«, fragte er den Rittmeister, der ihm nicht widersprach. Da packte der Zivilist den Oberst am Uniformärmel und zog ihn zu sich heran; dabei plumpste dieser mitsamt seinem Stock beinahe in den Dreck. Der kichernde Bataillonskommandeur lachte daraufhin laut und blöde los. Das Gesicht des Obersten verfärbte sich dunkel; zornig griff er in seine Pistolentasche und zerrte eine große Armeepistole hervor. »Ich zähle bis zehn!«, schrie er den Zivilisten an. »Eins … zwei …« Der Dicke spuckte aus und schritt an der Kolonne vorbei davon; den Männern blickte er dabei ins Gesicht. Der Oberst jedoch zählte weiter, und als er bei zehn angelangt war, eröffnete er das Feuer. Da endlich wachte der Rittmeister auf und überredete den Oberst, seine Waffe wegzustecken. »Alle müssen krepieren«, schrie der Oberst. »Zusammen mit mir … Brigade! Hört auf mein Kommando! Im Gleichschritt - marsch!«
Und die Brigade setzte sich in Bewegung. In einer aufgeweichten, kettenzerfahrenen Spur stiegen die Strafsoldaten rutschend und sich aneinander festhaltend zu einem morastigen Talweg hinab. Sie bogen ein und entfernten sich allmählich von der Bahnlinie; dann stießen die Zugführer hinzu. Gai ging neben Mak. Er war blass und schwieg lange, obwohl Sef ihn sofort gefragt hatte, was man so höre. Der Talweg wurde allmählich breiter, Strauchwerk zeichnete sich ab, dann ein Wäldchen. Am Wegrand stand, die Ketten in den Schlamm gewühlt, ein riesiger, klobiger Panzer: uraltes Modell, völlig anders als die Patrouillenpanzer des Küstenschutzes, mit kleinem quadratischem Turm und winziger Kanone. Neben ihm hantierten düster dreinschauende Männer in ölverschmierten
Jacken. Die Strafsoldaten trotteten ungeordnet vorwärts, hatten ihre Hände in den Taschen und die steifen Kragen hochgeschlagen. Viele schielten verstohlen zur Seite - gab es keine Möglichkeit zu verschwinden? Die Büsche waren verlockend, aber auf den Hängen über dem Talweg wachten alle zwei-, dreihundert Schritt die schwarzen Gardisten mit ihren Maschinenpistolen. Von vorne schoben sich durch große Pfützen drei Tankwagen heran. Ihre Fahrer blickten
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