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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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gebastelt.«
    »Jawohl!«, rief Modest Matwejewitsch. »So muss man arbeiten! Ein alter Mann – und trotzdem alles mit eigenen Händen.«
    Da räusperte sich plötzlich der Spiegel und sprach: »Sie alle wurden wieder jung, nachdem sie eine Stunde im Wasser verbracht hatten, und entstiegen ihm so schön, rosig und jung, so gesund, kräftig und lebensfroh, wie sie es mit zwanzig Jahren gewesen waren.«
    »Genau!«, rief Modest Matwejewitsch wieder. Der Spiegel hatte mit der Stimme des Weißhaarigen gesprochen.
    Der Weißhaarige runzelte ärgerlich die Stirn.
    »Diese Frage steht jetzt nicht zur Debatte«, knurrte er.
    »Wann denn dann?«, wollte der ungehobelte Kornejew wissen.
    »Der Wissenschaftliche Rat tagt am Freitag.«
    »Wir müssen unsere Reliquien zusammenhalten«, wiederholte Modest Matwejewitsch.
    »Und was sollen wir machen?«, fragte der ungehobelte Kornejew.
    Der Spiegel murmelte mit bedrohlicher Grabesstimme:
    »Ich selbst, mit diesen Augen, sah Canidien
    im schwarzen aufgeschürzten Rock, mit nacktem Fuß
    und aufgelöstem Haar, nebst Sagana
    der ältern, heulend irren, beide scheußlich
    im bleichen Schein des Mondes anzusehn!
    Auf einmal fingen euch die Druden an
    die Erde mit den Nägeln aufzukratzen, und
    ein schwarzes Lamm mit ihren Zähnen zu zerreißen …«
    Der Weißhaarige trat mit ärgerlicher Miene an den Spiegel und schob den Arm hinein, bis es knackte. Der Spiegel verstummte.
    »So«, sagte der Weißhaarige. »Auf der Sitzung des Rats werden wir auch entscheiden, was aus Ihrer Gruppe wird. Sie aber …« – ihm war anzusehen, dass er Kornejews Vor- und Vatersnamen vergessen hatte –, »Sie halten sich vorläufig … äh … dem Museum fern.«
    Mit diesen Worten verließ der Weißhaarige das Zimmer. Durch die Tür.
    »Nun haben Sie’s geschafft«, stieß Kornejew mit einem Blick auf Modest Matwejewitsch hervor.
    »Ich halte nur das Inventar zusammen«, erwiderte dieser kurz angebunden und steckte sein Notizbuch in die Brusttasche.
    »Sie und zusammenhalten!«, protestierte Kornejew. »Das Inventar ist Ihnen doch vollkommen egal. Das Einzige, was Sie interessiert, ist das Rechnungswesen. Und Sie haben nicht die geringste Lust, eine zusätzliche Rubrik einzuführen.«
    »Unterlassen Sie das«, forderte Modest Matwejewitsch unbeugsam. »Wir werden ohnehin eine Kommission einberufen und prüfen müssen, ob die Reliquie nicht beschädigt worden ist.«
    »Die Reliquie mit der Inventarnummer elf dreiundzwanzig«, fügte Roman halblaut hinzu.
    »Unter eben diesem Akzept«, erklärte Modest Matwejewitsch majestätisch, drehte sich um und erblickte – mich. »Und was machen Sie hier?«, wollte er wissen. »Wie kommt es, dass Sie hier schlafen?«
    »Ich …«, setzte ich an.
    »Sie haben auf dem Kanapee geschlafen«, verkündete Modest Matwejewitsch in eisigem Ton und durchbohrte mich mit seinem Blick, als sei er bei der Spionageabwehr. »Ist Ihnen bekannt, dass das eine Apparatur ist?«
    »Nein«, sagte ich. »Das heißt, jetzt ist es mir natürlich bekannt.«
    »Modest Matwejewitsch!«, rief der hakennasige Roman. »Das ist doch unser neuer Programmierer, Sascha Priwalow!«
    »Und warum schläft er hier und nicht im Wohnheim?«
    »Weil er noch nicht offiziell eingestellt ist«, erklärte Roman und fasste mich um die Taille.
    »Umso schlimmer!«
    »Soll er vielleicht auf der Straße schlafen?«, fragte Kornejew böse.
    »Unterlassen Sie das«, sagte Modest Matwejewitsch. »Es gibt Wohnheime, und es gibt Hotels, das hier aber ist ein Museum, eine staatliche Einrichtung. Wenn jedermann im Museum schlafen wollte … Wo kommen Sie her?«
    »Aus Leningrad«, antwortete ich finster.
    »Wenn ich nun nach Leningrad käme und mich in der Eremitage einquartierte?«
    »Von mir aus«, sagte ich achselzuckend.
    Roman hielt mich noch immer um die Taille gefasst. »Sie haben völlig recht, Modest Matwejewitsch, das ist keine Ordn ung. Heute übernachtet er bei mir.«
    »Das ist was anderes. Dagegen ist nichts einzuwenden«, stimmte Modest Matwejewitsch großmütig zu. Er sah sich wieder mit dem Blick eines Hausherrn im Zimmer um, entdeckte die Abdrücke an der Decke und starrte auf meine Füße. Zum Glück war ich barfuß.
    »Unter eben diesem Akzept«, sagte er, ordnete den Plunder am Garderobenbrett und verließ den Raum.
    »So ein Hornochse!«, stieß Kornejew hervor. »So ein Armleuchter!« Er setzte sich aufs Kanapee und griff sich an den Kopf. »Der Teufel soll sie alle holen. Heute Nacht komm ich’s

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