Gesammelte Werke 1
sich der Rittmeister vernehmen.
»Jawohl, Herr Rittmeister!«, erwiderte Gai. In seiner Stimme klang Resignation. »Gestatten …«
Er nahm den Bericht mit der Bitte, Maxim zu überprüfen, und zerriss ihn langsam.
»R-richtig entschieden«, schnarrte der Herr Rittmeister. »So macht man das bei der Garde! Papiere, Tinte, Überprüfungen - unsere Prüfung ist der Kampf. Wenn wir in unsere Maschinen steigen und in die Zone der Atomfallen hineinrollen, sehen wir sofort, wer zu uns gehört und wer nicht.«
»Jawohl«, stimmte Gai zu, allerdings ohne rechte Überzeugung. Er verstand den alten Haudegen, wusste aber auch, dass der Kriegsveteran und Held von acht Seekonflikten hier irrte: Natürlich, Kampf war Kampf - aber auch die Reinheit zählte. Bei Maxim jedoch war das ohne Bedeutung, denn gerade er war ja rein.
»Massaraksch!«, rief der Herr Rittmeister. »Das Gesundheitsdepartement hat ihn durchgelassen; alles Übrige ist unsere Sache.« Nach diesem rätselhaften Satz blickte er Gai böse
an und fügte hinzu: »Ein Gardist vertraut seinem Freund restlos. Vertraut er ihm aber nicht, dann ist es kein Freund, und er sollte ihn zum Teufel jagen. Ich habe mich über dich gewundert, Korporal. Na, genug davon. Abmarsch in deine Gruppe, es bleibt wenig Zeit … Während der Operation besehe ich mir deinen Anwärter selbst.«
Gai schlug die Hacken zusammen und ging hinaus. Hinter der Tür erlaubte er sich ein Lächeln: Nun hatte der alte Haudegen die Verantwortung doch noch auf sich genommen. Gutes war eben immer gut! Jetzt konnte er Maxim reinen Gewissens als seinen Freund betrachten. Mak Sim. Sein richtiger Familienname war unaussprechlich. Entweder hatte er ihn im Fieber erfunden, oder er entstammte wirklich diesem Bergvolk. Wie hieß gleich dessen alter Herrscher? Saremtschitschakbeschmussaraji … Gai betrat den Platz und hielt Ausschau nach seiner Gruppe. Der unermüdliche Pandi hetzte die Jungs gerade durch das oberste Fenster einer zweistöckigen Hausattrappe. Sie waren schweißnass, und das war schlecht, denn bis zum Beginn der Operation hatten sie nur noch eine Stunde.
»Einstellen!«, schrie Gai noch von fern.
»Einstellen!«, brüllte auch Pandi. »Antreten!«
Die Gruppe formierte sich schnell. Pandi befahl: »Stillgestanden!« Im Exerzierschritt marschierte er zu Gai und meldete: »Herr Korporal, Truppe befasst mit dem Überwinden der Sturmbahn.«
»Treten Sie ins Glied!«, sagte Gai und versuchte, einen Ausdruck von Missbilligung in seine Intonation zu legen, wie das Korporal Serembesch hervorragend konnte. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging er vor der Truppe auf und ab und musterte die bekannten Gesichter.
Ihre Augen waren grau, hell- oder dunkelblau und leicht aufgerissen; darin spiegelte sich die Bereitschaft, jedweden Befehl auszuführen. Die Truppe achtete auf jede seiner Bewegungen
und Gai dachte, wie nah und lieb sie ihm waren, diese zwölf baumstarken Jungs: rechts die sechs Soldaten der Garde, links die sechs Anwärter - alle in gut sitzenden schwarzen Overalls, die Knöpfe poliert, dazu glänzende Stiefel mit kurzem Schaft. Alle hatten ihr Barett forsch auf die rechte Braue gezogen … Nein, nicht alle. Mitten in der Linie, auf der Seite der Anwärter, ragte wie ein Turm der Anwärter Mak Sim heraus, ein sehr fähiger Bursche, sein Liebling - so traurig es für einen Kommandanten auch war, jemanden vorzuziehen. Allerdings … hmm … dass er seine seltsamen braunen Augen nicht aufsperrte, schön, er würde es noch lernen … jedoch … hmm …
Gai trat zu Maxim und schloss den obersten Knopf seines Overalls. Dann stellte er sich auf Zehenspitzen und richtete ihm das Barett. Gut. Aber nun zog Mak, obwohl im Glied, schon wieder die Mundwinkel bis zu den Ohren! Na meinetwegen, dachte Gai. Wird er sich noch abgewöhnen. Er ist ja erst Anwärter, dazu der Neueste in der Gruppe …
Um den Anschein von Gerechtigkeit zu wahren, richtete Gai, obwohl unnötig, die Gürtelschnalle bei Maxims Nachbarn. Dann ging er drei Schritte zurück und kommandierte: »Rührt euch!« Die Männer stellten das rechte Bein ein wenig vor und legten die Arme auf den Rücken.
»Gardisten«, begann Gai, »wir rücken heute im Kompanieverband zu einer regulären Operation aus, um ein Agentennest des potenziellen Gegners auszuheben. Die Operation verläuft nach Plan dreiunddreißig. Die Herren Soldaten werden sich zweifelsohne ihrer in diesem Plan festgelegten Aufgaben erinnern. Den Herren Anwärtern aber, die
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