Gesammelte Werke 1
leidenschaftlicher Forscher. Es war auf der ersten Expedition zu den Kopflern. Alle schätzten ihn. Komow selbst setzte hohe Erwartungen in ihn. Und er hat diese Erwartungen, wohlgemerkt, erfüllt!«
»Ich habe herrliche Himbeeren«, sagte er. »Die frühesten in der ganzen Region. Probieren Sie, bitte …«
Ich stockte kurz und nahm dann die Schüssel mit den Himbeeren entgegen.
»Kopfler«, sagte er ein wenig bitter, »mag sein, mag sein. Ich weiß ja selbst, dass er begabt ist. Nur ist das nicht im Geringsten mein Verdienst.«
Eine Zeit lang aßen wir schweigend Himbeeren mit Milch. Ich hatte das Gefühl, gleich werde er das Gespräch auf mich lenken. Es schien, dass er nicht länger über Lew Abalkin sprechen wollte, und die Höflichkeit verlangte, nun ein wenig über mich zu reden.
Ich kam ihm zuvor: »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Sergej Pawlowitsch. Sie haben mir viele interessante Informationen gegeben. Es ist nur schade, dass Lew keine Freunde hatte. Ich hoffte doch sehr, mit einem von ihnen sprechen zu können.«
»Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen die Namen seiner Mitschüler nennen«. Dann schwieg er einen Augenblick und sagte: »Nein, versuchen Sie, Maja Glumowa ausfindig zu machen.«
Sein Gesicht hatte plötzlich einen sonderbaren Ausdruck angenommen. Was war ihm wohl gerade eingefallen, welche Assoziationen hatte er im Zusammenhang mit diesem Namen? Ich wusste es nicht, war mir aber sicher, dass sie sehr,
sehr unangenehm waren. Er bekam sogar dunkelrote Flecken im Gesicht.
»Eine Schulfreundin?«, erkundigte ich mich, um ihm aus der Verlegenheit zu helfen.
»Nein«, sagte er, »das heißt, sie war natürlich an unserer Schule. Maja Glumowa. Ich glaube, sie ist später Historikerin geworden.«
1. JUNI’78
Kleiner Zwischenfall mit Jadwiga Michailowna
Um 19:23 Uhr war ich wieder zu Hause und startete meine Suche nach Maja Glumowa, der Historikerin. Es vergingen keine fünf Minuten, und mir lagen alle Informationen über sie vor.
Maja Toivowna Glumowa war drei Jahre jünger als Lew Abalkin. Nach dem Schulabschluss hatte sie bei der KomKon 1 einen Kursus für Versorgungspersonal absolviert und anschließend an der Operation »Arche« teilgenommen, die später traurigen Ruhm erlangte. Danach war Maja Glumowa an die Historische Fakultät der Sorbonne gegangen, wo sie sich zunächst auf die Anfangsepoche der Ersten wissenschaftlich-technischen Revolution spezialisierte, dann aber zur Geschichte der frühen Raumforschung überwechselte. Sie hatte einen Sohn, Toivo Glumow, elf Jahre alt; über den Ehemann teilte sie nichts mit. Zurzeit - ein Wunder! - arbeitete sie in der Spezialsammlung des Museums für Außerirdische Kulturen, das drei Straßen von uns entfernt am Platz der Sterne lag. Und sie wohnte ganz in der Nähe - in der Allee der Weißfichten.
Ich rief sie sofort an. Auf dem Bildschirm erschien jedoch ein Kind mit blonden Haaren, sehr hellen, nordischen Augen
und ernstem Gesicht, es hatte viele Sommersprossen und eine Stupsnase, auf der sich die Haut schälte. Kein Zweifel, das war Toivo Glumow junior. Er sah mich an und erklärte, die Mama sei nicht zu Hause. Sie hätte längst da sein wollen, dann aber angerufen und gesagt, dass sie erst morgen früh, nach der Arbeit käme. Ob er ihr etwas ausrichten solle? Ich sagte, das sei nicht nötig, und verabschiedete mich.
Ich musste also bis zum Morgen warten. Und am Morgen würde sie lange versuchen sich zu erinnern, wer dieser Lew Abalkin war, und wenn es ihr dann schließlich einfiele, würde sie kurz seufzen und sagen, sie habe nun schon seit fünfundzwanzig Jahren nichts mehr von ihm gehört.
Nun gut. Von den wichtigsten Namen auf meiner Liste war noch einer übrig, und in den setzte ich keine besonderen Hoffnungen. Normalerweise treffen sich Menschen nach fünfundzwanzig Jahren Abwesenheit gern mit ihren Eltern, sehr oft mit ihrem Lehrer, nicht selten auch mit Schulfreunden. Aber in den wenigsten Fällen wird sie das Gedächtnis zu ihrem ehemaligen Schularzt führen. Vor allem, wenn sich dieser auf der anderen Seite des Planeten auf einer Expedition durch die Wildnis befindet; und wenn man bedenkt, dass die Null-Verbindung laut Auskunft schon den zweiten Tag nicht zuverlässig funktioniert wegen Fluktuationen des Neutrinofeldes.
Aber was blieb mir anderes übrig? In Manáus war es jetzt Tag, und wenn ich überhaupt anrufen wollte, dann sollte ich es jetzt sofort tun.
Ich hatte Glück: Jadwiga Michailowna Lekanowa hielt sich gerade in
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