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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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antwortete der Steuermann, auf ihn gestützt und noch unsicher. »Ich denke schon.« Mit großen, staunenden Augen sah er Bykow an und sagte: »Was der Mensch alles aushält, Ljoscha! Kaum zu fassen!«
    »Ja, er hält eine Menge aus«, stimmte Bykow zu. »Hör zu, Michail … Es sieht nicht gut aus – wir sacken ab, verlieren unaufhaltsam an Flughöhe und stürzen auf den Jupiter zu. Wenn möglich, setz dich hin und rechne aus: was, wie, weshalb und wodurch. Der Rechner hat meiner Meinung nach nichts abbekommen … Sieh selbst!«
    »Wir sacken ab?«, fragte Krutikow mit aufgerissenen Augen. »Oje … auf den Jupiter zu?«
    Bykow nickte.
    »Verflixt, ich muss an den Rechner! Klar. Sofort …« Stirnrunzelnd blieb Krutikow noch einen Augenblick stehen und kratzte sich im Nacken, dann ließ er den Kommandanten los und humpelte, auf den Pultrand gestützt, zu seinem Platz. »Das berechne ich sofort«, murmelte er. »Sofort.«
    Bykow sah, wie er sich beim Hinsetzen die Seite hielt. Der Sessel stand ganz schief; Krutikow rutschte mehrmals darauf hin und her, bis er einigermaßen sitzen konnte. Dann sah er Bykow plötzlich erschrocken an.
    »Aber du hast doch gebremst, Ljoscha? Hast du gebremst?«
    Bykow nickte und ging durch die knirschenden Scherben zu Shilin hinüber. An der Decke erblickte er einen kleinen schwarzen Fleck und noch einen an der Wand. Es waren mit geschmolzenem Teerplast vernarbte Löcher von Meteoriten. Rings um die Flecke hingen zitternde große Tropfen.
    Shilin saß im Schneidersitz vor der Kontrollkombine des Reflektors. Das Gehäuse war in zwei Hälften gespalten, die Eingeweide boten einen trostlosen Anblick.
    »Wie steht’s bei dir?«, fragte Bykow. Aber er sah, wie es stand.
    Shilin hob das geschwollene Gesicht. »Was im Einzelnen los ist, weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall ist alles zertrümmert.«
    Bykow hockte sich neben ihn.
    »Ein einziger Meteoritentreffer«, sagte Shilin. »Zweimal bin hier gegengeschleudert worden.« Er zeigte mit dem Finger auf die Stelle, obwohl man es sich denken konnte. »Zuerst mit den Beinen und dann mit dem Kopf.«
    »Ja, das hält kein Mechanismus aus«, sagte Bykow. »Schalte den Reservekomplex ein! Und nun beeil dich – unsere Flughöhe verringert sich rapide!«
    »Das habe ich schon kapiert, Alexej Petrowitsch«, erwiderte Shilin.
    Bykow überlegte. »Und was kann uns die Kontrollkombine nützen, wenn der Reflektor zerstört ist?«
    »Vielleicht ist er gar nicht defekt?«, gab Shilin zurück.
    Bykow sah ihn spöttisch lächelnd an. »Dass wir derart Karussell gefahren sind, lässt sich nur auf zwei Ursachen zurückführen: entweder – oder; entweder ist der Verbrennungspunkt des Plasmas aus dem Fokus gesprungen, oder es ist ein großes Stück vom Reflektor abgebrochen. Ich vermute, dass der Reflektor zerschlagen ist, weil weder der liebe Gott noch sonst jemand den Verbrennungspunkt verlagern kann. Aber mach dich trotz allem an die Arbeit! Schalte den Reservekomplex ein!« Er stand auf, legte den Kopf in den Nacken und musterte die Decke. »Die Lecks müssen noch ordentlich abgedichtet werden. Dort unten ist hoher Druck; den hält der Teerplast nicht aus. Na, das mache ich gleich selber.« Er wandte sich zur Tür, blieb stehen und fragte leise: »Hast du auch keine Angst, Junge?«
    »Nein«, antwortete Shilin.
    »Gut, dann an die Arbeit!« Bykow nickte. »Ich mache einen Rundgang durchs Schiff. Die Passagiere müssen aus den Druckkammern geholt werden.«
    Shilin ließ seinen Blick schweigend über den breiten, gebeugten Rücken des Kommandanten gleiten und erblickte plötzlich dicht neben sich Waretschka. Sie hatte sich hoch aufgerichtet und blinzelte ihn mit ihren vorquellenden Augen an. Sie war ganz blau, ein wenig weiß gesprenkelt, und die Stacheln am Maul sträubten sich furchterregend. Das bedeutete, dass sie sehr gereizt war und sich nicht wohl fühlte. In dieser Verfassung hatte Shilin sie schon einmal gesehen, vor einem Monat auf dem Raketenstartplatz Mirza Tscharlé. Damals hatte Jurkowski viel über die erstaunliche Anpassungsfähigkeit der Marseidechse erzählt und Waretschka in eine Wanne mit kochendem Wasser getaucht, um einen Beweis dafür zu liefern …
    Waretschka sperrte krampfhaft den riesigen grauen Rachen auf und schloss ihn wieder.
    »Na, was hast du?«, fragte Shilin leise. Von der Decke löste sich ein großer Tropfen und platschte auf das zertrümmerte Gehäuse der Kombine. Shilin sah zur Decke hinauf … Auf dem Jupiter

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