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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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sein Gesicht kaum eine Regung - wie bei den meisten Menschen dieses Alters, die sich mit ihren über hundert Jahren einen klaren Geist und einen gesunden Körper bewahrt haben. Sein Gesicht war eckig, sonnengebräunt und fast faltenlos; die dichten, buschigen Augenbrauen standen über den Augen vor wie eine Sonnenblende. Sonderbar, die rechte Braue war pechschwarz, die linke hingegen weiß - wirklich weiß, nicht grau.
    Ich stellte mich ausführlich vor, das heißt, ich erzählte meine Legende: Ich war Journalist, von Beruf Tierpsychologe, und sammelte zurzeit Material für ein Buch, das ich über die Kontakte des Menschen mit den Kopflern schreiben wollte, und so weiter und so fort. Sie wissen sicher, sagte ich, dass Ihr Schüler Lew Abalkin bei diesen Kontakten eine herausragende Rolle gespielt hat. Ich habe ihn früher einmal kennengelernt. Doch das ist lange her, und wir haben uns später aus den Augen verloren. Für das Buch habe ich nun versucht, ihn ausfindig zu machen, doch die KomKon sagte mir, Lew Wjatscheslawowitsch sei nicht auf der Erde und der Zeitpunkt
seiner Rückkehr ungewiss. Bis dahin möchte ich jedoch möglichst viel über seine Kindheit erfahren: Wie alles begann, warum es sich so und nicht anders entwickelte. In erster Linie ist es die Psychologie des Forschers, die mich interessiert. Sein Ausbilder lebt leider nicht mehr und seine Freunde kenne ich nicht; deshalb habe ich Sie, seinen Lehrer, aufgesucht, um etwas über ihn zu erfahren. Ich für meinen Teil bin überzeugt, dass bei einem Menschen alles in der Kindheit seinen Ausgang nimmt, und zwar in der frühesten Kindheit …
    Offen gestanden, hatte ich die ganze Zeit über gehofft, Fedossejew würde mich - am besten gleich zu Beginn meiner Lügengeschichte - unterbrechen und rufen: »Was für ein Zufall, erst gestern war Lew bei mir!« Doch ich wurde nicht unterbrochen und musste alles bis zu Ende erzählen. Mit dem intelligentesten Gesichtsausdruck legte ich meine hastig zusammengezimmerten Ansichten dar: dass sich die schöpferische Persönlichkeit in der Kindheit herausbilde und nicht etwa in der Pubertät, auch nicht in der Jugend oder im Erwachsenenalter. Dass sie sich wirklich herausbilde und nicht einfach nur angelegt werde oder zu keimen beginne. Aber damit nicht genug: Als ich schließlich alles gesagt und mich völlig verausgabt hatte, schwieg der Alte noch eine ganze Minute. Und dann fragte er plötzlich, wer oder was eigentlich diese Kopfler seien.
    Ich war wirklich sehr überrascht. Lew Abalkin hatte sich also seinem ehemaligen Lehrer gegenüber nicht seiner Erfolge gerühmt! Ich finde, man muss schon in höchstem Maße menschenscheu und verschlossen sein, wenn man nicht einmal vor seinem Lehrer mit dem, was man erreicht hat, prahlt.
    Bereitwillig erklärte ich, dass es sich bei den Kopflern um eine vernunftbegabte kynoide Rasse handelte, die infolge von Strahlenmutationen auf dem Planeten Saraksch entstanden sei.

    »Kynoiden? Hunde?«
    »Ja. Intelligente Hundeartige. Sie haben übergroße Köpfe, daher der Name Kopfler.«
    »Also befasst sich Ljowa mit Hundeartigen. Hat erreicht, was er wollte …«
    Ich warf ein, dass ich nicht wüsste, womit sich Ljowa zurzeit befasst; vor zwanzig Jahren jedoch hätte er sich mit den Kopflern beschäftigt, und das mit großem Erfolg.
    »Er mag Tiere sehr gern«, sagte Sergej Pawlowitsch. »Ich war immer der Überzeugung, er solle Tierpsychologe werden. Als die Lenkungskommission ihn dann der Progressoren-Schule zuteilte, habe ich protestiert, so gut ich konnte, aber sie haben nicht auf mich gehört. Damals war alles viel komplizierter. Vielleicht, wenn ich nicht protestiert hätte …«
    Er verstummte und schenkte mir Milch ein. Ein sehr, sehr zurückhaltender Mensch. Keinerlei Ausrufe, kein: »Ljowa! Ja, klar! Das war ein prima Junge!« Aber es konnte natürlich auch sein, dass Ljowa kein prima Junge gewesen war …
    »Was wollen Sie also konkret von mir wissen?«, erkundigte sich Sergej Pawlowitsch.
    »Alles!«, antwortete ich, »wie er war, was ihn interessierte. Welche Freunde er hatte. Seine Erfolge in der Schule. Alles, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist.«
    »Gut«, sagte Sergej Pawlowitsch ohne jeden Enthusiasmus. »Ich will es versuchen.«
    Lew Abalkin war ein sehr verschlossener Junge. Schon seit frühester Kindheit. Seine Verschlossenheit fiel sofort ins Auge. Sie schien nicht von mangelndem Selbstvertrauen oder einem Minderwertigkeitsgefühl herzurühren, sondern von der

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