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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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übrigens das Telefon.«
    »Und wo ist das berühmte Kanapee? Im Museum?«
    »Nein. Es muss noch ein Magazin geben.«
    »Das Magazin ist hier«, sagte eine bekannte mürrische Stimme.
    Meine Zimmertür ging auf, und auf der Schwelle erschien ein großer, hagerer alter Mann mit schneeweißem Haar, schwar zen Augenbrauen, schwarzem Schnurrbart und tiefschwarzen Augen. Bei meinem Anblick (ich stand in Unterhosen da, die Arme in die Hüften gestemmt, die Beine gegrätscht) blieb er stehen und sagte mit sonorer Stimme: »Aha.«
    Rechts und links von ihm spähten noch ein paar Leute ins Zimmer. Ich sagte »Verzeihung« und angelte nach meiner Jeans. Allerdings beachtete mich niemand. Vier Mann drängten sich ins Zimmer und umringten das Kanapee. Zwei von ihnen kannte ich: den unrasierten, mürrischen Kornejew mit den roten Augen, der noch immer das Hawaiihemd trug, und den dunkelhaarigen, hakennasigen Roman, der mir zuzwinkerte, unverständliche Zeichen machte und sich sogleich wieder abwandte. Den Weißhaarigen kannte ich nicht. Ebenso wenig wie den wohlgenährten, großen Mann im schwar zen, hinten etwas speckig glänzenden Anzug, dessen ungezwungene Gesten den Hausherrn verrieten.
    »Das ist also das Kanapee?«, fragte der mit dem speckigen Anzug.
    »Das ist kein Kanapee«, widersprach Kornejew mürrisch. »Das ist ein Translator.«
    »Für mich ist das ein Kanapee«, erklärte der mit dem speckigen Anzug und sah in sein Notizbuch. »Ein extrabreites, gut gepolstertes Kanapee, Inventarnummer elf dreiundzwanzig.« Er bückte sich und strich mit der Hand darüber. »Das Kanapee ist ja ganz nass, Kornejew – Sie haben es durch den Regen geschleppt. Und jetzt müssen wir damit rechnen, dass die Sprungfedern rosten und die Polsterung fault.«
    »Der Wert dieses Gegenstandes beruht keineswegs auf seiner Polsterung und schon gar nicht auf seinen nicht vorhandenen Sprungfedern«, erklärte der hakennasige Roman, wie mir schien, mit einem spöttischen Unterton.
    »Unterlassen Sie das, Roman Petrowitsch«, erwiderte der mit dem speckigen Anzug würdevoll. »Sie brauchen Ihren Kornejew gar nicht in Schutz zu nehmen. Das Kanapee gehört ins Museum und hat dort zu bleiben.«
    »Aber das ist eine Apparatur«, erklärte Kornejew verzagt. »Wir arbeiten damit.«
    »Davon ist mir nichts bekannt«, sagte der mit dem speckigen Anzug. »Und ich wüsste auch nicht, was für eine Arbeit das sein sollte. Ich habe zu Hause selbst ein Kanapee und weiß, was man damit anstellt.«
    »Das wissen wir auch«, sagte Roman leise.
    »Unterlassen Sie das«, befahl der Speckige und drehte sich zu ihm um. »Sie sind hier nicht in einer Bierstube, sondern in einer staatlichen Institution. Wovon sprechen Sie überhaupt?«
    »Ich spreche davon, dass das hier kein Kanapee ist«, erläuterte Roman. »Oder, wenn Ihnen das verständlicher ist: nicht nur ein Kanapee. Es ist eine Apparatur, die aussieht wie ein Kanapee.«
    »Ich muss Sie doch bitten, solche Anspielungen zu unterlassen«, entgegnete der mit dem speckigen Anzug in entschiedenem Ton. »Von wegen ›verständlicher und so‹: Jeder von uns hat seine Aufgaben. Und meine besteht darin, das Inventar zusammenzuhalten – was ich hiermit tue.«
    »Also«, begann der Weißhaarige mit klangvoller Stimme, und sofort wurde es still. »Ich habe mit Cristóbal Joséwitsch Junta und Fjodor Simeonowitsch Kiwrin gesprochen. Sie sind der Ansicht, dass dieses Translations-Kanapee lediglich musealen Wert besitzt. Da es seinerzeit König Rudolf II. gehörte, ist sein historischer Wert unbestreitbar. Außerdem haben wir, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, vor etwa zwei Jahren einen serienmäßig gefertigten Translator bestellt. Erinnern Sie sich, wer die Bestellung aufgegeben hat, Modest Matwejewitsch?«
    »Einen Augenblick«, erwiderte der mit dem speckigen Anzug und blätterte rasch in seinem Notizbuch. »Einen Augenblick … Ein Zweigangtranslator vom Typ ZGT-80 E aus dem Werk Kiteshgrad … auf Antrag des Genossen Balsamo.«
    »Balsamo arbeitet rund um die Uhr damit«, erklärte Roman.
    »Dieser ZGT ist Ausschuss«, wandte Kornejew ein. »Trenn schärfe mit molekularem Niveau.«
    »Ja, ja«, sagte der Weißhaarige. »Ich erinnere mich. Es gab einen Bericht darüber. Die Selektivitätskurve ist uneben. Tja. Und dieses … äh … dieses Kanapee?«
    »Handarbeit«, sagte Roman rasch. »Völlig störfrei. Eine Konstruktion von Rabbi Loew ben Bezalel. Rabbi Loew hat dreihundert Jahre daran

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