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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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sich. »Ich will wissen, was mit dem Licht und mit dem Wasser ist. Ist das Ihr Werk?«
    Sursmansor hob das gelbe Gesicht.
    »Nein«, antwortete er. »Wir haben das Unsere getan. Leben Sie wohl, Banew.« Er streckte seine Hand, die im Handschuh steckte, über das Pult.
    Viktor ergriff sie automatisch, verspürte einen Druck und drückte zurück. »So ist das Leben«, meinte Sursmansor. »Die Zukunft wird von einem, aber nicht für einen geschaffen. Das haben Sie sicher schon gemerkt. Oder Sie werden es bald mer ken. Das gilt für Sie noch mehr als für uns. Leben Sie wohl.«
    Er nickte und schrieb weiter.
    »Gehen wir!«, zischte Quadriga Viktor ins Ohr.
    »Ich verstehe überhaupt nichts«, rief Viktor in die leere Hotelhalle hinein. »Was ist hier los?«
    Er ertrug die Stille in der Hotelhalle nicht. Er ertrug es nicht, überflüssig zu sein. Doch nicht er war hier überflüssig – Sursmansor gehörte nachts um drei Uhr nicht ans Pult des Portiers. Mir können Sie keine Angst machen, ich bin kein Quadriga … Aber Sursmansor hörte ihn nicht, vielleicht wollte er auch nichts hören. Da zuckte Viktor demonstrativ mit den Achseln, drehte sich um und ging zum Restaurant. In der Tür stockte er.
    Die Stehlampen, der Kronleuchter und die Wandlampen strömten mattes Licht aus, der Saal aber war voll. An allen Tischen saßen Nässlinge. Einer sah aus wie der andere, sie unterschieden sich nur in ihrer Haltung. Die einen lasen, die anderen schliefen, und viele starrten reglos in den Raum. Ihre kahlen Schädel glänzten, es roch nach Nässe und Medikamenten. Alle Fenster standen offen, auf dem Fußboden gab es Pfützen. Außer dem Rauschen des Regens hörte man nichts. Dann stand plötzlich Golem vor ihm – ein erschöpfter, besorgter alter Mann.
    »Warum sind Sie noch hier?«, fragte er halblaut. »Gehen Sie, hier können Sie nicht rein.«
    »Wieso nicht?«, erkundigte sich Viktor gereizt. »Ich will etwas trinken.«
    »Nicht so laut«, warnte Golem. »Ich dachte, Sie sind schon weg. Ich habe bei Ihnen geklopft. Wo wollen Sie denn jetzt hin?«
    »In mein Zimmer. Ich nehme mir eine Flasche und gehe in mein Zimmer.«
    »Hier gibt es keinen Alkohol«, erklärte Golem.
    Viktor wies schweigend auf die Bar mit den matt schimmernden Flaschenreihen. Golem drehte sich um.
    »Nein«, sagte er. »Leider.«
    »Ich will etwas trinken!«, wiederholte Viktor hartnäckig.
    Aber die Hartnäckigkeit war nur gespielt. Die Nässlinge wurden auf ihn aufmerksam. Die, die gelesen hatten, ließen die Bücher sinken, die, die reglos dagesessen hatten, drehten die Köpfe; nur die, die geschlafen hatten, schliefen weiter. Dutzende glänzender Augen, die in dem rötlichen Halbdunkel zu schweben schienen, starrten ihn an.
    »Gehen Sie nicht mehr in Ihr Zimmer«, bat Golem. »Verlassen Sie das Hotel. Gehen Sie zu Lola oder zum Doktor in seine Villa. Ich muss nur wissen, wo ich Sie finden kann. Ich hole Sie nachher ab. Hören Sie, Viktor, seien Sie nicht so stur, tun Sie, was ich Ihnen sage. Jetzt ist weder die Zeit noch der Moment für lange Erklärungen. Schade, dass Diana nicht hier ist, sie würde es Ihnen bestätigen …«
    »Wo ist sie?«
    Golem sah sich wieder um und schaute auf die Uhr.
    »Um vier oder fünf ist sie an der Raststätte am Sonnentor.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Jetzt ist sie beschäftigt.«
    »Aha«, sagte Viktor und schaute ebenfalls auf die Uhr. »Um vier oder fünf am Sonnentor.« Er wollte jetzt nur noch weg. Es war unerträglich, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit dieser stillen Versammlung zu stehen.
    »Es kann auch sechs werden«, meinte Golem.
    »Am Sonnentor«, wiederholte Viktor. »Ist das dort, wo sich auch die Villa des Doktors befindet?«
    »Genau. Gehen Sie in die Villa, und warten Sie dort.«
    »Sie wollen mich bloß loswerden.«
    »Ja«, gab Golem zu. Plötzlich musterte er Viktor interessiert. »Viktor, wollen Sie wirklich hierbleiben?«
    »Ich will schlafen«, antwortete Viktor unwillig. »Seit zwei Nächten habe ich kein Auge zugetan.« Er packte Golem an einem Knopf und zog ihn in die Hotelhalle. »Gut, ich gehe«, sagte er. »Aber was ist das hier für ein Spuk? Halten Sie einen Kongress ab?«
    »Ja«, antwortete Golem.
    »Oder haben Sie zum Aufstand aufgerufen?«
    »Das auch«, sagte Golem.
    »Oder ist der Krieg ausgebrochen?«
    »Ja«, sagte Golem. »Ja, ja, ja. Verschwinden Sie endlich.«
    »Gut.« Viktor wandte sich zum Gehen, blieb aber abrupt wieder stehen. »Und Diana?«, fragte er.
    »Ihr droht

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