Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
Vom Netzwerk:
Rechners ein. Dann erschienen sie sukzessive und in folgender Reihenfolge auf dem Kontrolldisplay: Familienname, Vorname, Vatersname, Alter (anscheinend); Name eines Ortes (Geburtsort? Wohnort? Arbeitsort); Beruf; dazu ein sechsstelliger Index. Ich beachtete das Display nicht, bis plötzlich darauf auftauchte:
     
    KUBOTIJEWA, ALBINA MILANOWNA
    96 BALLERINA ARCHANGELSK 001507
     
    Es folgten zwei Namen, die mir nichts sagten, und dann:
     
    KOSTENEZKI, KIR
    12 SCHÜLER PETROSAWODSK 001507

    Zur Erinnerung: Diese beiden sind als Zeugen der Vorgänge in Malaja Pescha erfasst, vgl. meinen Bericht Nr. 015/99 vom 7. 5. d. J.
    Anscheinend verlor ich für ein paar Sekunden die Kontrolle, denn Temirkanow erkundigte sich, was mich derart in Erstaunen versetze? Ich besann mich und erklärte, ich habe mich über den Namen Albina Kubotijewas gewundert, der Ballerina, von der mir meine Eltern, begeisterte Ballettfans, viel erzählt hätten. Es komme mir seltsam vor, hier ihren Namen zu lesen; habe etwa Albina die Große auch ein metapsychisches Talent? Temirkanow lächelte und gab zur Antwort, das sei nicht ausgeschlossen. Seinen Worten zufolge laufen auf den Registratoren sämtlicher Institutsfilialen pausenlos Informationen über Personen ein, die für die Metapsychologen von Interesse sein könnten. Der Großteil der Informationen stammt von den Terminals der Kliniken, Krankenhäuser und Medpunkte sowie sonstiger medizinischer Einrichtungen, die mit Standard-Psychoanalysatoren ausgerüstet sind. Allein in der Charkower Filiale kommen so täglich Hunderte von Namen möglicher »Sonderlinge« zusammen, wobei sich aber nur jeder Hunderttausendste von ihnen auch tatsächlich als solcher erweist.
    In dieser Situation hielt ich es für richtig, das Gesprächsthema zu wechseln.
    T. Glumow

Dokument 11
    Arbeitsfonogramm
    Datum: 10. Mai’99
    Gesprächsteilnehmer: M. Kammerer, Leiter der Abteilung BV; T. Glumow, Inspektor
    Projekt 009: »Besuch der alten Dame«
    Betr.: Das Institut der Sonderlinge als möglicher Gegenstand des Projekts 009
     
    KAMMERER: Interessant. Du hast wirklich ein wachsames Auge, Junge. Und eine Version hast du sicher auch parat? Lass mich hören.
    GLUMOW: Die Schlussfolgerung oder die Logik?
    KAMMERER: Die Logik, bitte.
    GLUMOW: Am einfachsten wäre es anzunehmen, dass ein begeisterter Anhänger der Metapsychologie die Namen von Albina und Kir nach Charkow gemeldet hat. Wenn er Zeuge der Ereignisse in Malaja Pescha war, mag ihn die Anomalität ihrer Reaktionen überrascht haben, so dass er seine Beobachtung an Fachleute weitergeben wollte. Es kommen meiner Meinung nach mindestens drei Personen infrage, die das hätten tun können. Basil Newerow, der Mann vom Katastrophenschutz. Oleg Pankratow, der Lektor und ehemalige Astroarchäologe. Und seine Frau Sossja Ljadowa, die Malerin. Freilich, sie waren keine Zeugen im eigentlichen Sinn, aber das ist in diesem Fall nicht wichtig. Ohne Ihre Erlaubnis allerdings wollte ich sie nicht befragen, obwohl ich glaube, dass es möglich ist, direkt von ihnen zu erfahren, ob sie die Information ans Institut weitergegeben haben oder nicht …
    KAMMERER: Es gibt einen einfacheren Weg.

    GLUMOW: Den Dienstweg, ich weiß. Ich könnte eine Anfrage ans Institut richten. Aber das führt hier zu nichts, und zwar aus folgendem Grund: Wenn es ein wohlmeinender Enthusiast war, dann klärt sich alles auf, und es ist nichts weiter zu bereden. Ich würde aber eher folgende Variante in Betracht ziehen: Es gab dort keinen wohlmeinenden Enthusiasten, sondern einen eigens dafür angereisten Beobachter vom Institut der Sonderlinge.
    Pause.
    GLUMOW: Wenn wir annehmen, dass sich in Malaja Pescha ein Beobachter vom Institut der Sonderlinge befand, bedeutet das, dass man dort ein psychologisches Experiment durchgeführt hat mit dem Ziel, Menschen in - sagen wir - normale und ungewöhnliche zu sortieren. Zum Beispiel, um später bei den ungewöhnlichen diese »Sonderlichkeit« zu suchen. In dem Fall gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist das Institut der Sonderlinge ein gewöhnliches Forschungszentrum, wo gewöhnliche Wissenschaftler arbeiten. Diese führen gewöhnliche Experimente durch, die zwar in ethischer Hinsicht fraglich sind, letzten Endes aber der Wissenschaft dienen sollen. Dann aber ist unverständlich, wie sie über eine Technologie verfügen können, die sogar die perspektivischen Möglichkeiten unserer Embryomechanik und unserer Biokonstruktion bei weitem übertrifft? Pause.
    GLUMOW:

Weitere Kostenlose Bücher