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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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zu fragen, dass sie mir antwortet.«
    Ich glaube, das klang recht logisch. Zudem fiel mir im Moment keine bessere Vorgehensweise ein. In der Rolle des blöden Journalisten würde ich jedenfalls nicht wieder bei ihr auftauchen. Letzten Endes aber weiß Seine Exzellenz am besten, was wichtiger ist: den Mann zu finden oder das Fahndungsgeheimnis zu wahren.
    Ohne aufzuschauen, fragte er: »Warum warst du heute Morgen im Museum?«
    Ich war überrascht. »Was heißt - warum? Ich wollte mit Maja Glumowa sprechen.«
    Er hob langsam den Kopf, und ich sah seine Augen. Die Pupillen weiteten sich über die ganze Iris aus. Ich zuckte buchstäblich zurück. Kein Zweifel, ich hatte gerade etwas ganz Fürchterliches gesagt. Wie ein Schuljunge begann ich zu stottern: »Aber sie arbeitet doch da. Wo sollte ich mich denn sonst mit ihr unterhalten? Zu Hause war sie nicht zu erreichen.«
    »Die Glumowa arbeitet im Museum für Außerirdische Kulturen?«, fragte er, die Worte sehr deutlich artikulierend.
    »Ja, aber was ist denn …?«
    »In der Spezialabteilung für Objekte ungeklärter Bestimmung …«, sagte er leise. War es eine Frage oder eine Feststellung? Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich sah, wie sich sein linker Mundwinkel nach unten und nach links verzog.
    »Ja«, flüsterte ich.
    Seine Augen verschwanden; die Glatze füllte wieder den ganzen Bildschirm aus.

    »Exzellenz …«
    »Schweig!«, schnauzte er. Und dann schwiegen wir beide sehr lange.
    »So«, sagte er schließlich mit normaler Stimme. »Du fährst jetzt nach Hause. Bleibst dort und gehst nicht außer Haus. Es kann sein, dass ich dich von einer Minute auf die andere brauche. Wahrscheinlich nachts. Wie lange wirst du unterwegs sein?«
    »Zweieinhalb Stunden.«
    »Warum so lange?«
    »Ich muss noch über den See schwimmen.«
    »Gut. Wenn du zu Hause bist, erstatte Meldung. Beeil dich.«
    Und der Bildschirm wurde dunkel.

Aus dem Bericht Lew Abalkins
    Der Regen wird wieder stärker, der Nebel immer dichter, so dass von der Straßenmitte aus die Häuser rechts und links kaum noch zu sehen sind. Die Experten geraten in Panik - sie befürchten, bald könnten die bio-optischen Umsetzer versagen. Ich beruhige sie. Kaum sind sie beruhigt, fordern sie mich auf, den Nebelscheinwerfer einzuschalten. Nachdrücklich. Also tue ich ihnen den Gefallen. Gerade wollen sie triumphieren, als sich Wepl mitten auf der Straße auf seinen Schwanz setzt und verkündet, er werde keinen weiteren Schritt mehr tun, solange dieser blöde Regenbogen nicht verschwinde, der ihm Schmerzen in den Ohren und Kribbeln zwischen den Zehen verursache. Er, Wepl, könne auch ohne die unsinnigen Scheinwerfer bestens sehen. Und wenn die Experten nichts sähen, dann bräuchten sie auch nichts zu sehen. Sie sollten
sich lieber mit Nützlichem befassen, zum Beispiel damit, bis zu seiner, Wepls, Rückkehr Haferbrei mit Bohnen zuzubereiten. Ausbruch der Empörung. Im Allgemeinen fürchten sich die Experten vor Wepl. Jeder Erdenmensch, der mit einem Kopfler Bekanntschaft schließt, beginnt früher oder später, sich vor ihm zu fürchten. Aber gleichzeitig, so paradox es auch ist, ist derselbe Erdenmensch nicht in der Lage, in einem Kopfler etwas anderes zu sehen als einen großen sprechenden Hund (Zirkus, Wunder der Tierpsychologie und so …).
    Einer der Experten ist so unvorsichtig, Wepl zu drohen, er bekäme kein Mittagessen, wenn er störrisch bliebe. Wepls Stimme wird lauter. Er sagt, er, Wepl, sei sein Leben lang sehr gut, ja bestens, ohne Experten ausgekommen. Mehr noch, wir würden uns hier immer gerade dann am wohlsten fühlen, wenn von Experten weder etwas zu sehen noch zu hören sei. Was aber den Experten anginge, der es anscheinend auf seinen, Wepls, Haferbrei mit Bohnen abgesehen habe … Und so weiter und so fort.
    Ich stehe im Regen, der immer stärker und stärker wird, höre mir dieses Experten-Bohnen-Gefasel an und schaffe es nicht, aus einer Art tiefen Betäubung, einem Schlaf zu erwachen. Mir ist, als sähe ich mir eine besonders dumme Theatervorstellung an, die weder Anfang noch Ende hat, wo alle handelnden Personen ihre Rollen vergessen haben und einfach sagen, was ihnen in den Sinn kommt, in der vergeblichen Hoffnung, alles werde irgendwie wieder ins Lot kommen. Diese Vorstellung wird speziell für mich gegeben, um mich möglichst lange auf meinem Platz zu halten, damit ich mich keinen Schritt fortbewege. In der Zwischenzeit aber sorgt jemand hinter den Kulissen eilig dafür, dass

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