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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Potapow. »Blinder Uhu.«
    Gregor fand den Knopf, und die Torflügel schoben sich auseinander. Der Elektrokarren fuhr in die »Eisgrotte« – eine Höhle aus Eis, ein Tunnel, der in das kompakte Eis geschlagen worden war. Drei Neonröhren beleuchteten den Tunnel, und das Licht spiegelte sich an den Eiswänden und an der Decke wider, brach sich und funkelte auf allen Scharten und Kanten, als erstrahlten in dem Gewölbe unzählige Kronleuchter.
    Da der Boden nicht magnetisiert war, musste man vorsichtig gehen. Ungewöhnlich kalt war es hier.
    »Eis«, sagte Galja, während sie um sich blickte. »Wie auf der Erde.«
    Sojka zog fröstelnd die Schultern zusammen, obwohl sie eine Pelzjacke trug. »Wie in der Antarktis«, murmelte sie.
    »Ich war schon in der Antarktis«, erklärte Gregor.
    »Wo bist du denn nicht gewesen!«, versetzte Potapow. »Überall warst du schon!«
    »Los, Leute!«, kommandierte Koslow.
    Die Männer mit den Elektrosägen gingen zu der hinteren Wand und sägten Eisblöcke ab. Wie heiße Messer in die Butter glitten die Sägeblätter ins Eis und versprühten dabei Eisspäne. Sojka und Galja traten interessiert näher.
    »Lass mich auch mal«, bat Sojka mit einem Blick auf Koslows gebeugten Rücken.
    »Kommt nicht infrage«, entgegnete Koslow, ohne sich umzudrehen. »Du verletzt dir womöglich die Augen.«
    »Wie der Schnee auf der Erde«, stellte Galja fest, als sie die Hand unter die sprühenden Eisspäne hielt.
    »Von unserem guten Eis gibt es überall viel«, meinte Potapow. »Auf dem Ganymed zum Beispiel ist so viel Schnee, wie du willst.«
    »Ich war auf dem Ganymed«, erklärte Gregor.
    »Das ist ja zum Verrücktwerden.« Potapow stellte seine Säge ab und wälzte einen großen Eisblock von der Wand. »Das hätten wir.«
    »Schneide ihn in Stücke!«, riet Stezenko. »Auf keinen Fall!«, widersprach Koslow. Er stellte ebenfalls die Säge ab und wälzte einen Eisblock von der Wand. »Im Gegenteil.« Er versetzte dem Block mit aller Kraft einen Stoß, sodass er langsam zum Tunnelausgang schlitterte. »Für Walnoga ist es nämlich bequemer, wenn die Blöcke recht groß sind.«
    »Eis«, seufzte Galja. »Ganz wie auf der Erde. Ich werde jetzt immer nach der Arbeit hierherkommen.«
    »Sehnen Sie sich sehr nach der Erde?«, fragte Sojka schüchtern.
    Sojka war zehn Jahre jünger als Galja, arbeitete als Laborantin im astrometrischen Observatorium und empfand eine gewisse Scheu vor ihrer Chefin.
    »Sehr«, antwortete Galja. »Auf der Erde kannst du im Gras sitzen, am Abend durch den Park gehen, tanzen … Nicht unsere Lufttänze hier, sondern einen richtigen Walzer. Aus normalen Gläsern kannst du trinken und nicht aus den albernen Birnen … Du kannst ein Kleid tragen, brauchst nicht immer in Hosen herumlaufen. Ich sehne mich schrecklich nach einem ganz gewöhnlichen Rock.«
    »Ich auch«, meinte Potapow.
    »Ein Rock – ja, das ist etwas Schönes«, bestätigte Koslow. »Schwätzer«, zischte Galja. »Ihr seid doch noch ganz grün hinter den Ohren.« Sie hob ein Stück Eis auf und warf es nach Potapow. Der sprang auf, stieß mit dem Rücken an die Decke und taumelte gegen Stezenko.
    »Pass doch auf!«, ärgerte sich der. »Du kommst noch in die Säge!«
    »So, jetzt reicht es«, sagte Koslow. Er wälzte den dritten Block von der Wand. »Aufladen, Kinder!« Sie schoben das Eis auf den Elektrokarren. Plötzlich packte Potapow mit der einen Hand Galja, mit der anderen Hand Sojka und warf beide auf den Stapel Eis. Sojka kreischte vor Schreck auf und klammerte sich an Galja, die in Gelächter ausbrach.
    »Abfahrt!«, rief Potapow. »Jetzt gibt euch Walnoga eine Prämie: eine Schüssel Chlorellasuppe pro Nase!«
    »Ich werde sie nicht zurückweisen«, brummte Koslow.
    »Du warst früher schon kein Kostverächter«, witzelte Stezenko. »Na, und jetzt erst recht nicht, wo wir den Riemen enger schnallen müssen.«
    Der Elektrokarren fuhr aus der »Eisgrotte«, und Gregor schob die Torflügel zu.
    »Hungern wir etwa?«, fragte Sojka vom Gipfel des Eisblockbergs herunter. »Ich habe erst vor Kurzem ein Buch über den Krieg gegen die Faschisten gelesen – damals war wirklich Hungersnot. In Leningrad, während der Blockade.«
    »Ich war in Leningrad«, erklärte Gregor.
    »Wir essen Schokolade«, fuhr Sojka fort. »Dort aber gab es nur hundertfünfzig Gramm Brot pro Tag. Und was für ein Brot! Zur Hälfte aus Sägemehl.«
    »Ach was – Sägemehl!«, sagte Stezenko ungläubig.
    »Stell dir vor – ja,

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