Gesammelte Werke 1
Institut gewesen, und zwar auf den alljährlichen Aktivistenkonferenzen, mit Daniil Alexandrowitsch Logowenko ist er nicht persönlich bekannt, doch schätzt er ihn als einen hervorragenden Gelehrten.
3. Im Zusammenhang mit dem oben Dargelegten bin ich der Ansicht, dass mein Bericht Nr. 018/99 für das Projekt 009 nicht von Belang ist.
T. Glumow
Dokument 13
An den Leiter der Abteilung BV, M. Kammerer
Antrag von Inspektor T. Glumow
Da ich meine Frau während einer längeren Dienstreise auf die Pandora begleiten muss, bitte ich um die Gewährung eines Urlaubs von sechs Monaten.
10. Mai’99
T. Glumow
Entscheidung: Nicht genehmigt. Führen Sie weiterhin Ihren Auftrag aus.
10. Mai’99
M. Kammerer
Abteilung BV, Arbeitszimmer D. 11. Mai ’99
Am Morgen des 11. Mai erschien Toivo in düsterer Stimmung bei der Arbeit und las meine Entscheidung. Anscheinend hatte er sich über Nacht ein wenig beruhigt, denn ohne zu protestieren oder auf seinem Wunsch zu beharren, setzte er sich in sein Arbeitszimmer »D« und fing an, die Liste der Inversanten zusammenzustellen. Schon bald hatte er sieben Personen gefunden, doch nur zwei mit vollständigem Namen; die Übrigen waren als »Patient S., Servomechaniker«, »Theodor P., Ethnolinguist« oder dergleichen registriert.
Gegen Mittag erschien Sandro Mtbewari im Zimmer »D« - abgekämpft, aschfahl und zerzaust. Er setzte sich an seinen Tisch und erklärte Toivo - ohne jede Vorrede oder die Witze, die er normalerweise machte, wenn er von einem längeren Einsatz zurückkehrte -, er stelle sich ihm laut Befehl von Big Bug zur Verfügung, würde aber gerne vorher den Bericht über seine Dienstreise zu Ende schreiben. »Was ist denn passiert?«, fragte Toivo beunruhigt und überrascht von seinem Anblick. Es sei ihm eine Geschichte passiert, antwortete Sandro gereizt, von der er nicht wisse, ob er sie in seinen Bericht aufnehmen solle, und wenn ja, unter welchem Vorzeichen.
Und sogleich machte er sich ans Erzählen, hatte aber Mühe, die richtigen Worte zu finden, verlor sich in Einzelheiten und machte sich immer wieder, fast krampfhaft, über sich selbst lustig.
Am Morgen war er aus der Null-Kabine des kleinen Kurorts Rosalinda unweit von Biarritz getreten, hatte etwa fünf
Kilometer auf einem verlassenen steinigen Pfad zwischen Weinbergen zurückgelegt und war gegen zehn Uhr am Ziel: Unter ihm lag das Val des Roses. Der Pfad führte hinab zum Gehöft »Bon Vent«, dessen Spitzdach aus dem üppigen Grün herausragte. Sandro registrierte automatisch die Uhrzeit - es war wie geplant eine Minute vor zehn. Vor dem Abstieg zum Gehöft setzte er sich auf einen schwarzen runden Feldstein, um die Kiesel aus seinen Sandalen zu schütteln. Es war schon sehr heiß, und der glühende Stein brannte durch seine Shorts. Sandro hätte für sein Leben gern etwas getrunken.
Offenbar war das der Moment, als ihm schlecht wurde. In seinen Ohren begann es zu klingen, und ihm schien, als verlösche das helle Sonnenlicht. Er hatte den Eindruck, als folge er dem Pfad abwärts. Als gehe er, ohne die Beine unter sich zu spüren, an einer lustig anzusehenden Laube vorüber, die er von oben gar nicht bemerkt hatte; vorbei an einem Gleiter mit aufgeklappter Schutzhaube und zerlegtem Motor, so, als hätte jemand ganze Blöcke daraus entfernt; und an einem riesigen zottigen Hund vorbei, der mit heraushängender roter Zunge im Schatten lag und Sandro gleichgültig musterte. Dann sei er die Stufen zu einer von Rosen dicht umrankten Veranda hinaufgestiegen. Dabei konnte er deutlich hören, wie die Stufen knarrten, spürte aber seine Beine noch immer nicht. Weiter hinten auf der Veranda stand ein Tisch, auf dem sich viele rätselhafte Gegenstände türmten, und dort entdeckte Sandro auch den Mann, den er gesucht hatte: Er stand über den Tisch gebeugt da, die Arme weit ausgestreckt, um sich auf den Rändern der Tischplatte abzustützen.
Der Mann hatte kleine, unter grauen Brauen versteckte Augen und blickte Sandro ein wenig ärgerlich an. Der stellte sich vor und fing sogleich an, seine Legende aufzutischen, obwohl er kaum seine eigene Stimme hörte. Er hatte aber noch keine zehn Sätze gesprochen, als der Mann seine Stirn in tiefe Falten zog und etwas sagte wie: »Muss das jetzt sein, du
kommst mir sehr ungelegen«. In dem Moment kam Sandro wieder zu sich, tauchte aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit auf und fand sich schweißüberströmt auf dem Stein sitzend, die rechte Sandale in der Hand. Der
Weitere Kostenlose Bücher