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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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grässliche Fotozyklen wie »Ihr Mann im Dienst und daheim«, endlose »nützliche Ratschläge«, wie man seine Hände betätigt, ohne dabei, Gott behüte, seinen Kopf anzustrengen, idiotische Angriffe auf Alkoholismus, Rowdytum und Unzucht sowie die mir bereits bekannten Aufrufe, in Zirkel und Chöre einzutreten. Zudem beinhalteten sie Erinnerungen von Teilnehmern des »Aufstandes« und des Kampfes gegen die Gangster – literarisch bearbeitet von Eseln, die weder ein Gewissen noch literarischen Geschmack besaßen; weiterhin fanden sich belletristische Übungen von Schreibwütigen mit vielen Tränen, Qualen und Heldentaten, einer großen Vergangenheit und einer wonnevollen Zukunft, dann endlose Kreuzworträtsel, Scharaden, Rebusse und Vexierbilder …
    Ich schleuderte den Haufen Schund in die Ecke. Was für ein Trauerspiel! Den Dummkopf hätschelte man, den Dummkopf düngte man. Der Dummkopf war zur Norm geworden; es fehlte nicht mehr viel, dann wurde er zum Ideal, und die Doktoren der Philosophie tanzten begeistert Ringelreihen um ihn. Die Zeitungen tanzten jetzt schon Ringelreihen. Ach, Dummkopf, wie bist du nett! Ach, wie bist du gesund und munter! Ach, wie optimistisch du bist, Dummkopf, und wie klug! Was für ein feines Humorgefühl du hast, und wie geschickt du die Kreuzworträtsel löst! Lass dich nur nicht aus der Ruhe bringen, Dummkopf. Alles ist gut, alles ist wunderbar, die Wissenschaft steht dir zu Diensten, auch die Literatur, damit du vergnügt bist, Dummkopf, und überhaupt nicht zu denken brauchst. Und all die Rowdys und Skeptiker, die schädlichen Einfluss ausüben, fegen wir gemeinsam hinweg, Dummkopf (ohne dich geht’s nicht!). Was wollen die eigentlich? Brauchen sie mehr als andere? Stumpfsinn, Stumpfsinn … Ein Fluch lag auf diesen Menschen, ein unheimliches Erbe von Bedrohung und Gefahr. Imperialismus, Faschismus … viele Millionen von zugrunde gerichteten Leben, verstümmelten Schicksalen … darunter Millionen von getöteten Dummköpfen, bösen und guten, schuldigen und unschuldigen. Die letzten Zusammenstöße, die letzten Putsche. Sie waren besonders schonungslos gewesen, weil sie die letzten waren. Vom Müßiggang verrohte, kriminelle Offiziere, alle möglichen Schurken der ehemaligen Geheimdienste und Abwehrorgane, angeödet von der Eintönigkeit der Wirtschaftsspionage, machthungrig. Man hatte aus dem Kosmos zurückkehren, Werke und Laboratorien verlassen und die Soldaten reaktivieren müssen. Schön, man hatte es geschafft … Ein leichter Wind blätterte die Seiten der »Geschichte des Faschismus« zu meinen Füßen um … Kaum hatte man sich über die wolkenlosen Horizonte gefreut, kamen aus denselben schmutzigen Torbögen der Geschichte die noch nicht völlig Geschlagenen mit MPs und selbstgemachten Quantenpistolen herausgekrochen – Gangster, Gangsterbanden, Gangsterkorporationen, Gangsterimperien. »Eine geringfügige, hier und da noch anzutreffende Unordnung« mahnten und besänftigten die Doktoren Opir, und in die Fenster der Universitäten flogen Flaschen mit Napalm, die Städte wurden von Rowdybanden erobert, die Museen brannten wie Kerzen. Schön. Und die Doktoren Opir wurden mit dem Ellbogen weggedrängt. Erneut kehrte man aus dem Kosmos zurück, verließ die Werke und Laboratorien, die Soldaten wurden reaktiviert – und man schaffte es. Wieder waren die Horizonte wolkenlos. Wieder kamen die Opire hervorgekrochen, wieder quoll aus eben denselben Torbögen der Eiter. Tonnen von Heroin, Zisternen voller Opium, Meere von Alkohol. Und noch etwas, wofür es bislang noch nicht einmal einen Namen gab … Und abermals hängt alles an einem seidenen Faden, doch die Dummköpfe lösen Kreuzworträtsel, tanzen Flag und wünschen sich eins: vergnügt zu sein. Währenddessen verliert irgendwo einer den Verstand, werden schwachsinnige Kinder zur Welt gebracht, stirbt jemand unter merkwürdigen Umständen im Badezimmer, stirbt ein anderer unter nicht weniger merkwürdigen Umständen bei den Fischern, während die Mäzene ihre Leidenschaft für die Kunst mit Schlagringen schützen. Und die Wochenzeitschriften sind bemüht, diesen stinkenden Sumpf mit einem zuckersüßen, wie Baiser spröden Krüstchen glückseligen Gewäschs zu verdecken. Der diplomierte Dummkopf preist wonnevolle Träume, und Tausende nichtdiplomierter Dummköpfe überlassen sich mit Freuden (um vergnügt zu sein und nicht zu denken) den Träumen wie der Trunksucht. Und wieder überzeugt man die Dummköpfe, dass alles

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