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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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wieder holen.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Roman besänftigend. »Alles halb so wild. Das war Künstlerpech. Hast du gemerkt, was für ein Janus das ist?«
    »Wieso?«, fragte Kornejew mutlos.
    »Das war V-Janus.«
    Kornejew hob den Kopf.
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Und ob«, sagte Roman mit einem Zwinkern. »W-Janus ist nämlich nach Moskau geflogen. Unter anderem wegen des Kanapees. Verstehst du jetzt, du Museumsdieb?«
    »Das wäre ja die Rettung«, meinte Kornejew, und zum ersten Mal sah ich ein Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Pass auf, Sascha«, wandte sich Roman an mich. »Wir haben den idealen Direktor – einen Mann mit zwei Gesichtern. Es gibt einen V-Janus Poluektowitsch und einen W-Janus Poluektowitsch. W-Janus ist ein Wissenschaftler von Weltrang, V-Janus ein ganz gewöhnlicher Verwalter.«
    »Zwillinge?«, fragte ich vorsichtig.
    »Nein, das ist ein und dieselbe Person. Nur mit zwei Gesichtern.«
    »Aha«, versetzte ich und zog meine Schuhe an.
    »Keine Sorge, Sascha, das kriegst du mit der Zeit schon raus«, meinte Roman aufmunternd.
    Ich hob den Kopf.
    »Mit der Zeit?«
    »Wir brauchen einen Programmierer«, wiederholte Roman eindringlich.
    »Ich brauche dringend einen Programmierer«, schaltete sich nun auch Kornejew ein.
    »Alle brauchen einen Programmierer«, sagte ich und wandte mich wieder meinen Schuhen zu. »Aber bitte ohne Hypnose und verwunschene Orte.«
    »Er ahnt schon was«, bemerkte Roman.
    Kornejew wollte gerade etwas erwidern, als draußen vor dem Fenster Geschrei ertönte.
    »Das ist nicht unser Fünfer!«, brüllte Modest Matwejewitsch.
    »Wessen Fünfer dann?«
    »Ich weiß nicht, wessen Fünfer das ist! Das geht mich auch nichts an! Es ist Ihre Sache, Falschmünzer zu fassen, Genosse Sergeant!«
    »Der Fünfer wurde bei einem gewissen Priwalow beschlagnahmt, der hier bei Ihnen, in der Hüahü, wohnt!«
    »Ach, bei Priwalow? Ich hab mir gleich gedacht, dass das ein Gauner ist!«
    V-Janus sagte mit vorwurfsvoller Stimme: »Aber, aber, Modest Matwejewitsch!«
    »Nein, Sie müssen schon entschuldigen, Janus Poluektowitsch! So was kann man nicht auf sich beruhen lassen! Kommen Sie, Genosse Sergeant! Er ist im Haus. Janus Poluektowitsch, stellen Sie sich unters Fenster, damit er nicht rausspringt! Dem werd ich’s zeigen! Ich lasse nicht zu, dass die Genossin Gorynytsch in ein schlechtes Licht gerät!«
    Ich bekam kalte Füße. Roman aber hatte die Situation im Griff. Er riss eine speckige Kappe vom Garderobenbrett und stülpte sie mir über.
    Ich verschwand.
    Das war ein äußerst merkwürdiges Gefühl. Alles außer mir blieb an seinem Platz. Roman ließ mir jedoch keine Zeit, dieses neue Gefühl auszukosten.
    »Das ist eine Tarnkappe«, flüsterte er. »Geh beiseite, und halt den Mund.«
    Ich schlich auf Zehenspitzen in eine Ecke und setzte mich unter den Spiegel. Da stürmte auch schon der aufgebrachte Modest Matwejewitsch ins Zimmer und zerrte den blutjungen Sergeanten Kowaljow am Ärmel hinter sich her.
    »Wo steckt das Subjekt?«, kreischte Modest Matwejewitsch und sah sich nach allen Seiten um.
    »Da ist es«, antwortete Roman und wies auf das Kanapee.
    »Keine Sorge, es ist an Ort und Stelle«, fügte Kornejew hinzu.
    »Ich will wissen, wo dieser … Programmierer ist.«
    »Was für ein Programmierer?«, erkundigte sich Roman erstaunt.
    »Unterlassen Sie das!«, befahl Modest Matwejewitsch. »Hier war ein Programmierer. Er stand barfuß, nur in Hosen da.«
    »Ach, jetzt weiß ich, was Sie meinen«, sagte Roman. »Aber wir haben doch nur Spaß gemacht, Modest Matwejewitsch. Ein Programmierer war hier nicht. Das war bloß …«
    Er fuchtelte mit den Armen, und plötzlich stand mitten im Zimmer ein Mann in Turnhemd und Jeans. Ich sah ihn nur von hinten und kann ihn nicht beschreiben, aber der blutjunge Kowaljow schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, das ist er nicht.«
    Modest Matwejewitsch drehte eine Runde um das Phantom und murmelte: »Turnhemd … Hose … und barfuß … Ja! Das ist er.«
    Das Phantom verschwand.
    »Nein, das war er nicht«, wiederholte Sergeant Kowaljow. »Der andere war jünger und hatte auch keinen Bart.«
    »Keinen Bart?«, fragte Modest Matwejewitsch. Er war ganz durcheinander.
    »Nein«, bestätigte Kowaljow.
    »Hm«, meinte Modest Matwejewitsch. »Mir ist aber, als hätte er einen Bart gehabt.«
    »Ich lasse Ihnen die Anzeige hier«, erklärte Kowaljow und reichte Modest Matwejewitsch ein amtlich aussehendes Schreiben. »Klären Sie das mit Ihrem

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