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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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mit Gravischirm. Funktionstüchtiges Modell« (ein Teppich, etwa anderthalb mal anderthalb, darauf ein Tscherkesse, der vor dem Hintergrund heimatlicher Berge eine junge Tscherkessin umarmt) …
    Ich stand gerade vor der Schautafel »Die Entwicklung der philosophischen Idee vom Stein der Weisen«, als Sergeant Kowaljow und Modest Matwejewitsch wieder im Saal auftauchten – ihren Streit hatten sie, wie es schien, noch immer nicht beigelegt.
    »Unterlassen Sie das«, forderte Modest Matwejewitsch matt.
    »Ich habe den Befehl«, erwiderte Kowaljow ebenso matt.
    »Unser Fünfer befindet sich an Ort und Stelle.«
    »Schicken Sie die alte Frau zu uns, damit sie ihre Aussage macht.«
    »Halten Sie uns etwa für Falschmünzer?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Das wirft ein schlechtes Licht aufs ganze Kollektiv …«
    »Es wird sich alles aufklären.«
    Kowaljow nahm keine Notiz von mir, Modest Matwejewitsch aber blieb stehen, musterte mich mit trübem Blick von Kopf bis Fuß, las dann mit müder Stimme die Aufschrift über meinem Kopf: »Homunkulus, laborgefertigt, Gesamtansicht«, und ging weiter.
    Nichts Gutes ahnend, folgte ich ihm. An der Tür erwartete uns Roman.
    »Na, wie sieht’s aus?«, wollte er wissen.
    »Es ist eine Zumutung«, murmelte Modest Matwejewitsch. »Diese Bürokraten!«
    »Ich habe den Befehl«, wiederholte Sergeant Kowaljow hartnäckig, nun schon im Flur.
    »Kommen Sie, Roman Petrowitsch, kommen Sie«, bat Modest Matwejewitsch und klapperte mit dem Schlüsselbund.
    Roman ging hinaus. Ich wollte ihm nach, aber Modest Matwejewitsch versperrte mir den Weg.
    »Verzeihung«, sagte er. »Wo wollen Sie hin?«
    »Wie meinen?«, fragte ich beklommen.
    »Gehen Sie auf Ihren Platz zurück.«
    »Auf welchen Platz?«
    »Na, wo haben Sie denn gestanden? Sie sind doch – Verzeihung – dieser Ham Munkulus? Sie haben genau dort zu stehen, wo’s angeschrieben ist.«
    Jetzt ist alles aus, dachte ich. Und das wäre es wohl auch tatsächlich gewesen, denn Roman wusste ebenfalls nicht weiter. Da aber kam Naina Kiewna mit einem riesigen schwar zen Ziegenbock am Strick in den Flur gepoltert. Beim Anblick des Sergeanten ließ der Ziegenbock ein wildes Meckern hören, zerrte am Strick und riss Naina Kiewna um. Modest Matwejewitsch stürzte hinaus, und sofort setzten Chaos und Tumult ein. Der leere Kübel rollte scheppernd durch den Flur. Roman ergriff mich am Arm, flüsterte: »Vorwärts, vorwärts!«, und stürmte in mein Zimmer. Wir schlugen die Tür hinter uns zu und lehnten uns schwer atmend dagegen. Im Flur erhob sich lautes Gezänk.
    »Weisen Sie sich aus!«
    »Du meine Güte, was soll das?«
    »Was ist das für ein Ziegenbock? Was hat der Ziegenbock im Haus zu suchen?«
    »Mä-ä-ä-ä-ä …«
    »Unterlassen Sie das, hier ist keine Bierstube!«
    »Von Ihren Fünfern weiß ich nichts! Nie gesehen!«
    »Mä-ä-ä …«
    »Frau Gorynytsch, schaffen Sie den Ziegenbock raus!«
    »Unterlassen Sie das, der Ziegenbock ist inventarisiert!«
    »Was heißt hier inventarisiert?«
    »Das ist kein Ziegenbock! Das ist ein Mitarbeiter!«
    »Dann soll er sich ausweisen!«
    »Durchs Fenster, und ab ins Auto!«, kommandierte Roman.
    Ich schnappte mir meine Jacke und sprang aus dem Fenster. Mauzend stob Kater Wassili unter meinen Füßen davon. Ich lief geduckt zum Wagen, riss die Tür auf und schwang mich hinters Lenkrad. Roman schob währenddessen das Tor auf. Der Motor aber wollte und wollte nicht anspringen. Während ich den Anlasser traktierte, sah ich, wie die Haustür aufflog, der schwarze Ziegenbock herausgeschossen kam und mit gewaltigen Sätzen hinter der Hausecke verschwand. Endlich heulte der Motor auf. Ich wendete und schoss wie ein Blitz auf die Straße hinaus. Dann flog das schwere Eichentor krachend hinter mir ins Schloss, Roman stürmte durch die Pforte und warf sich neben mir auf den Sitz.
    »Vorwärts!«, rief er munter. »Richtung Zentrum!«
    Als wir in den Prospekt des Friedens einbogen, fragte er: »Na, wie findest du’s bei uns?«
    »Ganz gut«, sagte ich. »Nur ein bisschen laut.«
    »Ja, bei Naina Kiewna ist immer was los«, pflichtete mir Roman bei. »Sie ist ein bisschen zickig. Hat sie dir sehr zugesetzt?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich habe sie ja kaum zu Gesicht bekommen.«
    »Warte mal«, bat Roman. »Halt bitte an.«
    »Was ist los?«
    »Da kommt Wolodja. Du erinnerst dich doch?«
    Ich bremste. Der bärtige Wolodja kletterte in den Wagenfond und drückte uns freudestrahlend die

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