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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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nicht allzu oft mit dem Scorcher geschossen und bin überwältigt von dem Ergebnis. Der rotviolette Blitz blendet mich für einen Moment, doch ich sehe noch, wie die Krebsspinne geradezu explodiert. Augenblicklich. Ganz und gar, von den Scheren bis zum Ende der Hinterbeine. Wie ein überhitzter Dampfkessel. Es ertönt ein kurzer Donner, kommt als Echo zurück und rollt über den Platz. An Stelle des Ungeheuers breitet sich nun eine dichte, nahezu steife Wolke weißen Dampfes aus.
    Alles ist vorüber. Die Dampfwolke zerstiebt langsam und mit leisem Zischen. Die panischen Schreie und das Trappeln der Füße verstummen in einer dunklen Seitenstraße, und die kostbare Pavillon-Schatulle steht leuchtend, als wäre nichts gewesen, noch immer mitten auf dem Platz in ihrer ganzen Pracht …
    »Gott, was für ein grässliches Vieh«, murmle ich. »Wie kommen die hierher - hundert Parsek von der Pandora entfernt … Und du, hast du wieder nichts gemerkt?«
    Wepl kommt nicht zum Antworten. Es ertönt ein Gewehrschuss, das Echo rollt über den Platz, und gleich darauf folgt ein zweiter. Ganz in der Nähe. Anscheinend hinter der Ecke. Wohl in der Straße, in die alle hineingerannt sind.
    »Wepl, halte dich links, bleib auf gleicher Höhe!«, kommandiere ich schon im Laufen.
    Ich verstehe nicht, was dort in der Seitenstraße vor sich geht. Vielleicht hat noch eine Krebsspinne die Kinder angefallen. Dann war es doch kein Spielzeuggewehr? Aber da treten aus dem Dunkel der Seitenstraße drei Männer, bleiben stehen und versperren uns den Weg. Zwei von ihnen sind mit richtigen automatischen Gewehren bewaffnet, und die beiden Läufe sind direkt auf mich gerichtet.
    Im bläulich weißen Licht ist alles sehr gut zu sehen: Ein hochgewachsener alter Mann steht da; er trägt eine graue
Uniform mit funkelnden Knöpfen. Rechts und links von ihm halten zwei kräftige Burschen ihre Gewehre im Anschlag; die beiden stehen einen halben Schritt hinter ihm, tragen ebenfalls graue Uniformen und Gürtelriemen mit Patronentaschen.
    »Sehr gefährlich«, sagt Wepl in der schnalzenden Sprache der Kopfler. »Ich wiederhole: sehr!«
    Ich verlangsame das Laufen auf normales Schritttempo und zwinge mich, den Scorcher im Halfter verschwinden zu lassen. Vor dem Alten bleibe ich stehen und frage: »Was ist mit den Kindern?«
    Die Gewehrmündungen sind genau auf meinen Bauch gerichtet. Die Burschen haben finstere, erbarmungslose Gesichter.
    »Mit den Kindern ist alles in Ordnung«, antwortet der Alte.
    Seine Augen sind hell, beinahe fröhlich, und sein Gesicht hat nichts von der Düsternis der bewaffneten Burschen; es ist das gewöhnliche, faltige Gesicht eines alten Mannes. Aber vielleicht kommt es mir nur so vor? Vielleicht liegt es daran, dass er statt eines Gewehrs einen blankpolierten Stab in der Hand hält, mit dem er sich leicht und leger gegen den Schaft eines seiner hohen Stiefel klopft.
    »Auf wen haben Sie geschossen?«, frage ich.
    »Auf den schlechten Menschen«, übersetzt der Translator die Antwort.
    »Dann gehören Sie zu den guten Menschen mit den Gewehren?«, frage ich.
    Der Alte zieht die Brauen hoch. »Gute Menschen? Was soll das heißen?«
    Ich wiederhole, was mir Ijadrudan erklärt hat.
    Der Alte nickt.
    »Alles klar. Ja, wir sind diese guten Menschen.«
    Er mustert mich von Kopf bis Fuß. »Aber bei euch läuft es, wie ich sehe, ganz gut. Eine kleine Übersetzungsmaschine auf dem Rücken. Wir hatten so etwas seinerzeit auch, aber groß,
über mehrere Zimmer … Aber so eine Handfeuerwaffe hat es bei uns nie gegeben. Geschickt haben Sie diesen schlechten Menschen erledigt! Wie mit einer Kanone. Sind Sie schon länger hier?«
    »Seit gestern«, sage ich.
    »Wir haben unsere Flugmaschinen leider nicht wieder in Gang bekommen. Niemand da, der es machen könnte.« Abermals mustert er mich unverhohlen. »Ja, ihr seid tüchtig. Aber bei uns hier ist, wie Sie sehen, alles zusammengebrochen. Wie habt ihr es geschafft? Habt ihr sie geschlagen? Oder ein Mittel gegen sie gefunden?«
    »Ja, zusammengebrochen ist bei Ihnen wirklich alles«, sage ich vorsichtig. »Einen Tag bin ich schon hier, aber trotzdem begreife ich nichts …«
    Mir ist klar, dass er mich für jemand anderen hält. Fürs Erste kann das sogar besser sein. Ich muss nur vorsichtig sein, ganz vorsichtig …
    »Ich sehe, dass Sie nichts begreifen«, sagt der Alte. »Aber das ist ziemlich sonderbar. Hat sich bei euch etwa nichts von alldem ereignet?«
    »Nein«, antworte ich. »So etwas

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