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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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der noch militarisierten Gebiete des Erdballs vorgelegt.
    Die Meldungen, wer wie viel Kilogramm gehoben und wer wie viele Bälle in wessen Tor geschossen hatte, über sprang ich. Von den lokalen Nachrichten interessierten mich drei.
    Die Stadtzeitung Lebensfreude schrieb: »In der vergangenen Nacht ist eine Gruppe von Attentätern erneut mit einem Privatflugzeug einen Überfall auf den Sternplatz geflogen, der voller Erholung suchender Bürger war. Die Rowdys feuerten mehrere MG-Garben ab und warfen elf Tränengasbomben. In der ausgebrochenen Panik wurden mehrere Männer und Frauen schwer verletzt. Die Erholung Hunderter anständiger Menschen wurde durch ein nichtswürdiges Grüppchen von, mit Verlaub gesagt, intellektuellen Banditen unter offenkundiger Duldung der Polizei zunichtegemacht. Der Vorsitzende der Gesellschaft ›Für die gute alte Heimat, gegen schädliche Einflüsse‹ erklärte unserem Korrespondenten, die Gesellschaft beabsichtige, den Schutz der Erholung suchenden Bürger in die eigenen Hände zu nehmen. Der Vorsitzende gab unmissverständlich zu verstehen, wen das Volk als Quelle der schädlichen Seuche, des Banditen- und militarisierten Rowdytums betrachtet …«
    Auf der neunzehnten Seite hatte die Zeitung dem »hervorragenden Vertreter der neuesten Philosophie, Träger von Literaturpreisen, Doktor Opir«, eine Kolumne zur Verfügung gestellt. Sein Artikel hieß »Eine Welt ohne Sorgen«. Mit schönen Worten begründete Doktor Opir ungemein überzeugend die Allmacht der Wissenschaft. Er rief zu Optimismus auf, brandmarkte die verdrießlichen Skeptiker und Schwarzmaler und forderte, »wie die Kinder zu sein«. Eine besondere Rolle bei der Formierung der Psyche des modernen (das heißt sorglosen) Menschen maß er den Methoden der Psychowellentechnik zu. »Man rufe sich ins Gedächtnis zurück, welch herrlichen Schuss Munterkeit und guter Laune ein lichter, glücklicher, freudvoller Traum verleiht!«, rief der Vertreter der neuesten Philosophie aus. »Nicht ohne Grund ist der Traum als Mittel zur Heilung vieler psychischer Erkrankungen bekannt, und das schon seit mehr als hundert Jahren. Wir aber sind alle ein bisschen krank. Krank durch unsere Sorgen, zermürbt von den Kleinigkeiten des Alltags, gereizt von der gewiss seltenen, aber hier und da noch anzutreffenden Unordnung, den unvermeidlichen Reibungen zwischen Individualitäten, dem ganz normalen sexuellen Unbefriedigtsein und der Unzufriedenheit mit sich selbst, die jedem Bürger in hohem Maße eigen ist. Wie das aromatische Badusan den Straßenstaub vom müden Körper wäscht, so spült und reinigt ein freudvoller Traum die ermattete Seele. Vor Sorgen und Unordnung ist uns nicht mehr bange. Wir wissen: Die Stunde kommt, da die unsichtbare Strahlung des Traumgenerators, den ich gemeinsam mit dem Publikum zärtlich ›Bibberlein‹ nenne, uns heilt, mit Optimismus erfüllt und uns das Dasein wieder freudig empfinden lässt.« Weiter erklärte Doktor Opir, dass das Bibberlein physisch und psychisch absolut unschäd lich sei. Die Angriffe von missgünstigen Gegnern, die im Bibberlein eine Ähnlichkeit zu Drogen sähen und demagogisch von einer »dösenden Menschheit« schwatzten, würden höchstens Befremden auslösen und dazu führen, höhere und für sie, die missgünstigen Gegner, bedrohliche staatsbürgerliche Gefühle zu wecken. Zum Schluss erklärte Doktor Opir, dass ein glücklicher Traum die beste Art der Erholung sei, und ließ durchblicken, dass er das Bibberlein für das wirksamste Mittel gegen Alkoholismus und Rauschgiftsucht halte. Nachdrücklich empfahl er, das Bibberlein nicht mit anderen, von der Medizin nicht geprüften Methoden der Wellenbeeinflussung zu verwechseln.
    Die Wochenzeitschrift Goldene Tage berichtete, dass aus der Staatlichen Bildergalerie ein wertvolles Gemälde gestohlen worden sei, nach Meinung der Experten ein Werk Raffaels. Sie wies die zuständigen Organe darauf hin, dass das Verbrechen bereits das dritte innerhalb der vergangenen vier Monate gewesen und keines der geraubten Kunstwerke wiedergefunden worden sei.
    Ansonsten enthielten die Wochenzeitschriften nichts Interessantes. Ich sah sie flüchtig durch, und zurück blieb ein überaus unangenehmer Eindruck. Sie waren angefüllt mit jämmerlichen Witzen und stümperhaften Karikaturen, unter denen die Serie »Ohne Worte« durch besondere Blödheit auffiel; es gab Biografien farbloser Leute, rührselige Skizzen aus dem Leben verschiedener Bevölkerungsschichten,

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